Rezension Bollywood-Oldie-Kracher: Amar Akbar Anthony (1978, mit Amitabh Bachchan) – 8 Sterne

Schon in den ersten 20 Minuten donnern die Schicksalsschläge nur so herunter, eine glückliche Kleinfamilie wird scheinbar für immer zertrümmert und neu verteilt, Fäuste und Kugeln fliegen, ein Selbstmordversuch scheitert. Klingt wie fürchterliches Drama, doch die Akteure spielen eine locker-lässige Selbstparodie, wie sie nur im Lande Bollywood begegnet – und keiner so kolossal beherrschte wie Regisseur Manmohan Desai .

Action und Spaß:

Und danach geht es ganz wörtlich Schlag auf Schlag weiter, die Handlung hetzt durch aberwitzige Wendungen, die Schauspieler zeigen Akrobatik noch und nöcher bei Prügeleien und Autounfällen aller Art. Allen voran natürlich Superstar Amitabh Bachchan mit enormer Präsenz, hier in der Rolle eines liebenswerten Lausbubs, der aber auch gern mal austeilt oder aus dem Ãœberraschungsei steigt und das berühmte “My Name Is Anthony Gonsalvez” schmettert, seiner Liebsten zuliebe (Video direkt oberhalb).

Gegen Bachchan verblassen alle anderen, nicht nur Bachchans Filmbrüder Vinod Khanna und Rishi Kapoor, sondern auch sonst präsenzstarke Bollydamen wie Nirupa Roy, Shabana Azmi, Parveen Babi und in einer Minirolle Tanzbombe Helen. (Rishi Kapoor und Ko-Akteurin Neetu Singh, schon 1977 in AAA ein Paar, heirateten 1979; ihr Sohn ist Ranbir Kapoor (Rocket Singh, Wake Up Sid)).

Maximale Bollywood-Power:

Bei aller Unlogik (Dinesh Raheja: “inspired lunacy”) verblüffen die Drehbuchschreiber mit einer gewissen Stringenz im Skript, mit einem Talent für Dramamaximierung pro Zeiteinheit. Ich konnte das Geschehen bis weit ins zweite Filmdrittel hinein mitvollziehen.

Nur als sich herausstellt, dass Jenny tatsächlich die Tochter von Robert ist, aber von Kishanlal gekidnappt wurde, weil – ‘ aber was soll’s. Es schadet nichts, die Handlung vorab auf Wikipedia zu lesen, zumindest die ersten zwei Drittel.

Tolle Songs:

Dazu tönen die enorm flotten Lieder der Altstars Laxmikant-Pyarelal. Der Ton auf meiner Shemaroo-DVD klingt sehr blechern, während das Bild für einen 1977er-Film ausgesprochen gut ausfällt.

Vollkrasser Hindi-Kinospaß, ausgezeichnet mit Filmfarepreisen für Amitabh Bachchan und die Musiker.

Dazu passt gut…

…ein früher Manmohan-Desai-Film namens Aa Gale Lag Jaa von 1973 mit den sympathischen Hauptdarstellern Shashi Kapoor und Sharmila Tagore. Er ist nicht so krachert wie AAA, aber liebenswert, heiter, kurzweilig, voller leicht verdaulicher Tragik und packt, ähnlich wie AAA, maximal viel Schicksal in jede Zeiteinheit.

Ebenfalls fulminante Masala bietet Manmohan Desais Suhaag, während Naseeb sogar für Desai-Verhältnis etwas zu over the top wirkt und zu sehr auf Schlägereien und wilde Effekte setzt.

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