• In Andalusien war ich auch mal.
    Auswandern,  Buch,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Sachbuch,  Spanien

    Kritik Spanien-Bericht: Capricho. Ein Sommer in meinem Garten, von Beat Sterchi (2021) – 3 Sterne

    Dies ist teils Autofiktion, teils Huertofiktion. Beides nervt. Denn sonst ist es nichts. Irgendetwas über Landflucht, Klimawandel, persönliche Abenteuer, demografischen Wandel, Bürgerkrieg, Tourismus, spanische oder EU-Politik, Dorfsoziologie etc. sagt Beat Sterchi nicht, auch wenn er ein bisschen über die Szene an der Küste spottet und in der Hängematte Bücher über Spanien ab 1936 liest. Sterchi erwähnt nicht mal Castellón, die spanische Provinz, aus der er berichtet, verrät nur ein paar Kleinstadtnamen Nichts passiert. Kein Konflikt, kein Drama, keine Liebe, kein pfiffiger Dialog, keine Politik im Dorf. Von den Nachbarn hören wir ein paar kauzige Sprüche. Zwischendurch kommen Frau und Tochter zu Besuch, sie erhalten wenige Zeilen. Den „lieben Freund Miguel“…

  • Belletristik,  Buch,  Roman,  Spanien

    Lese-Eindruck: Glückliches Ende, Roman von Isaac Rosa (2018, sp. Feliz final)

    Das Buch beginnt mit einer nicht enden wollenden, wehleidigen Wohnungsräumung Mehrseitige Passagen erscheinen durchgehend kursiv, nicht lesefreundlich* Mehrseitige Passagen erscheinen ohne Absatz, nicht lesefreundlich; z.B. S. 58 – 61 und S. 73 – 114 durchgehend ohne Absatz, dito S. 224 – 226 Tippfehler „norjdeuropäischem“, sic, schon S. 15 Die Übersetzung überzeugt mich nicht, einerseits soll wegen mit Dativ wohl umgangssprachlich klingen („wegen dem“, S. 13), andererseits sagt man umgangssprachlich nicht „Erotikspielzeug“ (S. 14) *ich hatte das Hard core cover aus dem liebeskind-Verlag, 2021 Amazon-Werbelink zum Buch

  • Belletristik,  Buch,  England,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Kurzgeschichten,  Südostasien

    Kritik Kurzgeschichten. W. Somerset Maugham: Collected Short Stories Volume 4 – 7 Sterne

    Die Bände 1, 2 und 4 der Collected Short Stories sind sehr heterogen: Sie versammeln Geschichten mit unterschiedlichsten Entstehungsjahren, Längen, Themen und Schauplätzen. Auch Band 4 mischt Geschichten aus England, Malaya und der Südsee, erschienen zwischen 1923 und 1946. Nur hier in Band 4 gibt es Geschichten aus Süditalien (Positano, Capri). Singapur, Vietnam und die Strafkolonie in Frz.-Guyana sind weitere Schauplätze, die in den anderen Sammelbänden zumindest nicht im Vordergrund stehen. Außerdem erscheinen hier, wie in Vol 2, besonders viele fernasiatische Geschichten – nicht nur die etablierten Maugham-Schauplätze Malaya und Südsee, sondern hier auch mehrfach Burma und Vietnam – die Texte von dort gehören offenbar auch zu Maughams Reisebericht Gentleman…

  • Belletristik,  Buch,  England,  Gut,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Kurzgeschichten,  Südostasien

    Kritik Kurzgeschichten. W. Somerset Maugham: Collected Short Stories Volume 2 – 7 Sterne

    Die Bände 1, 2 und 4 der Collected Short Stories sind sehr heterogen: Sie versammeln Geschichten mit unterschiedlichsten Entstehungsjahren, Längen, Themen und Schauplätzen. Auch Band 2 mischt Geschichten aus London, Süd- und Mittelamerika, Russland und heißem Asien, entstanden zwischen 1922 und 1940; Band 1 wirkt noch etwas heterogener. Für diese Bände 1, 2 und 4 gilt auch: sie enthalten einige schlechtere Geschichten, die ich mit 6 oder weniger Sternen bewerte, so dass die Durchschnittswertung aller Geschichten eines Bandes oft um die 6 liegt. Doch die schlechten sind die kurzen Geschichten, während die längeren Geschichten zum Beispiel aus London oder Fernasien oft 7 bis 8 Sterne verdienen – rechnet man also…

