Bollywood-Film: Dil To Pagal Hai – Mein Herz spielt verrückt (1997, mit Shah Rukh Khan, Madhuri Dixit; mit Trailer & 3 Songs) – 5 Sterne

Viel passiert wirklich nicht in diesen drei Stunden: Nisha liebt Rahul, doch sie fliegt betrübt nach London; Rahul liebt keine, auch nicht Pooja, sagt er jedenfalls; Ajay indes liebt Pooja, fliegt aber auch wieder nach London; und Pooja – träumt edel vor sich hin. Eine Tanzshow muss unter Zeitdruck entstehen, aber auch dieser Handlungsstrang erzeugt keine Spannung.

Darum enttäuschte DTPH:

Das Gesprochene klingt hölzern. Anfangs denkt man etwas an Kajols Träumereien aus Dilwale Dulhania Le Jayenge – Wer zuerst kommt, kriegt die Braut: Nisha versichert, dass irgendwo ein vorbestimmter Lebenspartner warte. Schließlich stammen die Dialoge auch von Aditya Chopra, Sohn des DTPH-Regisseurs Yash Chopra sowie Autor und Regisseur von “Dilwale…”.

Angesichts allgemeiner Ereignislosigkeit bleibt viel Zeit und Aufmerksamkeit für die Tänze – und die sind allererster Klasse, besser als in vielen anderen Bollywoodfilmen. Madhuri Dixit tanzt atemberaubend in ihrer eigenen Liga; ich sehe keine Sekunde weg, solange sie agiert. Aber auch Shah Rukh Khan legt hier eine extra-flotte Socke aufs Parkett und Karisma Kapoor hält gut mit. Farah Khan lieferte schöne Choreografien, doch hier wirken ausnahmsweise die Solisten noch stärker als die Gesamtinszenierung.

Und noch mehr Gemecker:

Schade, dass die meisten Tänze in Film-City-Studiogruften spielen, sieht man von den Traumszenen in Deutschland und bei Poojas Lehrerin in der indischen Provinz ab. Sogar das Kaufhaus wirkt wie Pappmaché.

Steril sind aber nicht nur Kulissen und Dialoge: Solisten und Ensemble stecken auch in justitiabel hässlicher Polyester-Tricotage, einige Lieder klingen mechanisch nach Synthesizer und Schlagzeuggenerator.

Gut immerhin:

Immerhin zeigen die Hauptdarsteller Charisma. Natürlich Shah Rukh Khan in einer “Rahul”-Paraderolle als gut gegelter Latin, nein Desi Lover, angeschmachtet von der Damenwelt. Madhuri Dixit geizt nicht mit ihrem ganz eigenen, elektrisierenden 100.000-Watt-Lächeln.

Die zuvor nette Karisma Kapoor verblasst etwas, sobald Dixit endgültig in die Handlung eingreift, gewinnt allerdings gegen Ende wieder mit überwältigender Selbstlosigkeit. Kapoors Rolle erinnerte mich an die lächelnd unter Tränen verzichtende Rani Mukerji aus “Khabi Khushi Khabi Gham” (In guten wie in schweren Tagen – Sometimes Happy, Sometimes Sad). Khan und Dixit haben auch einen gefeierten gemeinsamen Auftritt in Devdas (2002) – mit bombastischen Klängen, Kulissen und Tänzen, aber allzu abgehobener Attitüde.

Mit am nettesten in DTPH: die Sekundenauftritte liebevoller Paare beim Vorspann. Dort sieht man kurz auch DTPH-Regisseur und Filmlegende Yash Johar mit seiner Pamela. Aber auch diese sympathische Riege erscheint vor komplett künstlichem, gelbem Hintergrund.

Hier wird es doch noch spannend:

Das letzte Filmviertel bringt plötzlich Zug, ja Drama in das zuvor zäh dahindümpelnde Singspiel. Hochgesteckte Erwartungen werden ahnungslos geäußert – und müssen doch scheitern – denkt das Publikum – denn es weiß mehr als die Akteure – denkt es. Taschentücher bereithalten.

Allerdings: Um wieviel glanzvoller, weniger hausbacken, hätte ein Karan Johar hier inszeniert! (Er durfte bei DTPH nur die Jacketts für Shah Rukh Khan aussuchen.)

Sieben Filmfare-Preise für “Dil To Pagal Hai”? Aha. Empfehlenswert, wenn man Shah Rukh Khan und Madhuri Dixit mag. Mir gefallen die beiden. Ansonsten: nette Unterhaltung, bald vergessen. Wie hieß La Dixit in diesem Film nochmal?


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