Regisseur und Kameramann Nikolaus Geyrhalter folgt der afrikanischen Route der Dakar-Rallye (früher Paris-Dakar) und zeigt einfache Leute links und rechts der Piste – in Marokko, in der Republik Sahara, in Mauretanien, Mali und im Senegal. Die Autos selbst erscheinen nur wenige Sekunden, und die ganze Veranstaltung kommt nur gelegentlich zur Sprache: die tollkühnen Piloten hinterlassen Kugelschreiber und völlig zerstörte Straßen.
Die Kamera ist oft sehr statisch: kein Zoom, kein Schwenk, keine Tiefenschärfeverlagerung. Interviewpartner oder starre Landschaft erscheinen dergestalt statisch in zudem ungewöhnlich langen Einstellungen in extremem Breitformat (ich habe die Ausstrahlung bei 3Sat gesehen und dachte manchmal an ein Paris, Texas für Arme). Dann wieder folgt die Kamera Hinterköpfen durch Geröll und Dörfer. Es gibt keine Stimme aus dem Off, man sieht keine Journalisten, die Leute in ihren entlegenen Orten verhalten sich äußerst alltäglich, und Musik erinnere ich auch nicht.
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In die Umgebung gemeißelt:
So wirken die einheimischen Sprecher – Ziegenhirten, Bootsbauer, Hausfrauen, Kinovorführer, Soldaten – sehr intensiv, fast wie hineingemeißelt in ihre Umgebung. Der Österreicher Geyrhalter zeigt Alltagsbilder fernab jeder Touristenromantik, fernab auch jeder Doku-Routine, speziell in der Sahara sind die Leute so spröde wie die steinige Gegend.
Die Dokumentation könnte freilich auch Streifzug durch Nordwestafrika heißen, denn mit der Autorallye hat er praktisch nichts zu tun. Nikolaus Geyrhalter nennt keine Ortsnamen, zeigt weder Karten noch Routen. Lediglich Landesnamen erscheinen kurz.
So wirkt die Zusammenstellung der Szenen etwas beliebig. Wenn etwas den Film zusammenhält, dann die zwei häufig angesprochenen Gegenbewegungen: Reiche Europäer düsen nach Afrika; arme Afrikaner würden gern nach Europa auswandern. Als Klammer erscheinen die ersten und letzten Bilder: Der Film beginnt mit startenden Rallye-Teilnehmehmern in Europa und endet mit senegalesischen Bootsflüchtlingen.
Der Regisseur im Interview:
Dem Wiener Standard sagte der Regisseur über seinen Film “7915 km”:
Wir hatten 160, 170 Stunden Material. Da stellt sich natürlich die Frage: Wie sehr geht man in die Tiefe?
“Manirierte Ästhetik…” – die Kritiker:
Die Interviews wirken meist wie zufällige Fundstücke, die ein ganz anderes Bild der Länder und Regionen entwerfen, die man sonst nur als Kulisse… sieht
Das alles läuft sehr langsam und gemächlich ab. Man hat mehr als genug Zeit, sich das Bild in all seinen Facetten zu verinnerlichen.
So dreht sich die Studie nicht um den Kampfgeist der Rallye-Teilnehmer, sondern um die Sorgen der Menschen…
…gewisse dramaturgische Konturen… trotzdem fühlt sich die Aneinanderreihung von Eindrücken gelegentlich frustrierend beliebig an. (6/10)
…langen, großformatigen Bildern… Das alles gäbe natürlich Stoff für eigene Filme.
…ein Gefühl der Nähe und Unmittelbarkeit… immer wieder lange Einstellungen…
Ohne die ernüchternde Realität aus den Augen zu verlieren, entsteht so eine Hommage an Menschlichkeit und Langsamkeit
der Erkenntnisgewinn dieses Ansatzes bleibt bescheiden. Da sieht man ein Kind, das eine Ziege „Rallye“ genannt hat… in fast immer starren Scope-Bildern
Fluter (Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung):
ein einfühlsamer Blick auf die Bandbreite afrikanischer Lebensformen, die nie als Folklore abgetan werden.
visual meditation about human migration, in which rich Europeans drive south at great speed for sport and poor Africans travel north by foot and rowboat
…sublimely meditative… 7915 Km really measures the gulf between lives spent speeding for kicks and those in which travel is often a last-ditch bid for survival
- Regisseur Geyrhalter in der Wikipedia, seine eigene Seite, IMDB
- Webseite zum Film, Zusammenfassung bei 3Sat
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