  • Belletristik,  Buch,  England,  Gut,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Kurzgeschichten,  Südostasien

    Kritik Kurzgeschichten. W. Somerset Maugham: Collected Short Stories Volume 1 – 7 Sterne

    Die Bände 1, 2 und 4 von Maughams Collected Short Stories sind sehr heterogen: Sie versammeln Geschichten mit unterschiedlichsten Entstehungsjahren, Längen, Themen und Schauplätzen. Volume 1 der Collected Short Stories wirkt besonders heterogen: Der Band enthält nur wenige der meistgefeierten Maugham-Shorties – das vielberaunte Südsee-Schmalzodram Rain ist jedoch drin. Die Kurzgeschichten sind oft routiniert erzählt, dabei inhaltlich sehr durchmischt: Sie spielen in armen Südseehütten oder teuren Londoner Restaurants, in andalusischen Mietblocks oder unter gutsituierten Engländern in Südfrankreich, drei oder 30 Seiten lang, todernst oder spöttisch-läppisch, dramatische Kurzromane oder knappe Zeitungsschnipsel, entstanden von 1909 bis 1947, zumeist ab 1921. Für diese Bände 1, 2 und 4 gilt auch: sie enthalten einige…

  • Belletristik,  Buch,  England,  Gut,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Kurzgeschichten,  Südostasien

    Kurzgeschichten. W. Somerset Maughams Collected Short Stories Vol. 1 – 4: Hauptthemen, Hauptschauplätze

    In den Collected Short Stories Band 1 – 4 von W. Somerset Maugham (1874 – 1965) gibt es diese Hauptschauplätze: Weißes Kolonialleben auf einsamen Posten in traurigen Tropen, v.a. Malaya oder Südsee (v.a. Band 1 und 4) Sozialsatiren aus London oder Südengland (v.a. Band 2) Gentleman-Spionage im ersten Weltkrieg in der Schweiz und Russland (Band 3) Reisesituationen allgemein v.a. aus weiten Teilen Europas und Asiens, auch auf Schiffen oder in Zügen Diese weiteren Schauplätze begegnen wiederholt, aber weniger oft: Singapur (Band 4), Italien (Band 4), Lateinamerika (Band 2), Spanien (Band 1), Ozeandampfer (u.a. Band 4), Südfrankreich (Band 1), Vietnam, Burma (jew. Band 4). Diese Bände 1 – 4 sind nic…

  • Belletristik,  Buch,  England,  Gut,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Kurzgeschichten,  Reise,  Südostasien

    W. Somerset Maugham, Collected Short Stories etc.: Welche Kurzgeschichte in welchem Band?

    Somerset Maugham auf Amazon: allgemein | Kurzgeschichten | Romane | englisch Diese Geschichten stehen in den Collected Short Stories Volume 1 – 4 u.i.w. Ausgaben: Ev31 = auch enthalten in Collected Stories in Everyman’s Library (31 Geschichten, bei Amazon) B17 = auch enthalten in The best short stories of (17 Geschichten, bei Amazon) B10 = auch enthalten in Best Short Stories (Macmillan, 10 Geschichten, bei Amazon) FET = auch enthalten in Far Eastern Tales (10 Geschichten, bei Amazon) MFE = auch enthalten in More Far Eastern Tales (ebfl. 10 Geschichten, bei Amazon) RSt = auch enthalten in Rain and other South Sea Stories (7 Geschichten, bei Amazon)      …

  • Belletristik,  Buch,  England,  Gut,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Kurzgeschichten,  Reise,  Südostasien

    W. Somerset Maugham: Which Short Story in Which Volume? [English]

    Somerset Maugham on Amazon.DE: allgemein | Kurzgeschichten | Romane | englisch Those stories are in Collected Short Stories Volume 1 – 4 and in other editions: Ev31 = also included in Collected Stories in Everyman’s Library (31 stories, Amazon.DE) B17 = also included in The best short stories of (17 stories, Amazon) B10 = also included in Best Short Stories (Macmillan, 10 stories, Amazon) FET = also included in Far Eastern Tales (10 stories, Amazon) MFE = also included in More Far Eastern Tales (also 10 stories, Amazon) RSt = also included in Rain and other South Sea Stories (7 stories, Amazon)       Ø 6,13 Collected Short Stories…

