Bollywood 1999: Die schöne Aishwarya Rai zwischen Salman Khan und Ajay Devgn (vormals Ajay Devgan). Zunächst in prächtig orientalischen Gemächern, dann in Ungarn. 188 Minuten. Der Film gewann reihenweise Filmfare-, IIFA- und Zee-Cine-Preise. Die erste erste Hälfte ist märchenhaft indisch mit vielen Lachern. Danach in Europa wird es dramatisch, gefühlvoll, man könnte auch sagen: sehr kitschig, manchmal ölig (engl. Titel “Straight from the Heart”).
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Es beginnt lebhaft:
Aishwarya Rai spielt zunächst exzellent extrovertiert die selbstbewusste, temperamentvolle, halb rebellische Tochter aus gutem, traditionellem Haus im Kreis der lebhaften, schön gezeichneten Großfamilie. Rai sieht blendend aus, tanzt famos. Die Annäherung von Rai und Khan bringt viele lustige Momente, allerdings könnte ich auf den breit ausgewalzten Furzwitz verzichten.
Im ersten Teil folgt eine Musiknummer auf die nächste, oft interessant traditionelle, rhythmische Stücke, die sich bestens in die Handlung fügen – nicht zuletzt, weil es mehrere Feste mit Tanzanlass gibt. Die fabelhafte indische Kulisse beeindruckt hier noch mehr als Meisterkameramann Anil Mehta.
Unglaubwürdig:
Der zweite Teil überzeugt weniger und drückt die Endnote dieses in vielen Rezensionen hochgelobten Films. Generell achtet Autor, Regisseur und Produzent Sanjay Lee Bhansali wenig auf Logik und Plausibilität, und das fällt nach der Pause noch deutlicher auf:
Nicht nur, dass die langweiligen ungarischen Kulissen unglaubhaft als Italien ausgegeben werden, obwohl man sogar ungarische Texte und Tänze sieht (wenn auch in der deutschen Synchronisation mit unterhaltsamem Kellner-Italienisch). Einmal landet Rai schwer verletzt und blutend im Krankenhaus, doch Tage später gleitet sie makellos schön wie eh und je durch die Kulissen.
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Trauerkloß im zweiten Teil:
Rai gibt zudem im europäischen Teil über weite Strecken die monoton Betrübte, demonstrativ Unbeteiligte. Ajay Devgn und Salman Khan dagegen sollten der Bollywood-OPEC beitreten, so ölig agieren sie nun. Temperament zeigt hier nur Helen, Tanzbombe der 70er, als Salman Khans exaltierte Mutter (im richtigen Leben seine Stiefmutter).
Immerhin Bollywood-untpyisch erfrischend: Zum Schluss steht die schöne Aishwarya Rai zwischen zwei Männern, die beide ihre Vor- und Nachteile haben. Eine unklare Situation vor dem Finale: Wer darf Miss World heimführen? Das bleibt bis zur letzten Minute offen – anders als so viele Schmachtfetzen aus Bombay hat HDDCS keinen vorhersehbaren Schluss, zeigt die Sympathiewaage keine schwere Schlagseite.
Parallelen zu anderen Filmen:
“Hum Dil De Chuke Sanam” erinnert deutlich an “Devdas” (2002), beide vom bombastfreudigen Regisseur Sanjay Leela Bhansalee, beide mit exzellenter Musik von Ismail Darbar: Aishwarya Rai heiratet den Mann, den sie nicht liebt, und das in prächtigen indischen Kulissen. Rai darf tänzerisch glänzen (sie hat’s gelernt), ja, die Miss World 1994 wird hier wie dort von der Kamera regelrecht liebkost.
Zum Glück spielen die Akteure zumindest im ersten Teil von HDDCS noch nicht so erhaben wie später in “Devdas”. Nur Ajay Devgn in HDDCS wirkt von Anfang an steif und unbeteiligt. Insgesamt ist “Hum Dil De Chuke Sanam” leichter und weniger depressiv als “Devdas”.
Weitere Anklänge:
- Auch in “Dil To Pagal Hai” (1997) verzichtet Karisma Kapoor selbstlos auf ihren Liebsten – kein Geringerer als Shah Rukh Khan – damit er frei ist für eine andere. Vielleicht waren die späten 90er Indiens Ära der selbstlos Verliebten?
- Salman Khans Abschiedsszene im Theater erinnert etwas Salman Khans Abschluss in “Jab we met”.
Unterhaltsame Kritiken auf Englisch:
- Variety: “Rich in kitsch… a non-stop hoot”
- Japanese Times (nicht mehr online): “After she ((Aishwarya Rai)) appears on screen, all rational thought is rendered impossible…. When she sings and dances, you feel your brain cells pop and go ‘sssstt.'”
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