Ausgelassene Tänze auf dem Festplatz; brutale Kämpfe mit Strömen von Blut und vielen Leichen; fröhliche Lieder auf dem Moped; wütende Blutrache mit brutalen Quälwerkzeugen; kindisch-heitere Parodien; Todesstürze in Zeitlupe; innige Männerfreundschaft; Warten auf die Hinrichtung; junge Liebe unterm Baum; sadistisches Ausnutzen und Genießen der Schwäche anderer; endlose Tragik; klingende Dialoge.
Sholay (1975) hat all das und noch viel mehr, verteilt auf drei immer spannende Stunden. Archaisches Handeln in archaischer Landschaft, ohne Gerechtigkeit, ohne Gnade – und ohne Rücksicht auf sensible Gemüter.
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Tolle Darsteller:
Die Darsteller überzeugen fast restlos. Etwas monoton steif wirken nur Sanjeev Kumar (sonst oft ein Verschmitzter) und Jaya Badhuri (wie immer). Die Kamera zeigt viele packende Nahaufnahmen und ungewöhnliche Perspektiven.
Helen und vor allem Hema Malini legen sehenswerte Tänze hin. Packend die Lieder von R.D. Burman: Gelegentlich werden sie für ein bisschen Handlung unterbrochen und laufen dann wieder an – die einzelnen Stücke fließen so perfekt wie der gesamte Film.
Sholay ist nicht so absurd übertrieben wie andere Bollywood-Masalas der Epoche, aber keinesfalls ansatzweise realistisch: Die bösen Banditen reiten so lange abwartend herum, bis sie endlich vom Pferd geschossen werden. Alternativ lassen sie sich von einem Felsen schießen, dann mit finalem Purzelbaum. Amitabh Bachchan war 1975 bereits so unsterblich, dass er durch Kugelhagel spazieren konnte.
Ich hatte diese zwei DVD-Ausgaben:
Die Sholay-DVD des deutschen Vertriebs REM hat deutlich besseren Ton als die Sholay-Ausgabe des indischen Billiganbieters MoserBaers, vielleicht auch ein etwas besseres Bild. Die deutschen Untertitel sind nicht exzellent übersetzt, aber der Sinn kommt herüber; nur die REM-DVD untertitelt auch die Lieder.
Beide DVDs zeigen ausschließlich das offizielle Sholay-Ende; die 1975 von der indischen Zensur abgelehnte, mutmaßlich packendere ursprüngliche Schlussszene bekommt man nicht zu sehen, obwohl sie noch irgendwo existiert.
Wer mehr wissen will: Anupama Chopras englisches Buch “Sholay, The Making of a Classic” hat Schwächen, ist aber trotzdem empfehlenswert als packender, leicht zu lesender Bericht über die Sholay-Entstehung, den gigantischen Aufwand und die Think-Big-Mentalität der produzierenden Sippy-Familie.
Weitere gute Filme von diesen Akteuren:
Regisseur Ramesh Sippy legte noch mehr packende Filme vor: 1972 das ausgelassene, praktisch familientaugliche Seeta aur Geeta ebenfalls mit Hema Malini, Dharmendra und Sanjeev Kumar oder 1995 das völlig durchgeknallte Zamaana Deewana mit Shah Rukh Khan. Wer allerdings Amitabh Bachchan als furiosen “angry young man” sehen will, wird bei Sippy nicht fündig – weder in Sholay noch im seltsam semi-kraftlosen Shakti von 1982, mit Big B in der alleinigen Hauptrolle. Deewar oder Zanjeer zeigen dagegen Amitabh Bachchan als Powerhouse-Actionheld, und auch in Amar Akbar Anthony dreht er köstlich auf.
Sholay-Regisseur Ramesh Sippy betreute später noch einige Filme als Produzent, unter anderem für seinen Sohn Rohan Sippy auf dem Regiestuhl. Die Fotografin Sheena Sippy (auch beteiligt am vergnüglichen Bolly-Buch “Lights, Camera, Masala”) ist die Tochter des Regisseurs.
Bei der Filmfare-Feier 1976 bekam Sholay deutlich weniger Preise als Deewar. Deewar stammt wie Sholay vom belesenen, sozial interessierten Autorenteam Salim-Javed und zeigt einen ungemein präsenten Amitabh Bachchan – weit markanter als in Sholay. Sholay war aber über die Jahre hin viel erfolgreicher und bleibt die Mutter aller Kracher.
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