  • Biographie,  Buch,  Frankreich,  Gut,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Sachbuch,  Spanien

    Kritik der Picasso-Biografie von John Richardson: A Life of Picasso 1881 – 1906 (1991, Bd. I) ᛫ The Cubist Rebel 1907–1917 (1996, Bd. II) ᛫ The Triumphant Years 1917 – 1932 (2007, Bd. III) – 8 Sterne – mit Video

    Fazit: John Richardson erzählt recht leger, oft sarkastisch, meinungsfreudig und immer kurzweilig – nie wird er blasiert, langatmig, professoral. Richardson setzt kulturgeschichtliches Wissen sowie Fremdsprachenkenntnisse voraus. Weil Richardson ab den 1950er Jahren ein Freund der Picassos war, aber auch dank seinem Rechercheteam kann er viele neue Interna zutagefördern, auch neue Fotos. Richardson interpretiert intensiv und kommt dabei oft auf Sexuelles und Picassos Gefährtinnen. Der Rückumschlag von Band I sagt ebenso werblich wie zutreffend: „…magnificiently combines meticulous scholarship with irresistable narrative appeal“. Richardson bewundert viele Schöpfungen und wohl auch den Geschäftssinn Picassos, jedoch nicht den Menschen. Der Biograf stellt auch viele Wegbegleiter ausführlich vor – immer wieder samt deftigem Klatsch. Es…

  • Annehmbar,  Biographie,  Buch,  Frankreich,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Mediterran,  Sachbuch,  Spanien

    Kritik Biografie: Pablo Picasso. Eine Biographie, von Patrick O’Brian (1976) – 5 Sterne

    Biograf Patrick O’Brian schrieb viele erfolgreiche historische Romane. Auch seine Picasso-Biografie liest sich wie eine genüssliche, geruhsame Erzählung – recht lebendig, sprachlich solid, nie dramatisierend. Zwar berichtet O’Brian chronologisch, doch gern schweift er auch ab, greift voraus und verallgemeinert ein bisschen: Being a father is generally acknowledged to be an ungrateful trade; being a son is another…“, S. 68 The she-bear is often held up as the type of possessive affection; but neither the she-bear nor yet the tigress can compare with the average artist protecting his patron. S. 211 …just as celibates often dream of the marriage state, imagining strange joys, so some part of the outsider longs at…

  • Annehmbar,  Biographie,  Buch,  Historisches Buch,  Sachbuch

    Kritik Biografie: Picasso, von Wilfried Wiegand (1973, rororo-monografie) – 6 Sterne

    Wilfried Wiegand (*1966) war einst Redakteur bei Welt, Spiegel und FAZ. Wie von rororo-Monografien gewohnt, beschreibt Wiegand Pablo Picassos Leben nüchtern, überwiegend gut les- und nachvollziehbar, meist ohne Schwulst (also anders als Ingo F. Walther im Taschen-Verlag). Gelegentlich gibt es auch wunderliche Sätze wie (S. 24): Denn die Frauengestalten, die Nonell vor blauem oder ockerfarbenem Hintergrund malte, sind so weitgehende Vorwegnahmen von Picassos Blauer Periode, dass lange Zeit ungeklärt war, wer von beiden Künstlern der Gebende war. Wiegand flicht viele markante Picasso-Zitate ein und behandelt teils über mehrere Absätze hin gesellschaftliche und politische Ereignisse – Revolutionen, Kolonialismus. Doch vor allem stellt der Autor sein Sujet in den kunstgeschichtlichen Kontext („Brancusi,…

  • Annehmbar,  Biographie,  Buch,  Historisches Buch,  Sachbuch

    Kritik Farb-Biografie: Pablo Picasso 1881 – 1973. Das Genie des Jahrhunderts, von Ingo F. Walther (1992, Taschen-Verlag) – 6 Sterne

