Rezension Sierra-Leone-Roman: Das Herz aller Dinge, von Graham Greene (1948) – 7 Sterne

Dichte, intensive Geschichte um einen ehrlichen, englischen, katholischen Polizisten im Sierra Leone der Kolonialzeit. Er gerät in Gewissensnöte und weiß keinen Ausweg mehr. Gut konstruiert – oder schon zu ausgedacht? Dazu ein paar sehr trockene, coole Dialoge.

Der katholische Aspekt wird mir gegen Ende zu stark; möglicherweise gibt es nicht viele Menschen, die die Rituale so ernst nehmen. Greene hielt das Religiöse später wohl selbst für übertrieben.

Das Buch spielt in Sierra Leone, Westafrika. Die Schwüle trieft aus allen Zeilen, Ratten und Geier belagern die Hauptakteure. Das drückende Klima korrespondiert mit Gewissensnöten und drängenden Problemen. Letztlich könnte die Geschichte aber auch in London spielen, die tropische Hafenstadt bleibt exotische Kulisse, fast alle Hauptakteure sind Engländer.

Die englische Originalfassung (The Heart of the Matter) ließ sich leicht lesen. Die Verfilmung von 1953 mit Trevor Howard hat mich nicht beeindruckt.

Assoziation:

  • Von Graham Greene gibt es auch einen Bericht über eine Wanderung in Sierra Leone und dem benachbarten Liberia (Besprechung hier).
  • Ehebruch und religiöse Grübeleien gibt’s exzessiv auch bei John Updike, u.a. im Roman Heirate mich.
  • Amis und Engländer liebesleiden in exotischer Fremde, und die Einheimischen spielen so gar keine Rolle – das gibt’s allemal bei Graham Greene, aber auch in Henry James’ Roman Bildnis einer Dame

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