Regisseur Hrishikesh Mukherjee produzierte einen für ihn typischen “middle of the road”-Film: Nett, humorvoll, im gehoben gutbürgerlichen Milieu, ohne schrille Charaktere, Aktionen oder gar Gewalt, mit gut zwei Stunden nicht allzu lang. Die Figuren sind meist liebenswert, die Musik ist es auch. Am Schluss bleibt heiteres, leicht hohles Wohlbehagen.
Größere Aufregungen liefert Chupke Chupke also nicht:
Spannung entsteht kaum, das Verwechslungsspiel erinnert an Grundschülergemüt und ist von Beginn an durchschaubar: Ein verspielter Biologieprofessor (Dharmendra) gibt sich erst als Herbergsvater und dann als Chauffeur aus; woraufhin ein Englischprofessor (Amitabh Bachchan) als Biologieprofessor chargieren und einen Seifenfabrikanten beeindrucken muss. Witzig? Immerhin sind alle so nett und lächeln meist, das gilt auch für zwei sympathisch-rundlich-ältere Herren in wichtigen Nebenrollen (Om Prakash, David Abraham). Warum aber die Erwachsenen hier anderen Erwachsenen Tarnstreiche spielen und ihre Opfer so tagelang in ernsthafte Sorgen stürzen, das bleibt unverständlich.
Die gefällige, psychologiefreie Komödie amüsiert mehr als andere Hindi-Späße nicht aus den Bildern heraus, sondern durch die Dialoge von Meisterschreiber Gulzar. Man muss also die Untertitel gut im Auge behalten, vielleicht auch öfter als sonst üblich die Untertitel wiederholen. Die Figuren diskutieren Besonderheiten der englischen Sprache sowie Hindi-Spezialitäten.
Zur Shemaroo-DVD:
Die englischen Untertitel auf meiner Shemaroo-DVD übersetzen das ironische Hoch-Hindi mit altertümlichem Shakespeare-Englisch und erklären die Hindi-Wortspiele teils in Klammerbemerkungen. Die Lieder waren nicht untertitelt, auch einzelne Dialogzeilen bleiben unvermittelt ohne Übersetzung.
Chupke Chupke (1975) war ein Kassenschlager und ziert viele Listen der besten Bollywoodkomödien aller Zeiten. Dort würde ich es nicht ansiedeln: Die Akteure handeln hier naiv kindisch, wahren aber überwiegend eine gediegen normale Atmosphäre ohne Augenzwinkern. Das passt nicht ganz, da ziehe ich überdrehte Spaßkracher vor, aus den 70er und 80er Jahren etwa Seeta aur Geeta, Amar Akbar Anthony oder Satte pe Satta.
Die Schauspieler:
Im selben Jahr wie Chupke Chupke erschien noch ein weiterer Film mit Dharmendra, Amitabh Bachchan und Jaya Badhuri (Bachchans Ehefrau im richtigen Leben): der Curry-Western-Klassiker Sholay. Anders als in Sholay ist Dharmendra in Chupke Chupke unangefochten Hauptdarsteller, die Bachchans haben nur Gastauftritte.
Viel wichtiger in Chupke Chupke ist die bezaubernde Sharmila Tagore; sie gibt hier zwar nur ein reizendes Dummchen und hat keinesfalls den Ooomph wie etwa in An Evening in Paris. Anbetungswürdig bleibt Tagore dennoch, sie schmachtet Dharmendra herzallerliebst an und die Kamera zeigt das mit schönen Nahportraits.
Dharmendra und Tagore haben nicht nur am selben Tag Geburtstag, sie agierten als Paar in der Regie von Hrishikesh Mukherjee noch öfter – neben Chupke Chupke noch im ernsten, schön gefilmten Schwarzweißdrama Anupama von 1966 mit einer etwas betont tragischen, betont schweigsamen, aber sehr ausdrucksvollen Sharmila Tagore.
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