Eigentlich stimmt vieles an Tanu Weds Manu (2011):
- viele schöne, stimmige Plätze, gut gefilmt
- passable oder gute Hauptdarsteller (außer gegen Ende)
- angenehme Songs
Doch schade um den Film:
Die Story ist so unglaubhaft – und dann noch so schlampig erzählt -, dass es keinen Spaß mehr macht. Kangana Ranaut spielt gut und expressiv. Doch ihre Figur Tanu disqualifiziert sich schon auf den ersten Filmmetern als mögliche Braut, sie zeigt sich vielmehr als widerliche Krätzkuh.
Aber Manu (Madhavan) – laut Drehbuch seit zwölf Jahren promovierter Herzschrittmacherentwickler in London – verfällt der hinterhältigen Zicke und will sie trotz ihrer kleinen und großen Intrigen partout ehelichen. Die erste Ehezusage macht er, nachdem er sie zwei Minuten hat schlafen sehen. Dil to pagal hai?
Keine Komödie:
So absurd unrealistisch sind nicht einmal die Spaß-Bollies der 60er, 70er oder 90er Jahre. Und Tanu Weds Manu (auch mit deutscher Synchronisation erhältlich) verzichtet sogar auf gute Laune, die Bezeichnung Komödie passt hier nämlich nicht. Nein, der Film kommt einigermaßen ernst daher und will wohl übliches Alltagsindien zeigen.
Und das gelingt auch zeitweise, sieht man von der schrill unsymphathischen Tanu und dem ihr unerklärlich ergebenen Manu ab. Einige Nebenfiguren tauchen auf und wieder ab, ohne etwas zur Handlung beizutragen.
Die Art, wie die Szenen aufeinander folgen und Tatsachen präsentiert werden, wirkt dabei sehr unglücklich – als ob Autor, Cutter und Regisseur kein Interesse hätten, den Betrachter bei Laune zu halten und Ernst zu nehmen. Die letzte halbe Stunde zeigt nur noch schwer erträgliche seichte Gefühligkeit, in der Madhavan alle zuvor gesammelte Punkte wieder verliert. Und dann noch eine aufdringlich dramatische Auseinandersetzung auf der Straße – mit staubtrockenen Stimmen aus dem Nachvertonungsstudio, viel zu lang und seifig inszeniert.
Vergleich mit Jab We Met:
Die langen Szenen im Punjab und speziell das Familiendomizil erinnerten mich übrigens an Jab We Met. Auch der zunehmend apathische Madhavan lässt an den praktisch gelähmten Shahid Kapoor in Jab We Met denken. Die weiblichen Hauptfiguren kann man dagegen nicht vergleichen, auch wenn einige Kritiker es tun. Beide sind zwar extrovertiert und wenig angepasst; doch Kareena Kapoor in Jab We Met spielt eine Nette, während Kangana Ranauts Rolle eher abstößt.
Selten gefiel mir ein Film optisch und klanglich recht gut, während Handlung und Erzählweise so bitter enttäuschen. Da Plausibilität hier keine Rolle spielt, war mir das Ende völlig egal.
Tanu Weds Manu lockte viele Zuschauer in die Kinos, bekommt aber in der IMDB-Publikumswertung nur 6,2 von zehn Sternen (August 2014 mit 4230 Stimmen). Auch die professionelle indische Kritik blieb reserviert: Wogma.com errechnet eine Profikritiker-Durchnittsnote von 2,7 von 5.
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