Rezension Agrar-Doku: Die schöne Krista (2013) – 7 Sterne – mit Video

Krista gewinnt deutsche und europäische Schönheitswettbewerbe. Dabei sieht sie so aufgepumpt aus wie ein Bodybuilder, der ins Anabolika-Fass fiel: Krista ist eine allzu dralle, überpralle Holstein-Kuh, und der Film portraitiert den Agrarbetrieb von Kristas Besitzern, Janine und Jörg Seeger.

Die Regisseure Antje Schneider und Carsten Waldbauer liefern gute, aber unaufdringliche Bilder. Jazzpianist Rainer Brüninghaus steuert ein paar weniger auffällige Instrumentalstrecken bei (beim Schönheitswettbewerb muss Brüninghaus schweigen: der Veranstalter beschallt Mensch und Tier mit Wagners Zarathustra).

Versteigerungen und Tierkliniken:

Wie in vielen abendfüllenden Dokus gibt es keinen Sprecher aus dem Off, nicht mal Interviewfragen. So bleibt manches unerklärt. Ganz zum Schluss erscheinen ein paar Texttafeln.

Interessant die Einblicke in Versteigerungen und Tierkliniken. Das ist eine eigene Welt, mit ein paar mild unterhaltsamen Charakteren.

Schwanger wollte Krista zunächst nicht werden, zum Schaden des Betriebsvermögen. Der Film begleitet die Seegers noch nach Kanada, dort besuchen sie Besamungsunternehmen und Auktionen (mit ähnlicher Atmosphäre wie die Veranstaltungen in Norddeutschland und Italien). Und irgendwann ist Krista auch in anderen Umständen – hoffentlich wird es ein Mädchen.

Nüchterner Betrieb:

Klar wird: Romantisch geht es auf dem Agro-Betrieb der Seegers nicht zu, eher wie auf einer schnellgetakteten Baustelle. Mal werden die Tiere wie eine Palette Baustoffe behandelt – die Milchpreise erlauben es nicht anders – mal netter (ein dramatisches Gegenbeispiel mit einem langsamen Kleinbauernhof liefert die Oberbayern-Doku Das Ei ist eine geschissene Gottesgabe). Es überrascht fast, dass auch die hochgezüchtete Turbomilchmaschine Krista Gefühle zeigt und blökend die Entführung ihrer teuer vermarktbaren Tochter in einer Schubkarre verfolgt.

Der Film gefällt mir besser als die Welt, die er zeigt.



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