Bollywood-Oldie: Umrao Jaan (1981, mit Rekha) – 4 Songs – 5 Sterne
Insgesamt ein steifer, gelegentlich anmutiger und nie schwungvoller Film mit wunderschöner Hauptdarstellerin Rekha, opulent historischer Ausstattung, unbedeutender Handlung und spröd klassisch östlicher Musik.
Nordindien im 19. Jahrhundert:
Umrao Jaan (1981) zeigt traditionelles Oberklasse-Nordindien im 19. Jahrhundert. Dazu gehören Ghazals – elegante, gedehnte und wenig eingängige östliche Gesänge -, schwer wallende Gewänder, pompös überladene Gemächer, hochzeremonielle Umgangsformen und immer wieder Tanz und Poesie. Die Kamera präsentiert das Ambiente in vielen gemäldeartigen, wohlkomponierten Bildern.
Die schöne Rekha spielt eine kunstsinnige Edelprostituierte wider Willen (erscheint aber im Film eher als Gesellschafterin für gelangweilte Männer, es gibt kaum anzügliche Stellen). Sie agiert meist zurückhaltend bis melancholisch, mitunter leicht spöttisch. Häufig sehen wir Rekhas fast unbewegtes, porzellanartiges Gesicht in Großaufnahme. Welch eine Ausstrahlung – ein Fest für alle Fans der Sphinx aus Madras.
Für ihre Besucher im öffentlichen Haus tanzt Rekha ausgiebig zu Asha Bhosles orientalischem Gesang. Anders als in neueren Hindi-Filmen sieht man tatsächlich nur diese eine Frau tanzen, umgeben von einigen Zuschauern, in einem einzigen Raum. Das sind schöne Bilder, aber Schauspielerinnen mit Tanzausbildung beeindrucken mehr, etwa die gelernten Bharathanatyam-Tänzerinnen und vormaligen Bollywoodgrößen Hema Malini oder Vijayanthimala. (Aishwarya Rai, in der Umrao Jaan-Neuverfilmung von 2006, tanzt abwechslungsreicher, aber auch aufdringlicher.)
Schöne Ausstattung, wenig Außenaufnahmen:
Umrao Jaan spielt zum großen Teil in prächtigen Innenräumen. Die wenigen Außenszenen füllt Regisseur Muzaffair Ali mit Kämpfen oder Verfolgungsjagden. Im ersten Filmteil passiert – nach Rekhas Entführung in den Freudenpalazzo – nicht viel. Im zweiten Teil wird die Handlung dagegen unübersichtlich, zumal Regisseur Ali Entwicklungen oft nur andeutet.
Rekha dominiert diesen Film ganz und gar und bekam zwei Preise für ihre Umrao. Doch ein paar Schauspieler gefallen neben Rekha, so Farooq Shaikh als verliebter, gewundener Nawab Sultan und Bordellleiterin Shaukat Azmi (ihre Tochter, die heute bekanntere Shabana Azmi, spielte die selbe Rolle in der Umrao-Jaan-Verfilmung von 2006). Bordellbewohner Naseeruddin Shah bleibt ungewöhnlich blass, kaum zu erkennen – in Mandi (1983, ebenfalls mit Shabana Azmi) lebt er wieder im Freudenhaus und dreht ganz anders auf.
Die Umrao Jaan-Neuverfilmung von 2006 mit Aishwarya Rai in der Hauptrolle wirkt im Vergleich dazu klarer, eingängiger, viel leichter konsumierbar, aber auch flacher und eher wie ein Groschenroman. Wer beide Filme sehen will, sollte wegen der leichter zu folgenden Handlung mit dem neueren beginnen.
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