Bollywood-Rezension: Parineeta – Das Mädchen aus Nachbars Garten (2005, mit Saif Ali Khan, Vidya Balan) – 7 Sterne

Ein Rausch aus Bildern und Musik.

Zauberhafte Bilder voller Nostalgie und kolonialem Charme vor allem in der ersten halben Stunde; Lieder zum Dahinschmelzen; ätherisch, schwebend die lieblich herbe Vidya Balan. Und wieder mal kernig: Saif Ali Khan als musischer Unternehmersohn. Nur die Bösewichte in diesem Film haben zur Strafe Akne.

Aber klar: Die Handlung reiht Klischees und billige Metaphern auf, die Moral trieft, das Ende ist – wortwörtlich – behämmert. Die Dialoge (in der deutschen Übersetzung) wirken hölzern, manche Synchronstimme passt nicht zum Gesicht.

Also: viel Lob für Kamera, Musik und Ausstattung, fast ebensoviel für Balan und Khan, aber keine Komplimente fürs Drehbuch.

Mit opulenter Bühne und Prachtvillen aus fast tausendundeiner Nacht erinnert “Parineeta” an andere Bollywood-Historienschinken wie Paheli – Die Schöne und der Geist und Devdas (2002). Speziell an “Devdas” (2002), und das nicht nur bei der Ausstattung: die Romanvorlage zu “Devdas” wie “Parineeta” schrieb Anfang des 20. Jahrhunderts Sharat Chandra Chattopadhyay.

Beide Geschichten zeigen einen Nachbarschaftskonflikt zwischen unterschiedlich Wohlhabenden, der Sohn liebt die etwas ärmere Nachbarstochter seit Kindertagen, doch der Vater plant anderes und treibt den Sohnemann bald zum Wahnsinn – von Bollywood jeweils mit Aplomb und ohne Rücksicht auf Plausibilität verfilmt. In “Devdas” (2002) gehen Ausstattung, Raserei und Absurdität noch viel weiter als bei “Parineeta”.

Der einstige Werbe- und Musikfilmer Pradeep Sarkar zitierte die malerischen Flussbilder aus seinem Regie-Erstling “Parineeta” (2005) in seinem zweiten Kinostück Der Weg einer Frau – Laaga Chunari Mein Daag (2007); das beginnt 680 Kilometer flussaufwärts an den Ganges-Treppen von Varanasi. “Laaga Chunari…” enttäuscht aber wegen eines schlechten Drehbuchs und überwiegend schlechterer Darsteller.


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