    Der großformatige, biegbar gebundene Band erinnert an ein teures, dünnes, exklusives Farbmagazin. Die Urheberschaft ist mir nicht völlig klar. Laut Impressum: Ingo F. Walther: scheinbar Hauptverfasser, aber auch mitverantwortlich für Produktion, Typographie und Herstellung (übrigens auch am Matisse-Band des Taschenverlags an „Redaktion und Produktion“ beteiligt) Matthias Buck, Rainer Metzger, Bernhard Serexhe: Mitarbeit und Redaktion Der Text machte mich teils sprachlos. Warum bringt ein (vermeintlich) cooler Schuppen wie der Taschen-Verlag solchen Schwulst aufs gestrichene  Papier (Zitat S. 6): Was nun Picassos Biographie betrifft, so beginnt sie recht eigentlich weit vor der Geburt. Denn das Unbegreifliche, Unvorstellbare – eben Geniale – muß nach Meinung der Biographen seine Ursache und Quelle woanders haben.…

  • Film,  Gut,  Spanien,  Spielfilm

    Filmkritik: Julieta (2016, von Pedro Almodóvar) – 7 Sterne – mit Video

    Die Trauer einer Mutter über den Kontaktabbruch der Tochter steht im Mittelpunkt des Films;  die Vorgeschichte läuft in langen, meist überschaubar angeordneten Rückblenden durch. Der Kontaktabbruch kam für mich völlig überraschend, ebenso wie die nachgelieferte Begründung für das Abtauchen der Tochter. Die gezeigte Handlung macht das nicht ganz nachvollziehbar. Noch mehr Tragödie liefern zwei Todesfälle, bei denen sich die Hauptfigur mitverantwortlich fühlt, gleich zwei schwer erkrankte, bettlägerige Ehefrauen und chronischer Ehebruch. Emma Suárez und Adriana Ugarte spielen Julieta in unterschiedlichen Jahrzehnten. Ihre kontrolliert trauernden Gesichter prägen den Film. Dabei gibt es keine Tränen, keine Ausbrüche, nur mal Apathie in der Wanne – Pedro Almodóvar wollte es so. Speziell Suárez als…

  • Biographie,  Buch,  England,  Gut,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Mediterran,  Reise,  Sachbuch,  Spanien

    Kritik Biografie: The Interior Castle, A Life of Gerald Brenan, von Jonathan Gathorne-Hardy 1992) – 7 Sterne – mit Video

    Biograf Gathorne-Hardy (*1933) war mit Gerald Brenan (1894 – 1987) bekannt und sah ihn in Brenans späten Jahren öfter; er hält sich aber bewusst, wie er sagt, weitgehend aus der Biografie heraus (er versteckt seine durchaus längeren Brenan-Begegnungen seit jungen Jahren gern in Fußnoten, z.B. S. 419, S. 573; seine Frau portraitierte Brenan für die Schutzumschlagrückseite). Gathorne-Hardy schrieb selbst eine ganze Reihe von Büchern, auch Romanen, und sein Brenan-Text klingt einigermaßen subjektiv mit deftigem Psychologisieren, gelegentlichen Flachereien und ein paar überflüssigen Altklugheiten („the writer’s key to a woman’s heart (or bed) is not dancing but the promise to get her novel or poems published“, S. 255). Gathorne-Hardy schreibt aber jederzeit…

  • In Andalusien war ich auch mal.
    Auswandern,  Biographie,  Buch,  Gut,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Mediterran,  Reise,  Sachbuch,  Spanien

    Kritik Andalusien-Memoiren: Südlich von Granada, von Gerald Brenan (1957, engl. South from Granada) – 7 Sterne

    Von 1920 bis 1924 lebte der junge Engländer Gerald Brenan im andalusischen Bergdorf Yegen in den Alpujarras, dann kehrte er ab 1929 noch mehrfach zurück. Erst 1957 schrieb Brenan seine frühren Andalusien-Erinnerungen unter dem Titel South from Granada nieder. Dabei lässt Brenan einiges aus – unter anderem Liebeshändel – und wegen der hoch-informierten Verallgemeinerungen glaubten viele Leser, Brenan sei viel länger im Süden gewesen. Reichlich Korrekturen und Ergänzungen zu South from Granada finden sich in Gathorne-Hardys Brenan-Biografie The Interior Castle (1992). 2003 wurden Brenans Erinnerungen in Spanien verspielfilmt (Al Sur de Granada). Nach einem zweimonatigen Spanien-Besuch 1946 schrieb Brenan zudem The Face of Spain, in dem er auch auf den…

  • Annehmbar,  Belletristik,  Buch,  Hot Country Entertainment,  Kurzgeschichten,  Spanien

