Ingendaay beschreibt die Spanier mit erkennbarer Sympathie und mild schmunzelnder Ironie. Er liefert interessante Beobachtungen und flicht öfter auch spanische Ausdrücke ein – doch fehlt beim Thema Duzen oder Siezen jegliches Beispiel in Spanisch.
Die Kapitel scheinen vorderhand bestimmten Kategorien wie Bekanntschaften oder Essen und Trinken zu behandeln, doch Ingendaay wechselt gern in andere Bereiche und die Kapitelüberschriften geben (darum?) selten Aufschluss über den Inhalt.
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Sehr allgemein:
Ganz überwiegend verallgemeinert Ingendaay, nur selten redet er über einzelne Personen oder spezielle Reisen. Mir scheinen die Spanier weitaus individualistischer als die Portugiesen, deshalb sollte man sie eigentlich nicht so über einen einzigen Kamm scheren – aber genau das erwartet man von dieser Buchserie, ich weiß.
Ingendaay vergleicht Spanien kaum mit Portugal, Italien oder Griechenland. Solche Vergleiche hätten mich mehr interessiert als die allfällige Gegenüberstellung mit Deutschland. Wir hören nichts zu südlichen Volkssportarten wie Korruption, Examensbetrug, Steuerhinterziehung (aber einiges zum Verkehrswesen). Auch ob die Spanier einen ähnlichen Stolz auf ihre Kolonialgeschichte hegen wie Portugiesen oder Griechen, bleibt unbekannt.
Und zum Schreibstil:
Manchmal fallen Ausdrücke wie “in den letzten Jahren” – wann war das bitte? Informativer wäre ein Ausdruck wie “seit den späten 90ern”.
Sonst schreibt Ingendaay stets ansprechend, kultiviert, nie forciert umgangssprachlich oder auch nur salopp und nie weitschweifig, fast eher knapp. Bei einem FAZ-Korrespondenten achte ich automatisch auf Blasiertheit, Arroganz und Hochnäsigkeit; das scheint bei Ingendaay nur gelegentlich durch, gegenüber Spaniern genauso wie gegenüber Deutschen oder Engländern, die sich zum Beispiel freiwillig in bizarre All-inclusive-Ghettos auf den Kanaren pferchen.
Ohne Mallorca oder Fuerte:
Ansonsten spricht Ingendaay nur über das spanische Alltagsspanien und befasst sich kaum mit den bekannten Ferieninseln oder den mediterranen Costas. Das Baskenland, Kastilien, Madrid und Galizien behandelt Ingendaay eher als andere Regionen wie Andalusien (abgesehen von einer Anekdote aus Ronda).
Verblüffend: es gibt eine Reportage aus Gibraltar, aber nichts zum stolzen Katalonien und dessen Hauptstadt – oder liegt es daran, dass in der Reihe Gebrauchsanweisung ein separater Barcelona-Band erscheint? Oft verallgemeinert Ingendaay über das ganze Land hinweg, auch wenn er sich vermutlich vor allem auf Erfahrungen aus Madrid stützt.
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