Wie ein Groschenroman aus dem 19. Jahrhundert: Liebes Schulmädchen wird entführt, muss als Edelprostituierte arbeiten, verliebt sich, sehnt sich nach Hause zurück, hat das Glück wiederholt in Reichweite.
Orientalische Atmospäre unterm Geigenhimmel:
Der Drei-Stunden-Film spielt zum großen Teil im Nobel-Freudenhaus, anzüglich ist er deswegen kaum: Die indische Zensurbehörde stufte ihn als jugendfrei ein. Im ersten Teil des Films passiert nicht so viel, der zweite drückt allzu betont auf die Tränendrüse.
Schöne Kostümbilder, schöne Ausstattung, viele gepflegt orientalische Szenen, und Anu Malik lieferte hörbare, getragene, weniger stumpfe Musik als bei ihm üblich. Allerdings breiten sich im zweiten Teil zunehmend synthetische Geigenhimmel aus.
Schwächen bei den Hauptdarstellern:
Die schöne Hauptdarstellerin Aishwarya Rai wurde in schöner Umgebung schön gefilmt, doch das täuscht nicht über Schauspieler-Schwächen hinweg:
- Abhishek Bachchan als Sultan spielt völlig leblos, zeigt Apathie statt Würde, Zorn kommt als Auftragsgrimasse daher.
- Freudenhausvorsteherin Shabana Azmi spielt immer wieder gern hochmögende, leicht zynische Frauen und hatte eine ähnliche Rolle bereits 1983 in der Puffkomödie Mandi; doch hier bekommt Azmi das mokante Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, ihr Ausdruck ist jederzeit vorhersehbar, mit Ausnahme ihrer letzten Szene. (Ihre Mutter Shaukat Azmi spielte die selbe Rolle differenzierter in der 81er-Verfilmung von Umrao Jaan.)
- Aishwarya Rai sieht aus wie 32; das war sie bei den Dreharbeiten auch, es passt aber nicht zur Rolle. Und sie spielt oft betont wie eine moderne Frau, ganz anders als Rekha in der 81er-Variante oder als Rai selbst in der Devdas-Verfilmung von 2002, die ebenfalls ein hochstehendes historisches Ambiente samt Freudenhausbesuch zeigt (Rai ist dort nicht die Kurtisane). In Devdas wurde Rai weitaus schmeichelhafter gefilmt. (Erste Wahl für die Umrao-Rolle 2006 war übrigens Priyanka Chopra, die aber nicht für die geforderten 90 aufeinanderfolgenden Tage zusagen konnte.)
- Sunil Shetty trägt wieder einmal nichts zum Gelingen eines Films bei, diesmal in der Rolle des eindimensionalen Edelschurken mit aufdringlich dunkel geschminkter Augenpartie.
Vergleich mit der Erstverfilmung von 1981:
Im Vergleich zu Muzaffar Alis Erstverfilmung von 1981 mit Rekha wirkt die Handlung hier trauriger, überdeutlich und zu dick aufgetragen, aber dadurch auch übersichtlicher. Wer beide Filme sehen will, sollte mit dem neueren anfangen.
Die Musik klingt 2006 eingängiger, aber auch seifiger. Der Tanz wirkt vielseitiger, das Spiel flacher, aufdringlicher und schlechter. Der Kostümfilm Devdas von 2002 hat bessere Ausstattung, Musik und Tänze als Umrao Jaan von 2006, ist jedoch förmlicher und bombastischer.
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