Es geht um Dorf-Despoten und Haustyrannen im ländlichen Trinidad. Der Roman von V.S. Naipauls kleinem Bruder Shiva Naipaul enthält aber auch lange Berichte, sogar ausführliche Verallgemeinerungen, und in den ersten Kapiteln leicht unbehagliche Naturbeschreibungen.
Die Handlung deprimiert: Die dörflichen Behausungen halb-verfallen, die Trucks im Feld nebenan verrottend.
Und die Figuren wecken wenig Sympathie:
- Egbert Ramsaran, der indisch-karibische Mini-Onassis und Dorf-Despot
- seine schweigsame, unterdrückte Frau Rani, abgestraft und schuldbewusst wegen mangelnder Gebärfreude
- sein schweigsamer, antriebsloser Sohn Wilbert
- Singh, der schäbige Häusler mit dem verächtlichen Sarkasmus
Stil, Handlung, Personal, Stimmung – all das weicht deutlich von anderen Trinidad-Romanen der Naipauls ab, die stets auch eine heitere Note haben, mit trockenen Dialogen in Pidgin-Englisch und Undercover-Wärme unter rauher Schale. Seien es
- Fireflies von Shiva Naipaul selbst,
- Mr. Biswas, Mystic Masseur, Miguel Street oder Wahlkampf auf karibisch des älteren Bruders und Nobelpreisträgers V.S. Naipaul oder
- die Gurudeva-Episoden des Vaters Seepersad Naipaul.
Die “Chip-Chip Gatherers” wirken deutlich düsterer – traurige Tropen statt Sunshine Reggae.
Erst etwa ab Seite 80 von 320 kommt etwas Leben in die Bude. Wir erleben:
- Sushila, femme fatale der Zuckerrohrplantage und ledige Mutter ohne Respekt für die Herren der Schöpfung sowie
- Moon, egozentrische Krämergattin und Haustyrannin
Nun gibt es ein paar peppige Dialoge und Szenen, aber insgesamt bleibt die Stimmung gedrückt, das Personal unliebenswert und Shiva Naipaul unterbricht immer wieder für längere Erklärungen und Rückblicke, die den Fluss stören.
Dieser zweite Roman von Shiva Naipaul, von 1973, bleibt eine Ecke sperriger, kälter und trostloser als sein Erstling “Fireflies”, der ebenfalls kleine Leute auf Trinidad zeigt. Am Ende der “Chip-Chip Gatherers” taucht kurz ein jovialer Bekannter aus den “Fireflies” auf.
Fazit:
Die frühen Trinidad-Romane von V.S. Naipaul gefallen mir sämtlich besser, auch wenn Shiva Naipaul ein etwas breiteres soziales Spektrum zeigt und vor allem Jugendliche genauer beschreibt.
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