Hillary-Everest-Spieldoku: Beyond the Edge (2013) – mit Trailer – 4 Sterne

Die Spieldoku zeigt detailliert die erste erfolgreiche Everestbesteigung 1953. Zu den Themen gehören Konkurrenz in der Gruppe, technische Probleme mit den Sauerstoffgeräten und die vielen Schwierigkeiten im Gelände. Nicht immer ist klar, ob authentische oder nachgestellte Bilder erscheinen.

Obwohl der Ausgang bekannt ist, wirkt der Film spannend und man fiebert bis zum Schluss mit. Die Spielszenen wurden offenbar am Originalort gedreht, bis hin zur Everestspitze – teils aber auch in den neuseeländischen Südalpen.

Schwulst:

Allerdings: Der Streifen aus Neuseeland ist völlig überfrachtet mit schwülstiger oder aufdringlich dramatisierender Musik – unerträglich beim Gipfelmoment, in den anderen Szenen nicht wesentlich angenehmer (Regie Leanne Pooley, Kamera Richard Bluck und Mark Whetu).

Man sieht nie die Sprecher selber, ihre Stimmen überlagern die Bergbilder. Diese Stimmen klingen teils bewusst verfremdet, dazu kommt der Akzent – ohne die Untertitel hätte ich nichts verstanden.

Beyond the Edge zeigt exzellente Bergbilder – sie wirken aber nicht, wegen der Mischung aus Nachgespielt und Authentisch und wegen des unablässigen Musikbombasts. Kleinere Rückblenden hier und da erschweren die Orientierung weiter.

Wenig über den Hauptakteur:

Der Film entstand zum 60. Jahrestag der Erstbesteigung 1953. Er informiert aufdringlich unterhalten wollend durchaus über die Expedition, aber nur wenig über Edmund Hillary: Der Neuseeländer war sehr ehrgeizig, er züchtete vorher Bienen, kletterte in den Südalpen und zweimal schon im Himalaya, mehr nicht. Hillary (1919 – 2008) war ein feiner Kerl, und zum Glück gibt’s informativere Bücher und Filme über ihn.

Diese Doku hier begeht fast alle denkbaren Doku-Fehler: Schwülstige Musik, Verzicht auf Hintergrundinformation durch Verzicht auf Hintergrundsprecher, gelegentliche Wolkenzeitraffer, leichte Bildverfremdung sowie eben Spielszenen. Tauchen Masken- und Kostümbildner im Vorspann einer Doku auf, stimmt etwas nicht.

Ich sah den Streifen auf dem Tegernseer Bergfilmfestival 2014 mit deutschen Untertiteln. Produziert in 3D, lief Beyond the Edge in Tegernsee in 2D. Deutschsprachige Ausgaben gibt es in 2D und 3D zu kaufen.

Nach dem Film lobte Moderator Michael Pause Hillarys Persönlichkeit und interviewte die Vorsitzende der deutschen Hillary-Stiftung, Ingrid Versen, die Hillary öfter in Bad Wiessee zu Gast hatte. Zu Qualität und Machart der Doku fiel kein Wort.

Bombast-Bombardement:

Effekthascherei und quälende Musik sind im Bergfilmbereich nichts Neues und waren auch beim Tegernseer Bergfilmfestival 2014 noch öfter zu erdulden (mein Bericht), sogar bei Heinz Zak. Aber so massiven Bombast wie in Beyond the Edge kannte ich bisher nur von Red Bull Media, Mount St. Elias lässt grüßen.

Im Fernsehen hätte ich das Bild-Musik-Bombardment nach zehn Minuten abgebrochen. Aber ich saß nun im Barocksaal zu Tegernsee und habe es über mich ergehen lassen. Auf dem Stimmzettel für den Publikumspreis des Bergfilm-Festivals habe ich angekreuzt: “Der Film gefällt mir: nicht“. Und siehe, die Riesenproduktion erhielt in Tegernsee keinen einzige der vielen möglichen Auszeichnungen.


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