Korea-Spielfilm: Das Hausmädchen (2010) – mit Trailer – 7 Sterne

Gelacktes Edelpsychodram aus Südkoreas oberster Oberschicht, aber bis auf das bombastische Ende packend gespielt. Auch in Nahaufnahme überzeugen die Darsteller, signalisieren Beklemmung, Unterdrückung, Macht und Manipulationswillen (Regie Sang-soo Im, Hauptdarstellerin Do-yeon Jeon, engl. Titel The Housemaid, kor. Hanyo).

Edle Bilder, vielleicht schon zu viele:

Die Kamera betört unentwegt. Manchmal ist es schon zu viel, diese aufdringlich edel gefilmten Bilder eines edlen Palasts (der bis 2010 größte Filmset Koreas), in dem der Hausherr kultiviert-gierig seinem Sinn für Wein, Weib und Klavier frönt, allabendlich am Flügel brilliert und unablässig edle Tropfen schlürft (seine hochschwangere Frau sträflicherweise auch).

Eher störend, dass die Szenerie in jeder Hinsicht so isoliert und abgehoben ist: Die traumhaft reiche Familie bewohnt einen traumhaft opulenten Palast, und der ganze Film mit seinen wenigen Akteuren spielt darin. Man sieht kaum etwas von der Außenwelt, vom lukrativen Berufsleben des Hausherrn, immer nur die sechs Hauptdarsteller. Die Dienerinnen in Designer-Uniformen kredenzen Designer-Essen.

Dilemma mit den Sprachen:

Ein Dilemma bei diesem Film: Der koreanische Ton passt natürlich besser als der deutsche, also habe ich’s mit deutschen Untertiteln gesehen (Koreanisch verstehe ich nicht). Allerdings sind die deutschen Untertitel nicht so ausführlich, die deutschen Synchronistimmen sagen viel mehr als die Untertitel – darunter manchmal wichtige Details. Aber der deutsche Ton klingt so unrealistisch. Nebenbei, die deutschen Untertitel sind meist deutlich vulgärer als der deutsche Synchronton.

Erstmals wurde die Geschichte 1960 unter dem Titel Hanyo – Das Hausmädchen verfilmt (Regie Ki-young Kim, Hauptdarstellerin Jin Kyu Kim). Die 1960er-Version gilt als Meilenstein des koreanischen Kinos und sie unterscheidet sich deutlich von der hier besprochenen 2010er-Fassung: Der erste Film spielt in bescheidenem Ambiente in der Mittelschicht, und das Hausmädchen ist weit aggressiver und dämonischer als 2010.

Der 2010er-Fassung nicht unähnlich ist der koreanische Film The Taste of Money/Die Macht der Begierde von 2012, er spielt sogar ganz kurz auf das Hausmädchen an. Parallelen gibt’s bei Ausstattung, Atmosphäre, sozialer Sphäre und Konfliktlinien; The Taste of Money ist sicher eine Ecke hohler.


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