Dieser packende Bergfilm hat heitere und tragische Passagen. Die Handlung erscheint aber nur als Vorwand, um immer neue, pompöse Bergszenen oder Mensch-am-Berg-Szenen aufzutischen – gigantische verschneite Bergspitzen, heiter tanzende Federwölkchen, schwarz dräuende Cumulusgewölke, unergründlich tödliche Gletscherspalten, rasante Skijagden, tapfere Menschen im Kampf mit den tödlichen Elementen. Sepp Rist erhält eine schlechte Nachricht per Brief – prompt bricht eine gewaltige Lawine los.
Und immer wieder, der heroische Wettstreit mit der Umwelt:
Sepp Rist kommt fast im Schnee um, verliert das Gefühl in den Händen, kämpft um sein Leben und sitzt schließlich in einem Haus, dessen Inneres von Schnee bedeckt ist, bekommt den Ofen nicht in Gang, hämmert aufs Morsegerät, wartet versteinert auf den Erfrierungstod. Ernst Udet pilotiert sein kleines Sportflugzeug, eine fliegende Nussschale, durch wilde Wolkenmonster und gefährliche Winde.
Beeindruckend, wieviel rohe Naturgewalt Regisseur Arnold Fanck und sein Kameramann Sepp Allgeier hier einfingen. Der Zuschauer versinkt in Schneemassen, wird von rasenden Skirecken mitgerissen.
Doch im ersten Teil ist “Mont Blanc” eher heiter. Hier hat die mild neckische Leni Riefenstahl ihre Auftritte und es gibt eine fantastische, toll choreographierte und gefilmte Massenskijagd (noch ausführlicher zeigt Fancks “Der weiße Rausch” ungestüme, heitere Skijagden).
“Mont Blanc” war zuerst ein Stummfilm:
Die Darsteller erscheinen durchaus gutaussehend und teils blond und heldenhaft. Sie werden jedoch nicht dramatisch heroisiert. Ich war nie unangenehm berührt. Dennoch musste sich Arnold Fanck nach 1945 teils als Waldarbeiter durchschlagen, Leni Riefenstahl hat ihm offenbar nicht geholfen.
“Stürme über dem Mont Blanc” entstand als Stummfilm, erst nachträglich wurden ein paar gesprochene Szenen eingefügt. Paul Dessau unterlegte fast den gesamten Film mit einer recht aufgeregten Musik. Man könnte das packende Werk auch ganz ohne Ton sehen, denn die Spielhandlung ist sekundär und wichtige Wendungen werden durch gut lesbare Briefe und Telegramme vermittelt.
Ich habe den Film auf dem Bergfilmfestival in Tegernsee 2008 oder 2009 gesehen. Er wurde dort per DVD gezeigt. Das Schwarzweiß-Bild war verkratzt und mit eingeschränktem Tonwertumfang, der Ton scheppernd, aber noch passabel.
Ein bisschen Handlung ist ganz nützlich:
Beim Tegernseer Bergfilmfestival 2009 zeigt Moderator Michael Pause im Barocksaal auch einen kurzen Interviewausschnitt mit Regisseur Arnold Fanck (1889 bis 1974, Wikipedia). Dort sagt Fanck fast wörtlich und sehr trocken:
“Nee, ich hab’ dann gemerkt, ganz ohne Handlung geht es auch nicht.”
Und das passt auch zu Stürme am Mont Blanc, bei dem jede Aktion nur dazu dient, wieder neue Natur- und Bergkulissen aufzutischen.
Matthias Fanck, Grafiker und Enkel des Regisseurs, tourt heute mit den Werken seines Großvaters durch Festivals, betreut Ausstellungen. Beim Tegernseer Bergfilmfestival 2009 erzählte er auch, dass er zu Opas Zeiten “jedes Jahr kurz vor Weihnachten” den Film “Sturm über dem Mont Blanc” und andere alte Fanck-Werke sehen musste, “natürlich mit einem 70-Millimeter-Projektor”.
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