Roman: The Mimic Men, von V.S. Naipaul (1967) – 3 Sterne

Ich hab’s aufgegeben. Ich liebe alle möglichen Bücher V.S. Naipauls: die frühen, komischen ebenso wie die späteren, ernsten; Romane als auch Länderberichte. Aber nicht The Mimic Men.

Schuld ist der leiernde Ton des Ich-Erzählers:

Es beginnt mal wieder mit einem Westinder in London – eine Standardsituation für Naipaul-Leser. Aber diesmal gibt es nicht die kauzigen, schrägen Dialoge aus Mr. Biswas, Mystic Masseur oder Miguel Street; nicht den männlich-herben, packenden Erzählton aus In einem Freien Land oder An der Biegung des großen Flusses; auch keine bedächtigen, sorgfältigen Berichte wie in India: A Million Mutinies Now oder in Beyond Belief.

Stattdessen leiert der Ich-Erzähler in The Mimic Men langatmig in langen Absätzen dahin. Direkte Rede fehlt weitgehend. Ich habe auch mal weit vor geblättert – und weiter keine direkte Rede entdeckt.

Ein Experiment mit der Sprache:

Laut Naipaul-Biograf Patrick French wollte Naipaul (1932 – 2018) hier den Tonfall des Trinidad-Erziehungsministers Winston Mahabir treffen, der ihm 1960 einen Brief geschrieben hatte. French schreibt auch, dass Naipaul außer in der Mimic-Men-Phase nie mit Sprache experimentiert habe – und genau darum finde ich viele andere Naipaul-Bücher so gelungen. Naipaul-Neulinge sollten vielleicht nicht mit Mimic Men beginnen.

The Mimic Men (1967) wurde von der zeitgenössischen Kritik hoch gelobt. Auf Seite 50 meiner englischsprachigen Penguin-Ausgabe heiratet der langatmige Ich-Erzähler eine Engländerin und eilt aus dem Standesamt zur Buslinie 8 , um in den Puff zu fahren. Und das in diesem betulichen, schnaufenden Tonfall. Bei Seite 51 habe ich das Buch bis auf weiteres zurückgestellt.

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