Eine Familie droht bei religiösen Unruhen in Bombay ausgelöscht zu werden. Die gewalttätigsten 25 der 140 Minuten habe ich nicht angeschaut, obwohl sie hoch gelobt werden. Ich habe sie im Nebenzimmer ausgesessen: Kriegslärm, Schreie und schrille Musik dröhnten dumpf herüber.
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Einige Nachteile:
Doch auch zu den Teilen, die ich gesehen habe, kann ich sagen: Die Helden des indischen Kinos – Regie Mani Ratnam, Kamera Rajiv Menon, Musik A.R. Rahman – hatten 1995 mit Bombay noch nicht zur späteren Höchstform gefunden:
- die erste Stunde, eine Liebesgeschichte im ländlichen südindischen Tamil Nadu, plätschert so dahin; viele andere Tamil- und vor allem Malayalam-Filme zeigen das Dorfleben lebendiger, echter, in schöneren Bildern
- warum sich die zwei Protagonisten ineinander blitz-verlieben, wird nicht klar; ein kurzer Augenblick reicht; die Liebesgeschichte wird in zuviel romantisierenden Regen getaucht, die Kamera kreiselt und klettert schwindelerregend
- Manisha Koirala bezaubert; aber die bleichhäutige Nepalesin passt nicht gut als südindische Dorfmagd, selbst wenn man unterstellt, dass sie nur im Burka an die frische Luft gelangt
- weil der Film deutlich eher südindisch als Bollywood ist (die Akteure sprechen zudem meist Tamil, nicht Hindi), muss als Hauptdarsteller ein Plumpsack mit Schnauzbart ran; im zweiten Teil gewinnt Arvind Swamy jedoch deutlich an Form
- das Getue um die verzögerte Hochzeitsnacht wirkt ölig
- die Lieder des späteren Oscar-Gewinners A.R. Ratnam bleiben nicht im Ohr, die Musik wirkt häufig vordergründig aufdringlich
- die Dialoge zum Mit- oder Gegeneinander der Religionen klingen schulbuchhaft
- wie so oft bei Mani Ratnam passen die Tanznummern gar nicht ins Großeganze
- Gewalt wird glorifiziert und ästhetisiert
Gewalt und Rührung:
Der zweite Bombay-Teil mit all seiner Gewalt hat auch sehr anrührende Familienszenen, zwischen brennenden Häusern und Leichen, in sahniger Zeitlupe. Mit herzigen Kindern und kauzigen Opas gewinnt der Regisseur das Herz des Publikums.
Insgesamt: Wer Ratnams ästhetische Gewalt mit Rahmans bombastischem Klang sehen will, investiert besser in Dil Se; der Film von 1998 zeigt wieder Manisha Koirala als Hauptdarstellerin, diesmal als Partnerin von Shah Rukh Khan in einer Glanzleistung. Die Lieder fesseln. In Bombay wie in Dil Se blitz-verliebt sich der Hauptdarsteller in Koirala, um ihr dann mit Macht nachzustellen.
Bombay weckte auch gelegentlich Erinnerungen an weitere Ratnam-Filme. Das unbeschwerte Eheleben Jungverheirateter mit jeweils unschuldig neckischen Ehefrauen und luftig-loftigen Klausen zeigen auch Alai Payuthey (2000, in Tamil; neu verfilmt auf Hindi 2002 als Saathiya) und Guru (2007). In Guru wie in Bombay kommen Zwillingssöhne zur Welt.
Ich habe auch Lalitha Gopalans Buch über den Film Bombay gelesen. Es enthält zuviel Theorie und Interpretation und zu wenig Fakten.
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