Rezension Lagos-Roman: Heimkehr in ein fremdes Land, von Chinua Achebe (1960, engl. No Longer at Ease) – 8 Sterne

Nigeria in den 50ern. Ein junger Englandheimkehrer steigt in den Staatsdienst ein, verliebt sich, besucht mal die Eltern auf dem Dorf, bekommt Probleme mit den Finanzen, seiner Freundin, der Tradition. Der Roman spielt zum größten Teil im Lagos der 50er Jahre, doch die dörfliche Herkunft bleibt stets präsent.

Achebe schreibt sehr eindrücklich:

Man ist fast mittendrin statt nur dabei. Dazu gehören auch skurriles Pidgin-Englisch (ich hatte das englische Original) und – typisch für Chinua Achebe – amüsante Sprichwörter, Weisheiten und Metaphern.

Die kräftige, erdige Würze der 30 bzw. 60 Jahre früher angesiedelten Ibo-Dorf-Romane Things Fall Apart oder Der Pfeil Gottes (Arrow of God) erreicht No Longer at Ease Thema-bedingt nicht. Aber es ist ein eindrucksvolles Buch, das mit langsam entstehenden Konflikten fesselt.

Die Entwicklung hin zu einem korrupteren Verhalten, die Entfremdung vom Dorf, erscheint nachvollziehbar. Insgesamt ein spannender Einblick in eine fremde Welt, die dennoch weit weniger bizarr wirkt als die Ibo-Dörfer aus Achebes bekannteren Romanen.

 

Assoziation:

  • Im Roman Heimkehr in ein fremdes Land beschreibt Achebe einen korrupten Staatsdiener; in Einer von uns/A Man of the People (1966) will sich Achebes Ich-Erzähler Odili dagegen gerade vom korrumpierenden Staatsbetrieb fernhalten und beobachtet Korrupte distanziert. A Man of the People ist viel satirischer.
  • Heimkehr in ein fremdes Land hat ein paar sehr dünne Verbindungen zu Achebes bekanntestem Roman, Things Fall Apart, aber sie spielen praktisch keine Rolle.
  • Ich dachte auch an den Spammer-Roman Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy (engl. I Do not Come to You by Chance) von Adaobi Tricia Nwaubani – auch geht es um Geldmangel und Betrug in Nigeria und den Weg vom Dorf in die Stadt.
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