Damit sammelt Beta (“Sohn”) Pluspunkte:
- Hauptdarstellerin Madhuri Dixit spielt und tanzt blendend, oft sexy und selbstbewusst, nicht nur im bekannten, betont aufreizenden “Dhak Dhak” (nächstes Video unten)
- unterhaltsame, schwungvolle Musik, schön eingerichtete Tänze, sehenswerte Kamera
- wenig Langeweile über fast drei Stunden (Regie Indra Kumar)
- ergreifende Szene, in der ein kleiner Halbwaise mit seiner Mutter “im Himmel” telefoniert (eine Telefonistin mimt die Mutter spontan)
- einige Negativpersonen erscheinen nicht überzogen, sondern nüchtern, vor allem Aruna Irani (Schwester des Regisseurs) als eiskalte, beherrschte Stiefmutter
- ein paar unterhaltsam krasse Actionszenen mit kuriosen Einfällen
Das sind die zahlreichen Nachteile:
- Hauptdarsteller Anil Kapoor wie immer verschwiemelt und hölzern – das “wood” in Bollywood. Es ist einfach nicht fair, dass ausgerechnet dieser öde Schnauzbart dauernd die schöne Madhuri abbusseln darf (und kaum zu glauben, wie anders und überzeugend er 16 Jahre später in Slumdog Millionaire den dämonischen TV-Moderator gab)
- Geschichte teils dämlich, u.a. die Liebe des Sohnes zur Stiefmutter, die darum auch den Vater 20 Jahre lang wegsperren darf; das Drehbuch enthält zudem reihenweise Unstimmigkeiten, die man leicht hätte ausbügeln können, und übertriebene Gefühlsausbrüche
- ein paar mal richtig böse Gewalt
- Erzählstil oft überbetonend: ein überraschtes Gesicht wird zehnmal schnell herangezoomt; wichtige Sätze erklingen noch fünfmal aus dem Off; erotische Avancen kommen überdeutlichst
- ein paar schrillkomische Nebenfiguren, vor allem Anupam Kher in seiner vielleicht unerträglichsten (und das will etwas heißen) von gefühlt 888 Bollywood-Rollen, hier als hasenzähniger und -füßiger Stiefmutterbruder
Insgesamt weniger Charme, Schmelz, aber auch Tiefe als viele 60er- und 70er-Jahre-Bollys. Die etwas hölzerne, kraftmeiernde Gesamtatmosphäre ist typische für Bollywoods Mittachtziger bis Mittneunziger. Sie erinnert an andere Indra-Kumar-Filme wie Mann (1999) oder Raja (1995, auch mit Madhuri Dixit). Beta (1992) erinnert damit auch an weitere Filme seiner Zeit, etwa Ram Lakhan oder Rangeela.
Beta war der Hindi-Kassenknüller seines Jahrgangs und bekam vier Filmfare-Preise, unter anderem für die drei Darsteller Kapoor, Dixit und Irani.
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