Zeitreise-Roman: Plötzlich Shakespeare, von David Safier (2010) – 5 Sterne

Was ist dieser David Safier nur für eine Person? Eine, die begeistert peinlich-vorpubertär-anrüchige Witzchen erzählt und sich dann selber beifallheischend auf die Schenkel klopft? So klingt dieses Buch.

Und was sind das für Leute, die diese Trash-Phantasy-Klamotte auf die Spiegel-Bestsellerliste kaufen? Mögen die alle peinlich-vorpubertär-anrüchige Witze?

Und was bin ich für einer, dass ich diesen Schmarrn zu Ende lese?

Ausrede 1: Ich war am Ende der Welt, und nur dieses Buch stand zur Verfügung – immer noch besser als ungeordnete Gedanken.

Ausrede 2: Safier schreibt (bei aller Schlichtheit) so eingängig, dass man auch die kürzeste Leseprobe unfreiwillig bis Seite 100 ausdehnt.

Hanebüchen, aber locker:

Ja, es las sich locker runter. Obwohl die Geschichte hanebüchen zusammenphantasiert ist, die Binnenlogik versagt und die Figuren so menschlich wie Marionetten wirken. Obwohl die vielen vorpubertär-anrüchigen Zweideutigkeiten nerven. Obwohl das Deutsch ambitionslos, blutleer, blass, reizarm und schludrig klingt.

Obwohl der Psüchoquark gegen Ende quält. Obwohl die Klischees nur so triefen (Moppel-Mädel schmachtet nach Traumprinz, bekämpft Kummer mit Alk und Süßem, hat schwulen besten Freund).

Ein Beispiel für Safiers Sprachkunst:

“Wenn William etwas für mich empfinden würde, und ich wollte jetzt doch wirklich sehr, dass er dies täte, dann hätte er wohl nicht so leicht nachgegeben.”

Ich habe nochmal nachgesehen: Das ist nichts Übersetztes, Deutsch ist wohlgemerkt die Originalsprache des Romans.

Manchmal witzig:

Ein paar Dialoge haben Witz. Doch immer leiden sie unter der betont nachlässigen, schludrigen Sprache. Safier mag Douglas Adams, doch er bleibt meilenweit hinter dem Vorbild zurück.

Was ist dieser David Safier nur für eine Person? Ein sehr erfolgreicher Drehbuchautor und Romancier mit viel Phantasie (Wikipedia).

Hätte ich das Buch im Zug vergessen, ich hätte es wegen des Endes nicht noch einmal besorgt: Safier phantasiert so beliebig und unplausibel, dass jedes x-beliebige Ende denkbar schien, überzeugend oder nicht.

Und doch, ich hab’s zügig ausgelesen. Und den Kopf über mich geschüttelt. Nicht weitersagen.

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