Mississippi-Doku: Ol’ Man River (2007) – mit Trailer – 6 Sterne

Die Doku beschreibt den Mississippi von der Quelle bis zur Mündung. Ein Abstecher führt auch den Missouri hinauf, der in den Mississippi mündet.

Dabei konzentrieren sich die Autoren Michael Schlamberger und Steve Nicholls ganz auf zwei Punkte: Tiere und Geschichte. Andere Aspekte blenden sie dagegen völlig aus, zum Beispiel aktuelle Politik, urbanes Leben, Umweltprobleme, Pflanzenwelt und die wirtschaftliche Bedeutung mit Ausnahme von ein paar lieblos bebilderten Minuten über Schleusen (genaue Inhaltsangabe bei 3Sat).

Geschichte wird nachgestellt:

Historisches wird mit vielen Spielszenen im Kanu und im grün überwucherten Uferland illustriert: Spanische und französische Entdecker waren die ersten Weißen am Mississippi, eine amerikanische Expedition erforschte den Missouri. Die Szenen zeigen auch dramatische Erstbegegnungen zwischen Weißen und Indios. Das Muster: zunächst ist man freundlich, später wird gekämpft. Die gestellten Szenen reichen nicht an die Qualität eines Spielfilms heran, veranschaulichen aber doch die Situation der Entdecker vor einigen hundert Jahren.

Etwas gewollte Überleitungen führen immer wieder von der Geschichte zur Fauna: Rotwölfe, Pelikane, Erdmännchen erscheinen in schönen Bildern, noch besser sind bizarre Unterwasserwesen und Krokodile. Mit-Regisseur und Mit-Autor Michael Schlamberger, promovierter Mediziner, begann einst als Unterwasserfilmer und legte nach dem Mississippi auch Flussportraits zu Sambesi (Der donnernde Fluss) und Donau (Lebensader Europas) vor (Interview mit Schlamberger) .

Digitale Tricks:

Nach soviel Natur und Geschichte verblüfft es fast, dass sekundenweise moderne Metropolen auftauchen, etwa Saint Louis und Memphis. New Orleans wird praktisch ignoriert. Die Stadtkulissen benötigen die Regisseure vor allem für einen schnellen Trick: Die Wolkenkratzer und Brücken schrumpfen digital, bis nur Natur zurückbleibt – und dort sehen wir wieder die einstigen Entdecker, wie sie den Mississippi überqueren oder vorsichtig ein Indianerdorf betreten.

Neben den Computertricks dramatisiert die Doku noch mit üblicheren Methoden: rasende Wolken und Wolkenschatten, unentwegt wichtigtuerisch raunender Sprecher, per Verlaufsfilter abgedunkelte Wolken. Das sicherlich extrem harte Leben der Entdecker und der Indios erscheint dagegen vorwiegend beschaulich bis idyllisch und kaum einmal brutal. In Effekt-Kraftmeierei, technischer Qualität und Konzept erinnert die Mississippi-Doku an den Film Mythos Kongo.


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