Kurzgeschichten: Mehr Liebe: Heikle Geschichten, von Frank Schulz (2010) – 5 Sterne

Das ist nichts Großes; man kann es lesen, aber Schulz’ Hagener Trilogie habe ich als deutlich besser in Erinnerung.

Die Geschichten wirken etwas einförmig:

  • Generell spielen sie in Hamburg oder drumrum, zum Beispiel im anzüglich klingenden Poppenbüttel, in Neu Hörnbach oder sonst in: Alt Hörnbach. Geurlaubt wird auf dem griechischen Festland oder sonst auf Kreta. Wohnt einer mal südlich von Bielefeld, dann in den Alpen.
  • Viele Geschichten handeln von Jugendlichen, das sind dann rauchende und trinkende kleine Rocker in den 70ern, die Krautrock, Doors oder Led Zeppelin hören. Die älteren Hauptfiguren sind meist rauchende und trinkende Ex-Rocker, jetzt zahme 40er mit Verlagsjobs.
  • Liebe ist hier vor allem jämmerlicher Liebeskummer verzagter Herren, einmal sogar eine Geschichte lang auf eine spröde Hollywooddiva gerichtet.
  • Zu oft werden die 70er verklärt; so geht es mehrfach um einzelne Pop-Oldies – wer sie nicht kennt oder nicht mag, fühlt sich ausgeschlossen. Eine Geschichte schildert gar Fußball-Oldies wie Sepp Maier und Stan Libuda.

Neben der Fußballererzählung handeln noch ein paar weitere Texte nicht von der Liebe. Einer davon gehört zu meinen Lieblingsstücken dieses Buchs: ein allzu routinierter Touristendampferkapitän im Hamburger Hafen reißt einen vorhersehbar schwachen Witz nach dem anderen, und man lacht unentwegt fast ungewollt, gegen den eigenen Geschmack; allerdings bettet Schulz diese unterhaltsame Schnurre noch in eine wehleidige Männerkumpelerzählung ein.

Ãœber die Sprache dachte ich:

Es sind kurze, kaum meisterliche Texte, und doch treibt Schulz einen Riesenaufwand mit Worten, türmt Metaphern, es berührt fast schon peinlich. Auch bei der Buchgliederung: So unterteilt Schulz die Geschichtensammlung in mehrere Teile – zum Beispiel Pop-Tetrameron II – doch manche Teile enthalten nur eine einzige Geschichte, sieben Seiten lang. Am Beispiel von Pop-Tetrameron II (enthält 1 Erzählung, S. 83 – 89):

Pop-Tetrameron II
Trugnattern
oder Die Hymne der Zeugen des ersten Kusses
Eine Schnurre

Was für ein Aufwand.

Einige Kurzgeschichten-Titel: Seele mit Käse; Der Stich des Bienenmörders; Untergang der Lügenbrut; Ein Aalstrich auf Muschis Grab; Sieben Pferde oder Das einsame Lied vom tiefen, traurigen Traum, Eine Novelle (dies die einzige Geschichte im Teil Pop-Tetrameron I ab Seite 111, nicht zu verwechseln mit Pop-Tetrameron I ab Seite 64).

Auch innerhalb der Erzählungen wirkt die Sprache mitunter übertrieben, tümelnd, aufgebauscht, und ein paar Stücke konnte ich wirklich nicht zu Ende lesen. Die vier Hauptfiguren in einer relativ langen Geschichte heißen, kein Scherz, Bea, Stefan, Helmer, Clemens.

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