Das Buch zerfällt in zwei Teile:
Im ersten flaniert der Hauptdarsteller durch New York, benutzt Leute, plaudert geistreich, enorm zynisch, hochgradig unterhaltsam. Man kann ihm höchstens etwas selbstverliebte Weitschweifigkeit vorwerfen.
Ab der Mitte geht es Schlag auf Schlag:
Unglaubliche Glücks- und Zufälle ändern das Leben des einstigen Einzelgängers, ein paar Glaubwürdigkeitslücken ziehen sich weiter durchs Buch. Zwar blitzt hier und da der alte freche Zynismus wieder auf, doch auf anderen Seiten produziert Hollywood-Profi Steve Tesich (1942 – 1996) triefende Seifenoper. Hatte er zu viel Ideen?
Noch hinter Seite 400 kommt eine neue Hauptfigur ins Spiel und zum Schluss, hinter Seite 500, gibt es noch zehn Seiten Filmexposee. Meist erzählt er in der Ich-Form, gelegentlich in der dritten Person. Manchmal in der Gegenwart, dann aber im Präteritum.
Dramatische Konstruktion:
Mehrfach konstruiert Tesich potentiell prekäre Situationen, die hochnotpeinlich enden könnten, wenn nur alle Akteure soviel wüssten wie der Leser – und sie sind nicht weit von dieser Kenntnis entfernt. Doch in aller Regel passiert genau dann, wenn die mögliche Katastrophe über 20 Seiten vorbereitet wurde: gar nichts. Da hat man nun mit angehaltenem Atem gelesen, andere Pflichten vernachlässigt, sich das dicke Ende schon ausgemalt – und dann löst sich das dräuende Drama in: Nichts auf.
Die Ãœbersetzung von Heidi Zerning lässt zu wünschen übrig. Ihr Deutsch klebt viel zu nah am Englischen, klingt aufdringlich übersetzt, man sieht noch das Gerüst der Originalsprache (“die Armeslängennähe der Häuser zueinander”, S. 222; “Seine Finger… fühlen sich eiskalt an, oder so meint er”, S. 539).
“Abspann”, 1. Auflage August 2006, verwendet konsequent alte Rechtschreibung mit vielen “ß”. Das “ß” erscheint sogar dort, wo es auch vor 30 Jahren falsch war (“ich vermaßle sie”, S. 198). Trotz Ãœbersetzung, trotz Schlingerns im zweiten Teil verdient “Abspann” knapp sieben Sterne.
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