    Buchkritik: Frauen in Spanien, Erzählungen (1989) – 5 Sterne

    Von den ca. 19 Texten habe ich ca. sieben oder acht gelesen. Davon hat mich keiner sonderlich angesprochen. Sie handelten überwiegend von jungen, modernen, städtischen Frauen – ohne jede mediterrane Romantik. Teils schienen mir die Kurzgeschichten nicht weiter frauenspezifisch, aber was weiß ich. In zwei Geschichten spielten nichtspanische Kunstwerke eine Rolle – die Mona Lisa und eine Geschichte von Edgar Allen Poe. Reihentypisch gibt es am Buchende zu jeder Autorin, unter ihnen die bekannte Rosa Montero, ein paar Zeilen Biografie. Im Nachwort streift Herausgeber Marco Alcántara die Themen der Geschichten – nach diesen Informationen habe ich Geschichten über Gewalt und den Bürgerkrieg gleich ausgespart, ein paar weitere habe ich nach…

  • In Andalusien war ich auch mal.
    Annehmbar,  Auswandern,  Buch,  Mediterran,  Sachbuch,  Spanien

    Buchkritik: The Sierras of the South, von Alastair Boyd (1992) – 6 Sterne

    Boyd erzählt, wie er 1958 mit seiner Frau von England ins andalusische Ronda zieht, um u.a. in Ruhe Romane zu schreiben und in wochenlangen Reitausflügen die Region zu erkunden – bewusst auf den Spuren großer englischer Spanien-Schreiber wie Ford und Borrow (S. 13 Flamingo-TB). Er zieht bald aufs Land, wird Bauer, Lehrer, Wirt, Tourguide und Reisebuchautor, heiratet neu, bleibt jahrzehntelang. Seine literarischen Ambitionen führen nicht weiter. In seinem Vorwort betont Boyd (Lord Kilnarock), dass er nicht der einzige Ausländer in der fremdartigen Umgebung war, dass er aber in seinem Bericht Ausländer oft wegließ, um sich auf die Hauptsache zu konzentrieren (S. ix). Er interessiert sich für örtliche Kultur und für…

  • Buch,  Gut,  Hot Country Entertainment,  Sachbuch

    Buchkritik: Gebrauchsanweisung für Andalusien, von Paul Ingendaay (2014, 7 Sterne) bzw. Nikolaus Nützel (2000, 5 Sterne)

    Paul Ingendaay plaudert recht locker und informativ dahin; er schwenkt in unvermutete Richtungen und jubelt aus der Hinterhand allerlei Lehrreiches unter, mit persönlichen Reiseerlebenissen angereichert, ungeniert subjektiv, aber sehr lesbar. Bis auf diesen Punkt – Ingendaay klingt öfter mal arrogant (S. 20): „Es ist anzunehmen, dass die meisten Leser dieses Buches kein Spanisch sprechen“ (¡claro!). Er mahnt uns streng (¿skeptisch?), „weder beim Schnellimbiss noch bei der erstbesten Touristenabfütterung haltzumachen“. Überheblichkeit mischt sich mit Fanboytum (S. 175): Da ich nicht annehme, dass Sie passionierte Lyrikleserinnen sind, unterstelle ich, dass Ihnen die schriftstellerische Klasse des Mannes ((Lorca)) nicht unmittelbar gegenwärtig ist. Glauben Sie mir: Er ist großartig. Nach einem Lorca-Zitat befiehlt Ingendaay…

  • In Andalusien war ich auch mal.
    Annehmbar,  Buch,  Hot Country Entertainment,  Mediterran,  Reise,  Reisebuch,  Sachbuch,  Spanien

    Andalusien-Wanderführer 2018 im Kurzvergleich (Rother, DuMont, Michael Müller, Hunter-Watts)

    Die folgenden Bücher hatte ich da und erst einmal zuhause verglichen: Guy Hunter-Watts, Walking in Andalucía, 2016, 36 Touren, englisch Dumont Wanderführer Andalusien, 2018, 35 Touren (nicht mitgenommen) Veronica Frenzel, Michael Müller Verlag, Andalusien, 2011, 36 Touren (nicht mitgenommen) Bergverlag Rother, Andalusien Süd, 5. Aufl. 2017 Ob die Autoren GPS-Routen mitliefern (so wie Frenzel, Hunter-Watts und Rother) bewerte ich nicht sonderlich, weil es die auch aus vielen anderen Quellen gibt (u.a. Wikiloc) und auch Open Street Maps zeigt viele Wanderwege und ist offline nutzbar. Grundsätzlich wandere ich mit GPS-Handy und brauche deshalb nicht die Beschreibung jedes einzelnen Blumentopfs in Andalusien. In der Sierra Nevada und in Cazorla hatte ich auch…

