Lebhaft, warmherzig, unterhaltsam, dazu sehr spannend und überaus lustig – ich habe selten so oft bei einem Buch gelacht, und so laut, sogar bei den kurzen Abschnitten über England und Schweden, von denen ich mir wenig erhofft hatte. Ich habe mich bald wie ein Teil der Familie gefühlt, weil Chris Stewart auch recht ehrlich schreibt und vor allem sich selbst nicht schont – wenngleich seine Selbstironie mitunter schon zu vorhersagbar klingt.
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Ein bisschen Nörgelei am Stil:
Kaum wegzulegen, ist Pepper Tree sicher kein tiefschürfender Bericht, und gelegentlich wirken die Anekdoten und Dialoge einen Tick zu glattpoliert; gegen Ende wurde mir der Stil etwas zu durchschaubar. Dennoch, Chris, Ana, Chloe, der freifliegende Macker-Mönchssittich Porca und die gesammelten Schafhirten, Busfahrer und Schuldirektoren bieten bunte Unterhaltung ohne ernstere Krisen.
Das Buch wirkt jedoch etwas heterogen, fällt auseinander: Die Mehrzahl der Kapitel dreht sich zwar um Stewarts Farm El Valero in Andalusien Anfang der Nuller-Jahre, der Erzähler ist fast 50.
Aber es gibt auch Sprünge in die Jugend in England, zu einem Jugendaufenthalt in Spanien und dann ein aktueller Trip nach Schweden. Der Gitarrenkurs in Cordoba wirkt fast, als ob er zu Recherchezwecken besucht worden wäre und Stewart schreibt nicht, ob er anschließend wie geplant seine Familie mit Gezupftem beeindrucken konnte.
Das Problem mit den Zeitebenen:
In der erzählten Jetztzeit des Buchs ist die Tochter 5 und 6 Jahre alt, doch dann springt Stewart plötzlich zu einem Weihnachtsfest mit der dreijährigen Tochter zurück. Eine schöne andalusische Bergwanderung erscheint als weiterer halber Fremdkörper im Text.
Diese verschiedenen Themen könnte man besser integrieren. Zudem hören wir viel von einem Swimmingpool und von einem Damm, doch diese Themen tröpfeln halb ungeklärt aus.
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Vielleicht ist das hier meine bevorzugte Konstellation für Hot Country Reading: Mitteleuropäer in der faszinierenden Fremde, aber nicht als Reisende, sondern weil sie sich niedergelassen haben. Chris Stewart lebt freilich isoliert und statt mit Spaniern interagiert Stewart mehr mit Sittichen, ostdeutschen Praktikanten und britischen Öko-Architekten. Weitere Auswanderer-Berichte, meist Englisch und aus Mittelmeerländern, hier.
Im Vergleich zum Vorgänger scheint Parrot in the Pepper Tree (also Driving over Lemons Teil 2) vielleicht etwas lustiger, aber auch etwas beliebiger und weniger intensiv. Womöglich reflektierte Stewart diesmal vorab mehr über Stil und Inhalte, nachdem sich Teil 1 überraschend gut verkaufte.
Es ist aber nicht so kalkuliert olivenölig und sonnengereift wie Peter Mayles Provence-Berichte, zumal die Stewarts ganz anders als Mayle einige Geldsorgen haben. Teil 3 heißt Almond Blossom Appreciation Society – lesenswert.
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