Das Theaterstück erzählt die Geschichte von Willy Brandts sozialliberaler Koalition ab 1972, vor allem seinen Sturz über die Guillaume-Spionageaffäre 1974. Zu den Figuren gehören Helmut Schmidt, Herbert Wehner, Genscher und Verfassungsschützer Nollau.
Dabei schreibt Michael Frayn nicht strikt linear – stattdessen driftet das Stück alle paar Zeilen zu einer anderen Episode, und zwischendurch unterhalten sich Guillaume und sein ostdeutscher Agentenführer quasi im Off. So wirkt das Drama atemlos, teils wie ein Traum und unübersichtlich.
Es gibt viele Anspielungen auf deutsche Zeitgeschichte und auf biografische Details – mir ist unklar, wie das internationale Publikum das alles verarbeitete. Immerhin schreibt Frayn ins erste Drittel einige aufdringlich didaktische Sätze, die über westdeutsche Besonderheiten aufklären, und kredenzt nebenbei auch ein paar starke, lakonische Einzeiler. Insgesamt klingt das wie ein Spezialitäten-Cocktail für Polit-Insider ohne Breitenwirkung.
Im etwa 37 Seiten langen Nachwort meiner englischen Faber&Faber-Ausgabe beschreibt Michael Frayn (*1933) sehr übersichtlich und informiert Nachkriegsdeutschland, die Rollen Willy Brandts und Günter Guillaumes, identifiziert Fakten, Fiktion und widersprüchliche Aussagen der Beteiligten und nennt historische Akteure, die aus dramaturgischen Gründen nicht auf die Bühne gelangen (u.a. Rut Brandt, Christel Guillaume und Egon Bahr) (in Demokratie agieren ausschließlich weiße Männer – ein klarer Fall für den #metoo-Marterpfahl). Danach folgt noch eine mehrseitige kommentierte Literaturliste mit vielen rein deutschen Titeln.
Mit Der nackte Wahnsinn (1982, engl. Noises off) legte Frayn einst eine brüllend komische Farce vor. Demokratie ist dagegen ernstes, stilisiertes Politikdrama – in großen Teilen historisch verbürgt, einige der Details wurden erst Jahrzehnte nach Brandts Sturz bekannt.
Das Stück lief u.a. in London und New York, und Frayns Buch erhielt international gute Kritiken (nachzulesen u.a. bei Complete Review). Das Deutsche Theater Berlin machte 2012 eine Art Schlager-Musical daraus, das Frayn nicht beglückte.
Frayns Stück wurde offenbar nicht verfilmt. Dasselbe Stück Zeitgeschichte zeigt der zweiteilige deutsche TV-Spielfilm Im Schatten der Macht (ebenfalls 2003, Buch und Regie Oliver Storz); dort spielt Willy-Brandt-Sohn Matthias Brandt den Spion Guillaume.
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