  • Annehmbar,  Biographie,  Buch,  Deutschland,  Historisches Buch,  Sachbuch

    Biografie-Kritik: Canaris, Patriot im Zwielicht, von Heinz Höhne (1976) – 6 Sterne

    Biograf Heinz Höhne arbeitete von 1955 bis 1991 beim Nachrichtenmagazin Spiegel und schreibt in etwa Spiegel-Stil: Teils personalisiert, mit überflüssigen, aber plastischen Details, ziemlich unterhaltsam, aber auch mit Blick fürs soziale, wirtschaftliche und vor allem politische Großeganze und nie zu offenbar unseriös dramatisierend. Das plaudert heiter dahin, tatsächlich einerseits im Spiegel-„Jargon“ der 1970er und frühen 1980er Jahre, kurzweilig („Eruptionen teutonischen Kraftmeiertums“, S. 301), mit handfesten Urteilen und klaren politischen Einstufungen; mit schnellen Begründungen per „denn auch“ und beweiskräftigem O-Ton per Kompaktzitat; der nächste Absatz beweist denn auch das Gegenteil mit ebenso überzeugendem O-Ton. Plastische Schilderung: Das Vorstellungsvermögen seiner Leser regt Höhne gern in 3D an (S. 35): Der Anker rasselte…

  • Annehmbar,  Biographie,  Buch,  Deutschland,  Historisches Buch,  Sachbuch

    Biografie-Kritik: Canaris, Hitlers Abwehrchef, von Michael Mueller (2006) – 6 Sterne

    Sieht man davon ab, dass Michael Mueller mit Canaris‘ Verhaftung und Hinrichtung beginnt und dann zurückblendet, verzichtet der Biograf gänzlich auf romanhaftes Dramatisieren und Auspolstern. Es gibt kein theatralisches Ausmalen einzelner Szenen, kein Psychologisieren, kein seriell rhetorisches Fragen. Das schließt Mueller im Vorwort auch kategorisch aus, verpflichtet sich zu „größtmöglicher Nüchternheit“ (S. 8 des List-Taschenbuchs von 2007) – er will sich damit auch von früheren Biografen absetzen. Diese Nüchternheit erfreute mich nach Arne Molfenters aufdringlich ausgeschmücktem Garbo, der Spion; Mueller klingt aber fast schon zu trocken: 1915 flieht Wilhelm Canaris zwei Monate lang abenteuerlich durch Chile, Argentinien und dann per Boot mit einigen südamerikanischen Zwischenstopps bis nach Deutschland – toller…

  • Annehmbar,  Biographie,  Buch,  Historisches Buch,  Sachbuch,  Spanien

    Spionagebuch-Kritik: Garbo, der Spion, von Arno Molfenter (2014) – 5 Sterne

    Ja, Molfenter erzählt einen dramatischen Spionagefall: Ein spanischer Hühnerzüchter foppt 1941 die deutsche Nazi-Abwehr mit frei erfundenen Nachrichten aus England und lässt sich von den Engländern noch als Doppelspion anwerben; der Mann trug offenbar wesentlich zu den erfolgreichen alliierten Landungen in Nordafrika und der Normandie bei. Molfenter entdeckte viel interessantes Material in den Archiven, interviewte 2012 Angehörige der Akteure und sichtete ihre Unterlagen. Tolle Geschichte, zumal am Rand Winston Churchill, George VI., Dwight D. Eisenhower, Wilhelm Canaris, Kim Philby und Graham Greene agieren; Greene fand hier offenbar die Inspiration zur Spionage-Klamotte Unser Mann in Havanna. Dazu kommen spannende Einblicke ins operative Geheimdienstgeschäft kriegführender Nationen. Sehr schade nur, dass Molfenter nicht…

  • Annehmbar,  Belletristik,  Buch,  Europa,  Mediterran,  Roman,  Spanien

    Rezension: Monsignor Quijote, von Graham Greene (Roman 1982, engl. Monsignor Quixote) – 6 Sterne – mit Presse-Links

