
Rezension Bollywood-Oldie-Komödie: Bawarchi (1972, mit Rajesh Khanna, Amitabh Bachchan) – mit Trailer & 3 Songs – 8 Sterne
Die indische Großfamilie hier in Bawarchi erinnert fast an eine Senioren-WG: Denn einige Söhne und Schwiegertöchter zeigen bereits ein gesetztes Alter und schüttere Haarkränze. Die Mitglieder in diesem einfachen, aber großzügig dimensionierten Mehr-Generationen-Haus sind meist zerstritten, denn keiner will kochen, Gemüse einkaufen oder den anderen zuerst auf den Abort lassen.
Die Köche laufen meist weg. Nur einer bleibt, und mit seinem sonnigen Gemüt schafft er es sogar, die verzankten Damen und Herren wieder zu einen, bis sie – Höhepunkt – ein fröhliches Lied beim Abwasch trällern.
Rajesh Khanna lässt die Sonne scheinen:
Bollywood-Altstar Rajesh Khanna gibt den heftig gutmenschelnden Koch Raghu (oder Ragout?), der sogar sein eigenes Gehalt drückt. Mit fröhlichem Dauergrinsen reminisziert Khanna seine Hauptrolle aus Anand (1971, Regie ebenfalls Hrishikesh Mukherjee): in Anand heitert er trotz todbringender Krankheit seine Umgebung auf; in Bawarchi („Koch“, 1972) präsentiert Khanna trotz niedrigster Dienste ein stets sonniges Gemüt, das auch auf die verkniffenen Damen und Herren Söhne und Schwiegertöchter abfärbt.
Khannas notorischer Gute-Laune-Onkel mit wiederkehrenden Manierismen („Ta-raaa“) könnte nerven, doch Khanna spielt so liebenswert verschmitzt, dass man ihm gernt zusieht. Viele gute Dialoge halten den Zuschauer bei Laune, so auch diese Lebensweisheit des Kochs:
It’s so simple to be happy,
but so difficult to be simple.
Dazu kommt eine sehr junge Jaya Badhuri (später Jaya Bachchan), die noch nicht so verknöchert spielt wie in den meisten Filmen danach.
Nie over the top:
Wie immer bei Hrishikesh Mukherjee: Die Figuren agieren nicht schrill übertrieben. Die Komödie rollt sehr zügig und unterhaltend, aber ohne Knalleffekte oder gar Gewalt durch. Selbst Komiker Paintal als Tanzlehrer muss sich zurücknehmen; gelegentlich ahnt man Selbstironie. Die Akteure pflegen liebenswert ihre Schrullen und Kleinkriege, flippen aber nicht aus. Die Tänze unterhalten bestens und fügen sich nahtlos in die Handlung ein.
Fast der gesamte Streifen spielt in der Studio-Kulisse des Familiendomizils. Die Akteure tragen gänzlich glamourfrei schlichte Baumwoll-Saris und Kurtas.
Ein einfacher Film, der glücklich macht. Vielleicht ist es schwer, einen einfachen Film gut zu machen, doch bei Hrishikesh Mukherjee wirkt es flockig-leicht. Einer meiner Lieblingsstreifen aus den 60ern und 70ern.
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