Nigeria in den 40ern: The Potter’s Wheel, von Vincent Chukwuemeka Ike (1973) – 5 Sterne

Das gesamte Buch von 1973 handelt von einem Neunjährigen in einem Igbo-Dorf in Ostnigeria in den 1940er Jahren. Zunächst wohnt Obu bei den Eltern, wird von der Mutter verwöhnt, von anderen Dorfjungen gepiesackt. Dann kommt er zu einem sadistischen Lehrerehepaar, das Kinder als Diener aufnimmt, sie anbrüllt und mit Plastikschlappen verprügelt.

Eine wesentliche Handlung gibt es nicht. Wir lernen ausführlich Kinderspiele, Schulgebräuche, Tänze, Aberglauben, Musik, Hausgepflogenheiten und Esssitten kennen. Meine Hardcover-Ausgabe von Harvill hat ein ausführliches Glossar.

Nicht überzeugend:

Das Buch ist ganz nett, fesselte mich aber nie (ein ähnlicher Gesamteindruck wie bei Toads for Supper desselben Autors. Die Wandlung, die Obu angeblich durchmacht, wird nicht überzeugend vermittelt. Sadismus und verbissener Aberglaube auch bei Erwachsenen verstören teilweise. Es fällt schwer, solche Akteure ernst zu nehmen.

Weil Autor und Figuren aus der Igbo-Kultur stammen, gibt es viele knackige Sprichwörter und Metaphern. Das erinnert stark an Bücher von Chinua Achebe, den Potter’s Wheel-Autor Ike auch als Inspiration nennt und der mit Ike zusammen in Umuahia und Ibadan studierte. Zumindest Achebes Alles zerfällt (engl. Things Fall Apart) ist aber deutlich stärker als Potter’s Wheel komponiert und getextet; Achebes schwächeres Der Pfeil Gottes (engl. Arrow of God) spielt zeitlich näher an Potter’s Wheel als Things Fall Apart.

Eine weitere Parallele zu The Potter’s Child: Camara Layes The Dark Child schildert auch eine Kindheit in Westafrika (in Ost-Guinea), ist aber positiv verklärt und umfasst einen größeren Zeitraum als The Potter’s Wheel.

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