Buchkritik: Leichtes Licht, von Hans Pleschinski (2005) – 5 Sterne

Diesen Kanaren-Trip setzte Hans Pleschinski gnadenlos von der Steuer ab, bis hin zum Cappu am Flugsteig, Seite 12:

“2 Euro 80.”… Zu D-Mark-Zeiten hatte der Kaffee hier auch schon 2,80 gekostet.

Hans Pleschinski plaudert possierlich dahin, allerlei feuilletonistisch Verspieltes kommt seiner Protagonistin in den Sinn, neben zierlichen Gehässigkeiten über Prolls, Bordfraß und die “nicht durchwegs sympathischen, trostlosen Afrikaner”. Doch die Hauptfigur ist Außendienstlerin beim Sozialamt, und der Gedankenstrom der Romanfigur Perlacher klingt eher nach dem Romanautor Pleschinski (auch nach dessen späterem Roman Königsallee), beide etwas über 40. Einmal fällt die Hamburger Romanfigur des Hamburg-Münchner Autors sogar ins Münchner Idiom (“eingekastelt”). Das alles passt nicht, aber als persönliches Pleschinski-Teneriffa-Tagebuch mochte Pleschinski seinen inneren Monolog wohl auch nicht herausgeben.

Überhaupt, darf ein männlicher Autor sich einen ganzen (luftig leichten) Roman lang in eine Frau hineinversetzen? Oder ist das heute schon übergriffig und #metoo? Mir ist immer nicht ganz wohl bei dieser Rollenverteilung – quod licet Tolstoi –, und wenn Pleschinski nicht so gefällig parlierte (S. 155 über den Strandwart: “Der Buchtmeister gehörte zum Gestade wie die Banane in den Export”), weit besser als andere neue deutsche Autoren wie Kloeble oder Treichel, hätte ich das Büchlein schnell beiseitigt.

Darin passiert praktisch nichts. Pleschinski beschreibt ausführlich die banale Oberfläche einer Teneriffa-Reise – Flughafen, Flug, Restaurants, Spaziergang, Strand. Drumrum allerlei Erinnerungen und blasierte Spekulationen der Hauptfigur. Die denkt ein paar Absätze lang an ein paar Liebhaber, entwirft ungeschriebene Briefe an sie – interessant; dann wird es wieder/bleibt es weiter banal (Seidenanzug, Tischfindung im Restaurant, Sonnenschutzfaktor, Thromboseangst).

Das mit den Liebhabern hätte Pleschinski ausbauen sollen, gern auch die konkreteren Aspekte des Sozialjobs. Dafür weniger Gegrübel über klassische Musik.

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