In dem Roman pimpert kein alter Herr seine verkommene Schwiegertochter (wie die Legende behauptet): es geht vor allem um den körperlichen Verfall des ich-erzÀhlenden Herrn, sein Rheuma, multiple andere Gebreste, Medikamente und WeinkrÀmpfe, die er unerwÌnscht genau beschreibt; dazu Grabkauf, Grabsteindesign und touristisches Programm in Kyoto.
Aufs Buchende zu wird es immer schlimmer. Einmal nimmt er vor der Schwiegertochter das Gebiss heraus und grimassiert zahnlos vor ihr, just als sie sich in seinem Schlafzimmer als Nachtkrankenschwester einrichtet.
(Ich bin so greis, lÌstern und hinfÀllig wie der Ich-ErzÀhler, aber auf seine gnadenlos heruntergeleierte Krankengeschichte kann ich verzichten.)
Die hypochondrische Hauptfigur sagt:
Sind A und B gleich schön, dann gebe ich der Frau mit dem schlechteren Charakter den Vorzug.
Darum steigt er wohl seiner Schwiegertochter nach, einer materialistischen Schlampe.
178 Endnoten:
Mein Manesse-Hardcover hat 178 Endnoten, allein auf den ersten 10 Seiten gibt es 39 Endnoten vor allem zu japanischem Theater und Essen. Soll ich dafÌr 39 mal auf den ersten zehn Seiten nach hinten blÀttern? Und noch 147mal auf den verbleibenden gut 200 Seiten des Haupttexts?
Wenn die Anmerkungen so wichtig sind, warum stehen sie nicht gleich unter dem Text oder neben dem Text, gerne auch mit Bildern, so wie es David Shapard bei Jane Austen vormacht? Viele der Anmerkungen kann man sicher ignorieren, etwa bei lÀngst vergessenen ostasiatischen BÃŒhnenkÃŒnstlern, wo die Anmerkung auch keine Erleuchtung liefert; aber die hochgestellten Ziffern prangen nun einmal im Buch, da fÀllt das bewusste Ignorieren schwer â man könnte etwas verpassen.
Vergleich zwischen den Romanen Der SchlÃŒssel (1956) und Tagebuch eines alten Narren (1961) von JunichirÅ Tanizaki:
Die Romane Àhneln sich deutlich: Beide spielen in engem Familienkreis, erektile Indisponiertheit, Frauen sexuell selbstbewusst und anspruchsvoll, TagebÌcher wichtig, Tabubruch, Exzentriker, Krankheiten. Doch Der SchlÌssel wirkt deutlich fokussierter, zerfasert nicht so wie das Tagebuch des alten Narren.
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