    Ein Dorfgeistlicher und ein kommunistischer Ex-Bürgermeister trudeln etwas ziellos mit dem Auto durch Nordspanien nach Franco. Befeuert von Vodka, aber vor allem Rotwein, debattieren sie unentwegt, sticheln gegen die Überzeugung des jeweils anderen, vergleichen immer wieder katholische Religion und kommunistische Anschauungen. Die Reisegefährten sind sich bei allen weltanschaulichen Unterschieden freundschaftlich gesonnen und genießen immer wieder Wein, Käse & und kühle Abende am Straßenrand. Sie besuchen auch ein paar bekannte Stätten wie das Tal der Gefallenen oder Salamanca. Scheinbar liegen dem Roman zugrunde: Der Roman Don Quichote, in dem ebenfalls zwei Männer durch Kastilien ziehen; der Roman wird mehrfach zitiert, Greene benennt seine Hauptfiguren und das Auto nach Pendants aus Don…

  • Biographie,  Buch,  Gut,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Philippinen,  Sachbuch,  Spanien

    Rezension Magellan-Biografie: Over the Edge of the World, von Laurence Bergreen (2003) – 7 Sterne – mit Presse-Links & Video

    Bergreen erzählt ruhig mit vielen Hintergründen. Zwar war die Reise laut Buchumschlag „terrifying“ und voller „sex“ und „violence“; gleichwohl schlägt der langjährige Erfolgsbiograf und Harvard-Absolvent Laurence Berggren im Buch keinen reißerischen Ton an und personalisiert auch nicht mehr als realistisch. So berichtet er auf den frühen Seiten sehr allgemein, fast dröge und praktisch ohne einzelne Akteure von der Machtpolitik der Staaten, der Bedeutung des Gewürzhandels und vom Stand der Kartographie im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert. Später – gerade, als Magellans Flotte nach langem Hin und Her endlich lossegelt – schiebt Bergreen geschlagene zwölf Seiten über historische Aberglauben ein. Interessanter und kürzer sind Abhandlungen über die Sozialstruktur an Deck, über…

  • Annehmbar,  Biographie,  Buch,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Philippinen,  Sachbuch,  Spanien

    Rezension Biografie: Magellan, von Tim Joyner (1992) – 4 Sterne – mit Vergleich

    Der Biologe Tim Joyner hat zunächst sein Material nicht im Griff: Eifrig will er über alle Hintergründe und Umstände aufklären – und verwirrt den Leser doch bloß mit fast unkontrollierter Faktenflut und teils ausschließlich historischen Ortsnamen. Joyner beginnt mit der Geschichte der Seefahrt seit 4000 vor Christus und präsentiert allerlei adliges und kirchliches Personal ein bis zwei Jahrhunderte vor Magellan. Das Buch hat bis zum Beginn der Seereise – auf Seite 117 von 244 Seiten Haupttext  – keinen Fluss, weil Joyner immer neue Nebenaspekte aufgreift. Im Vergleich liest sich Lawrence Bergreens Magellantext weit angenehmer, obwohl es auch dort Unterbrechungen gibt. Joyners Kapitulation vor dem Stoff erhellt schon aus den ersten…

  • Annehmbar,  Biographie,  Buch,  Historisches Buch,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Philippinen,  Sachbuch,  Spanien

    Rezension Biografie: Magellan, Der Mann und seine Tat, von Stefan Zweig (1937) – 6 Sterne – mit Vergleich

    Stefan Zweig schreibt wortreich, blumig, altbacken, oft auch pathetisch tremolierend bis heillos over the top – mit reichlich Postponieren, rhetorischen Fragen, Adjektivkaskaden, erregten Parenthesen, Perfektpartizipien ohne Hilfsverb und muffigem Dativ-e („auf zermorschtem Schiffe“, S. 10). Zwar klingt die Sprache nie langweilig, nie schwach, der Wortschatz ist reich zumal bei Nautischem, die Geschichte bleibt meist spannend; aber Zweig (1881 – 1942) dramatisiert unentwegt, drängt mit Ungeduld des Herzens (der Ausdruck fällt im Magellanbuch), bauscht auf, echauffiert sich ohne Furcht vor Stilblüten – wie ein bemühter Onkel, der ein quengelndes Kind verzweifelt bespaßen will. Junior dürfte sich allerdings kaum amüsieren über ganze Zeilen auf Spanisch, Portugiesisch und Italienisch, die Zweig unübersetzt einstreut…

