Rezi: Hot Topic! 5, 12 pure Versuchungen, Lust zum Lesen!

Wenn überhaupt, sollte man das rosa Heftchen keinesfalls am Stück lesen, sondern mit anderer Lektüre mischen. Die Kurzgeschichten wirken pubertär, aufgesetzt und holzhammererotisch, aber ich bin auch Jahrzehnte älter als die mutmaßliche Zielgruppe (immerhin lese ich Print, so wie dieses Heftchen; tut das die Zielgruppe?). Immer wieder geht es um Tattoos und Piercings, auch in der grellen viel beworbenen Fotokurzgeschichte – homoerotisch wie viele der Texte hier.

Eine dieser triefend schwülen Passagen, hier von Chantal Schurke:

Der Haferschleim rinnt sämig an meinem Finger herab, wenn ich ihn herausziehe, um eine neue Beere einzutauchen. “Kannst du mal aufhören, so hypererotisch deinen Porridge zu fingern?” “Warum?” Mein Finger schiebt sich genüsslich erneut in die Masse. Ich sehe Lio provokant in die Augen. “Macht dich das etwa an?”

Mich nicht. Ich zahlte also 12 € für ein paar Texte, die nach Schulhoflokus klingen, von so illustren Namen wie Kevin Junk, Lin Rouge oder Natalie Sophie Bitterblut, plus schrille schwule Fotokurzgeschichte in 4c. Informationen über Kevin Junk, Lin Rouge oder Natalie Sophie Bitterblut gibt es nicht.

Es hagelt alberne Adjektive und Alliterationen, und das Lektorat (?) guckt zu:

Schmieriger Schweiß haftet an meinem Körper, als ich mich in ein schummriges Abteil fallen lasse.

Zudem sind die Texte gesteckt voll mit Englischem: “horny”, “bougie”, “preppy” – “honestly, mich hat’s mitgenommen”. Honestly, mich hat’s abgestoßen, da lese ich lieber gleich Englisch.

Immerhin, was man sonst nie kriegt: erotisierte Frauen, die scharf auf Sex statt belästigt und missbraucht sind – sexualisierte Geilheit statt sexualisierter Gewalt. So werden sonst nur Männer dargestellt. Ist das noch #metoo-konform, oder muss ich es dissen?

Fatma Aydemir, die einzige mir bekannte Autorin, schreibt über eine Frau, die einem Quickie in der Cocktailbar entgegentropft – ziemlich klischiert. In der “HEISSEN FOTOLOVESTORY” (U1) zwischen den Jungmännern Raz und Pussyboy in der Muckibude geht’s ums Gerammeltwerden – “Love”?

Ich habe nur einige Texte gelesen, dann konnte ich nicht mehr; aber nicht, weil ich so erotisiert war.

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