Birgit Vanderbeke lebt in Südfrankreich, einige ihrer vergnüglichen Romane spielen dort und vermitteln gute Eindrücke vom Landleben. Ihre “Gebrauchsanweisung für Südfrankreich” klingt jedoch wortreich, geschwätzig, betulich, bei gleichwohl leicht konsumierbarem Plauderton.
Immer wieder konstruiert Birgit Vanderbeke hypothetische Reisesituationen mit einem männlichen Leser, der mit “Sie” angeredet wird. Sie deutet ihre eigenen Südfrankreich-Erlebnisse mehrfach kurz an, schildert dann aber lieber erfundene Begegnungen – eine sehr unglückliche Wahl (ich hatte die 2. Auflage von 2002; die Ende 2017 aktuellste Auflage stammt offenbar von 2011). Viel zu viel redet Vanderbeke von Essen und Kochen.
Aufdringlich stellt Vanderbeke die Überlegenheit der südfranzösischen Lebensart heraus – nicht nur gegenüber Deutschland, auch gegenüber Paris. Darum ist Südfrankreich bei ihr meist “hier” – sie betont ihre eigene, beneidenswerte, überlegene Ortswahl.
Deutsche Orte und deutsches Wetter beschreibt Vanderbeke wiederholt mit hörbarem Spott:
…in Bochum, Jena oder Offenburg, oder wo immer Sie Ihren Wohn- und Arbeitsplatz haben (S. 43)
…wenn man in Fürth oder Wolfenbüttel lebt (S. 62)
…wie Sie das aus Siegen oder Braunschweig kennen (S. 96)
…wie Sie das aus Fulda oder Osterode kennen (S. 97, sic)
…wie für die Bewohner von Duisburg oder Wanne-Eickel (S. 120)
…in Wetzlar oder Jüterborg, angestellt oder selbständig (S. 145)
Die fiktive Reisepartnerin des fiktiven Hauptlesers nennt Vanderbeke verächtlich klingend “Hildegard”, und diese Person ist militant kulturbeflissen und tierschützerisch. Im Vergleich zu Südfrankreich mit seinem Front National ist deutsche Ausländerfeindlichkeit für Vanderbeke allemal schlimmer:
…angefangen bei Pöbeleien bis zu bösen Attacken, von der Schulwegerpressung bis zum fünften Fahrradklau und sonstigen Übergriffen. Von den hundert Rassismus-Morden und Bränden der Asylantenheime zu schweigen (S. 115f).
(c) Hans D. Blog
Kommentar von Dr. Eckhard Ulrich:
Also: mittels Genusslektüre wird man von Birgit Vanderbeke in eine Genussgegend geführt. Also: es macht Seite für Seite Spaß, dies Buch zu lesen… Zum Humor des Buches gehört das Nennen deutscher Orte, wobei auffällt, dass es im wesentlichen westdeutsche Orte sind. Des Spaßes halber seien sie allesamt genannt… Dies Buch sollte man kaufen, wo immer es zu haben ist.
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