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    Rezension Andalusien-Buch: Last Days of the Bus Club, von Chris Stewart (2014, 4. Teil der Reihe „Driving over Lemons“) – 7 Sterne

    Chris Stewart erzählt weitere Geschichten seines Auswanderer-Lebens: Der Engländer wohnt seit 20 Jahren mit Frau und Kind auf einer entlegenen Farm in den andalusischen Alpujarras. Mit Driving over Lemons und zwei Nachfolgebänden landete er große Erfolge. Und hier im vierten Teil (erschienen im Juni 2014) geht es in gewohnter Manier weiter: Chris Stewart spottet über sich selbst, über den Blick der Spanier oder seiner Teenager-Tochter auf ihn, er erzählt mit Wärme und Sinn für die treffende Pointe. Ich habe von Anfang an gekichert und konnte bis zum Buchende kaum aufhören. Die Vorgängerbände muss man nicht unbedingt kennen. Der titelgebende Bus Club ist eine Versammlung von drei Vätern, die ihre Kinder…

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    Rezension Reise-Kultur-Buch Spanien: Between Hopes and Memories. A Spanish Journey, von Michael Jacobs (1994) – 8 Sterne

    Jacobs schreibt auf 410 eng bedruckten Seiten ausführlich über seine lange Spanienreise 1991, berichtet aber auch von ausgedehnten früheren Spanien-Besuchen, zitiert aus der Geschichte und aus sehr vielen oft sehr alten Büchern. Speziell die Literatur und literarische Figuren haben es Jacobs angetan, ebenso Maler; aber wir lernen auch Busfahrer, Pfarrer und viele Freunde des Autors kennen. Altes und Neues: Diese Wechsel zwischen alten und neuen Reisen, Berichten über Bekannte, über historische Figuren und über historische Berichte über historische Figuren erzeugen Sprünge, machen das Buch gelegentlich heterogen. Zu diesem unausgewogenen Eindruck schreibt der Independant: „It does not really describe a journey at all, but a whole mosaic of journeys, some of…

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    Rezension Andalusien-Bericht: Almond Blossom Appreciation Society, von Chris Stewart (2006, Teil 3 von „Driving over Lemons“) – 8 Sterne

    Wie in den vorhergehenden zwei Büchern der Serie, die mit Driving over Lemons begann, schreibt Chris Stewart warmherzig, mit einer gewissen Selbsterniedrigung und äußerst lustig – ich habe öfter laut gelacht. Am Ende gibt es noch ein langes, lesenswertes und relativ offenes Interview. Stewart bleibt auf jeden Fall ein Unikat, weniger gelackt als andere Autoren. Ganz zufrieden war ich dennoch nicht: So will Stewart elegant von Thema zu Thema überleiten, muss dafür jedoch öfter um viele Jahre vor- oder zurückspringen. Das stört die Chronologie und erzeugt den Eindruck von Geschichten, die schon in den früheren Bänden hätten erscheinen können, aber vielleicht zunächst ausgemustert wurden. Man glaubt auch sonst, dass Stewart…

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    Rezension Andalusien-Bericht: Factory of Light, von Michael Jacobs (2004) – 8 Sterne – mit Videos

    Jacobs schreibt warmherzig, liebevoll, und wir tauchen tief in die Dorfgesellschaft ein. Ein anderer Wahl-Andalusier, Chris Stewart, berichtet zwar auch sehr warmherzig – Stewart lebt jedoch isoliert am Berg und das mit Ehefrau, Kind und vielen Tieren, bekommt also weniger vom üblichen Dorfleben mit. Jacobs dagegen wohnt ohne Anhang mitten im Dorf Frailes (in einer stillosen, kaum heizbaren Kammer über einer Diskothek, deren Tristesse ihn wohl ohnehin zu Exkursionen zwingt) und luncht täglich mit der größten Quasselstrippe am Ort. Jacobs‘ Verbundenheit mit den Einheimischen erinnerte mich manchmal an Frank Schulz‘ Ouzo-Orakel. Die Bücher sind aber eigentlich nicht vergleichbar, abgesehen von den alkoholgeschwängerten internationalen Runden in Dorftavernen. Auf Amazon: Bücher zu…