Ludwigs mediterrane Kunst- und Damenjagd schildert Rudolf Reiser (*1941) als verruchten Schenkelklopfer: Wir hören von Ludwigs “erlebnis- und sündenreicher Zeit” im “Sündenpfuhl” (jew. S. 18) und erschauern schon auf S. 10:
Ludwig dringt in Bildhauer- und Malerateliers ein, in päpstliche Gemächer, alte Paläste und schöne Frauenzimmer.
Und über Ludwigs Begleiter Graf Seinsheim (ebf. S. 10):
Kein Rock ist vor diesem Bock sicher.
Reisers Buch über alle Ludwigschen Amouren zwischen Aschaffenburg und Sizilien von 1999 klingt noch drastischer.
Ludwigs Therese ist “eine Trauerweide im königlichen Schlafgemach” (S. 75), jede “schöne Sünderin” (S. 58) ist attraktiver, nicht zuletzt im “Sündenpfuhl der Fürstin Paolina” (S. 52); stöhn. Rom wird zum Pattaya am Tiber vor allem in zeitgenössischen Zitaten, etwa vom “genialen” Georg Büchner (S. 72):
((…)) das Schwein, das sich in allen Lasterpfützen von Italien wälzte
Und Ludwig feiert Freund Seinsheims “Leben mit Huren” (S. 51). Selbst nun verheiratete Ex-Mätressen wollen das “doch wohl einigermaßen lucrative Verhältniß” (Klenze lt. Reiser S. 39) mit dem Wittelsbacher Schwerenöter aufrechterhalten. Ludwigs erotische Schlafzimmerdeko lieferte “der Geilheit höhere Weihe” (S. 59).
Trotz der pubertären Anzüglichkeiten wird Reiser plötzlich ganz g’schamig und redet auf S. 19 mehrfach ohne weitere Erklärung von “sicheren Küssen”, “venerischen Krankheiten” und “die Cottons”. Das geht doch deftiger 🤔?
Reiser textet fast schaueriger als Ludwig I. in seinen Schwulstgedichten, die auch im Buch erscheinen. Zum Ausgleich spendiert Reiser Auszüge aus Goethes Römischen Elegien und Goethes römischem Liebesleben.
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Immer wieder erzählt Reiser, was sich heute an Ludwigs einstigen Stätten findet, z.B. S. 20:
Die Gaststätte Cafè Greco floriert noch heute, freilich mit gepfefferten Preisen
Dem folgt eine Beschreibung der historischen Bilder an der Wand. Allerdings zeigt Reiser generell keine heutigen Bilder, etwa vom “Cafè Greco” heute. Er streut zahlreiche SW-Abbildungen ein – sämtlich historische Gemälde und Statuen, Ludwigs Frauen und Kunstwerke, auch männliche Weggefährten, oft etwas zu kleine Repros, männliche Köpfe wie Fahndungsfotos zugeschnitten, nie farbig. Völlig verblüffend erscheint ein aktuelles Foto mit zwei “jungen, selbstbewussten und fröhlichen Frauen (links Kirsten aus München, rechts Roberta aus Rom) heute!” Das Bild begegnet gleich auch im Reiser-Band König und Dame.
Wie wirkte sich Ludwigs markante Schwerhörigkeit auf die Geschlechterbeziehungen aus – das erwähnt Reiser nur einmal kurz, Ludwigs pockennarbiges Gesicht gar nicht. Er liefert keine Quellenbelege und sagt nicht, was aus den in Italien gezeugten Kindlein wurde.
Reiser textet nicht nur peinlich, sondern teils auch falsch. Bei längeren Sätzen gerät die Grammatik aus dem Blick. Z.B. S. 22:
Sie ((…)) schloß sich den um neun Jahre jüngeren Friedrich Schlegel an
Korrekt ist “dem”. Oder Seite 20:
Die Gaststätte Cafè Greco ((…)) erinnert mit seinem Schmuck an eine bewegte Vergangenheit
Korrekt: “ihrem”. Und das Café sollte man Caffè schreiben. Oder S. 29:
Wer Rom via Heimat verlässt
Gemeint ist offenbar “gen”? Metapher erscheint immer wieder als Maskulinum, u.a. S. 49:
Genau das ist der nächste Metapher. ((sic))
Korrekt “die”. Oder S. 87:
((…)) kosten dem Verfasser den Kopf
Korrekt “den Verfasser”. Oder erneut S. 87:
Er hat nur noch Augen für Lola Montez (26), deren Liebe ihn schließlich Verstand und Thron raubt.
Korrekt “ihm”. Außerdem liebte sie ihn nicht, Reiser könnte höchstens von Ludwigs Liebe zu Lola reden.
Oder S. 88:
was beiden eine gewisse Überwindung kostet.
Korrekt “beide”.
Manche Sätze in dieser “Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Starnberg” (Vorsatzseite) sind mir teils unverständlich, die Bezüge der Pronomina diffus.
Freie Assoziation:
- Rudolf Reiser schreibt separat über Ludwigs *sämtliche* Amouren in Italien und in Deutschland
- Goethe in Italien
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- Rudolf Reiser d. Wikipedia
- KL im HDBG
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