Rezension Bollywood-Oldie: Saajan (1991, mit Madhuri Dixit, Salman Khan) – 4 Sterne – mit 2 Videos & Presse-Links

Die zwei Stiefbrüder Salman Khan und Sanjay Dutt himmeln (verständlicherweise) Madhuri Dixit an. Dutt ist im Film zudem gehbehindert und Autor anonymer Poesie, die Dixit bewundert. Dixit lernt Dutt kennen, weiß aber nicht, dass die Dichterzeilen von ihm stammen. Dann platzt Khan herein und verliebt sich in Dixit.

Bald gibt es eine Konstellation, in der Dixit und Khan wichtige Informationen fehlen, und dann folgt eine Verlobung. Man ahnt das Ende, will jedoch auch wissen, wie es tatsächlich abläuft.

Gängige Ware:

Der Film ist sehr konventionell, teils pubertär. Er spielt epochentypisch in einem sehr reichen, westlichen Milieu.

Es gibt zehn oft moderat schmissige, aber kaum erinnernswerte Songs (ausgezeichnet mit gleich zwei Filmfare Awards), jedoch nur einen großen Ensemble-Tanz, bei dem Madhuri Dixit ihr Können zeigt. In einem weiteren Paartanz mit Salman Khan zuckt sie angestrengt brünstig (nächstes Video; bei weitem nicht mit dem Dhak-Dhak-Furor aus Beta).

Erfolgsfilm:

Diese Tänze bleiben pepplos, der Paartanz ist besonders schlecht choreographiert und einstudiert. Von Choreograph Chinni Prakash hört man auch insgesamt nicht so viel, ebenso wie von den Musikern Nadeem-Shravan und von Regisseur Lawrence D’Souza, der allerdings angeblich ein Saajan 2 inszenieren will (Quelle).

Dennoch erhält der Film bei IMDB immerhin 7,3 von 10 Publikumssternen (3220 Stimmabgaben im April 2015), er toppte 1991 die indischen Kinocharts und Saajan-Momente erscheinen flüchtig sowohl in Raanjhanaa (2013) als auch in Lunchbox (ebenfalls 2013).

Unplausibel:

Wie üblich wirkt auch Saajan sehr unplausibel. Nur ein paar Beispiele ohne viel Geheimnisverrat:

  • Es überrascht, dass Madhuri gleichzeitig bekannte Sängerin ist, in einem winzigen Buchladen verkauft und ein großes Haus bewohnt;
  • Dutt kommt als Projektleiter nach Ooty, sitzt dann aber den ganzen Tag in der Teestube, um Dixit im Laden gegenüber anzustarren

Sanjay Dutt als elternloser, gehbehinderter, melancholischer, anonym die Dixit anschmachtender Herzensdichter ist schwer erträglich, vor allem weil die Kamera immer wieder auf seine forciert melotragischen Dackelaugen fixiert. Seinetwegen habe ich den 2:52 Stunden langen Film auf zwei Abende umbrochen (es gibt auch eine noch längere Fassung).

Wie vom Blitz getroffen:

Auch Khan muss zu oft gucken wie vom Blitz getroffen. Er hat aber mehr Schwung als Dutt und erinnert momentweise an den jungen Shah Rukh Khan als selbstironischer Liebesgockel; doch Salman Khan agiert gröber und weniger charmant als SRK.

Die Dixit spielt im Stück selbst liebreizend und züchtig, weniger für die Rampe als in anderen Filmen. Ein paar Südinder nerven bollywoodtypisch als durchgeknallte Rapidschwafler, erscheinen aber sicherheitshalber mit weißer Haut.

Übergangszeit:

Der Film entstand in einer Übergangszeit: In den 80ern und frühen 90ern ging es auf der Bollywood-Leinwand gewalttätig und gesetzlos zu. Madhuri Dixit spielt in vielen solcher Streifen, etwa im furiosen Beta von 1992.

Ab Anfang der 90er wurden einige Filme familienfreundlicher und weicher, und auch hier in Saajan gibt es viele kuschelwarme, wohlgefällige Szenen; typisch auch das heitere Einvernehmen zwischen wohlwollenden Eltern und ihren erwachsenen, aber niedlichen Kindern. Vollends eröffnet wurde dieser Kuschel-Stil erst 1994 mit Hum Aapke Hain Koun…! und auf die Spitze getrieben mit Dilwale Dulhania Le Jayenge im Jahr danach (das, wie Sajaan, noch mit einer Prügel-Episode an die 80er Jahre erinnert).

Freie Assoziationen:

  • Der Tamil-Film Thenali spielt wie Saajan in Ooty, doch Saajan zeigt viel mehr Umgebung
  • Salman Khan und Madhuri Dixit in einem Film, das funktioniert viel besser in Hum Aapke Hain Koun…!
  • Reema Lagoo spielt hier wieder mal eine gutaussehende, würdige Mutter, wie etwa auch in Kal Ho Na Hoo (dort etwas apathisch) und Yes Boss
  • ein armer Waisenknabe als erwachsener Adoptivsohn gütiger reicher Eltern, das Motiv kehrte in Kabhi Khushi Kabhie Gham wieder
  • in den allerschwächsten Momenten erinnern Madhuri Dixit und ihre Männer hier an Manisha Koirala und Shah Rukh Khan im allerschwächsten Film überhaupt, in Guddu (1995)
  • die selbstmitleidige Suffphase eines reichen Muttersöhnchens gegen Ende erinnert an Shah Rukh Khans alkoholgetränkte Weinerlichkeit im 2002er-Devdas
  • das endlose Geblitze und Gedonner im dramatischeren zweiten Teil erinnert an ähnliche Meteorologie in Mohabbatein

Zur DVD:

Meine Eros-DVD liefert schlechten Ton, schlechte Farben, aber einigermaßen scharfes Bild. Die mögliche Bildfläche wird nur zu etwa 70 Prozent ausgenutzt, ein breiter schwarzer Rahmen umgibt das Bild.

Für die zehn Songs gibt es ein eigenes Menü, sonst keine Extras außer einigen Trailern. Die in Indien gekaufte DVD hat eine clevere Diebstahlsicherung: Die Scheibe lässt sich praktisch nur entnehmen, indem man sie zerstört.

Kritiker:

Molodezhnaja (gibt 2 von 5 Sternen):

Sicher ein Musterbeispiel für einen Bollywood-Formelfilm: A liebt B, überlässt B aber C, worauf C im Finale die Liebenden A und B zusammenführt…

Memsaab:

There is a lot of abominable early 90s styling (poor Madhuri!—her career was at its height during a truly awful time for clothing, hair and heroes)

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