Der Vorspann nennt vier “Fight Composers” und drei Namen für “Motorcycle Stunts” – da weiß man schon, es wird wieder hochhergehen, wie so üblich bei Regisseur Manmohan Desai und in den Bollywoodklamotten der 60er bis 80er Jahre. Untypisch nur, dass zur Prügelei in der Disco deutsches Liedgut erklingt: “Daddy Cool”.
Desai bedient mit Suhaag (1979) auch das beliebte Bollywood-Klischee des Lost and Found: Zwei Geschwister werden in jungen Jahren getrennt, der eine entwickelt sich zum Gauner, der andere wird natürlich Polizist. Und wie der Zufall so spielt: Die getrennten Brüder laufen sich 20 Jahre später als Gegenspieler über den Weg, ohne von ihrer Beziehung zu ahnen. Die Mutter des einen ahnt nicht, dass der andere ihr entschwundener zweiter Sohn ist – sagt dem vermeintlich Mutterlosen aber ganz mütterlich, dass er sie als Mutter betrachten darf.
Das fließt äußerst kurzweilig dahin, es gibt keine Hänger, vielmehr vergnüglich-skurril-innovative Prügeleien und Verfolgungsjagden, die auch Sensible nicht zu arg strapazieren (nur mangelnde Glaubwürdigkeit und billige Tricks könnten die Nerven belasten). Vor allem in der zweiten Hälfte jagt ein Drama-im-Drama das nächste, und das aus gewagten Kameraperspektiven – man zappt quasi durch zahlreiche Bollywoodfilme und hält nur bei den Highlights an. Hirn aus, Player an, beste Unterhaltung.
Bambiäugige Ulknudel:
Nirupa Roy als Bolly-Mutter vom Dienst hat diesmal besonders viel Ausstrahlung und spielt überwiegend nicht ganz so kriecherisch wie andere Hindifilm-Mütter (am Schluss ist sie dank Drehbuch aber ganz die ergebene Gemahlin). Die Hauptdarsteller Shashi Kapoor und Amitabh Bachchan beeindrucken, wie es sich für Superstars gehört.
Aber sie hauen mich nicht so vom Hocker wie andere Bollywoodkracher, etwa Amar Akbar Anthony, ebenfalls von Manmohan Desai und mit Amitabh Bachchan. Suhaag hat, wie gesagt, eine sehr flüssige Handlung, doch die Stars entwickeln keine überragende Ausstrahlung, keinen wirklichen Pepp – das gilt auch für die in anderen Filmen so reizvolle Rekha und für Parveen Babi, die hier als bambiäugige Ulknudel chargiert.
Meine DVD des indischen MoserBaer-Vertriebs zeigte ordentliche Schärfe, leicht blasse Farben und gelegentliche Streifen. Insgesamt nicht so schlecht – doch der Ton schepperte fürchterlich und vielleicht war das ein Grund, warum mich die Musik von Laxmikant-Pyarelal weniger beeindruckte als sonst.
Parallelen zu anderen Filmen:
Suhaag, erfolgreichster Hindi-Film seines Jahrgangs, erinnert natürlich auch an das packende, weniger heitere Deewar (1975), auch dort ist Shashi Kapoor ein Polizist und Amitabh Bachchan sein angry young Bruder auf Abwegen (Ram Lakhaan mit Jackie Shroff und Anil Kapoor verwendet wieder diese Konstruktion).
Viele weitere Parallelen und Anspielungen drängen sich auf. Interessant unter anderem die Begegnung mit Amjad Khan in Suhaag: in Sholay (1975) hatte Amjad Khan als Superbösewicht Gabbar Singh die Rolle seines Lebens, danach ward er bekannten Filmen kaum noch gesehen – in Suhaag spielt Khan den eiskalten Fiesling Vikram (weitere Sholay-Zitate fallen ins Auge).
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