Selten sah ich in einem Hindi-Film so sinnliche Szenen und Bilder. Auch einige Dialoge haben es in sich. Viele schöne Frauen, teils in prachtvollem Geschmeide, teils in relativ knappem Gewand. All das ist jedoch nie betont schwülstig aufdringlich.
Ungewöhnlich auch: Ehebruch wird hier freudig zelebriert, und die gehörnte Gattin trällert später ein Lied mit der Rivalin. Als Bonbon gibt’s gegen Ende noch ein schön choreographiertes Dorffest mit ganz großer Besetzung.
Die Handlung ist banal:
Utsav (nicht verwechseln mit dem 2014er-Nepali-Film) hat jedoch ein banales Handlungsgerüst, es stammt aus 1600 Jahre alten Sanskrit-Märchen: Der ruchlose Königsbruder verliebt sich in ein Edel-Callgirl (Rekha), das sich in einen armen Dörfler verliebt. Dieser Königsbruder stampft als unsäglich toupierter, grölender Volltrottel durch die Kulisse.
Der Königsbruder wird gespielt von Bollywoods hauptberuflichem Bösewicht-Darsteller Amjad Khan (berühmt als Gangster Gabbar Singh in Sholay, aber in Utsav weit weniger dämonisch). Khan macht den Film stellenweise zur Qual; überraschend, dass Produzent Shashi Kapoor so einen Quark mitverantwortet.
Immer wieder Rekha:
Irgendetwas ist dran an Rekha, dass sie immer halbseidene Rollen bekommt. Nicht nur hier spielt die etwas Sphinxhafte ein Callgirl, auch die Filme Umrao Jaan und Kama Sutra zeigen Rekha im Adult Entertainment; verblüffend, dass sie nie die Chandramukhi in einer Devdas-Verfilmung gab. Die Streifen Parineeta und Zubeidaa haben Rekha-Auftritte als zweifelhafte Sängerin oder Schauspielerin.
Jedenfalls sieht Rekha auch in Utsav (1984) wieder bestechend aus. Auch als Ehesprengerin wurde Rekha schon öfter besetzt, unter anderem in Silsila (1981; dort spielte sie gegen das Film- und echte Ehepaar Bachchan, und eine Liason mit Amitabh Bachchan wurde ihr ja angedichtet; bei Silsila spielte auch Utsav-Produzent Shashi Kapoor mit). Man möchte wissen, warum Rekhas tatsächlicher Ehemann nach weniger als zwei Jahren Ehe Selbstmord beging.
Nicht nur Rekha spielt in Utsav zum wiederholten Mal eine Dirne. In Utsav macht auch Neena Gupta bella figura, zu deren frühesten Auftritten Shyam Benegals Puffsatire Mandi zählt; viel später agierte Gupta dann in Ghandi.
Utsav hat wenig Tanzsenen, aber dennoch einige schöne Lieder. Laxmikant-Pyarelal drosseln hier ihr Feuer und liefern stimmungsvolle Balladen mit stark gebremstem, aber nicht ganz ausgeblendetem Drive.
Meine DVD stammt vom Eagle-Vertrieb und hat über längere Strecken, aber nicht konstant, ein extrem schlechtes Bild. Zusammen mit der banalen Handlung, dem quälend schwachsinnigen Königsbruder und den teils langweiligen Dialogen drückt das aufs Vergnügen. Offenbar trug der Film Shashi Kapoor einen großen finanziellen Verlust ein.
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