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In vielen Punkten enttäuscht Pardes:
- Grotesk verzerrte Negativfiguren (die bösen Nachbarn, die intrigante Tante)
- sehr schlechte Musik, die oft komplett aus Elektronik zu bestehen scheint und streckenweise äußerst billig wirkt
- fade Tänze ohne jedes Feuer
- viele sehr billige Schaueffekte wie dramatische Stadtkulissen, offener Benz, blutverschmierte Visagen
- 190 Minuten; das Ende ist 189 Minuten weit vorhersehbar
- die freudigen Familienzusammenkünfte wirken steif und leblos; die gefühlvoll gemeinten Szenen haben mich völlig kalt gelassen
- billige Anklänge an Dilwale Dulhania Le Jayenge (DDLJ, 1995): so das einsame Haus am Senffeld und die Hauptdarsteller darin: Amrish Puri als Auslandsinder, der nach Indien zurückkehrt und natürlich auch Shah Rukh Khan
- bombastischer, penetranter Indien-Patriotismus bis zum Abspann mit Sonnenuntergang und immer wiederkehrendem “I Love India”-Geträller
- umgekehrt viele derbe Klischees über den schlimmen, schlimmen Westen; zu allem Ãœberfluss heißt die unschuldige indische Dörflerin auch noch Ganga (also Ganges, der heilige indische Fluss); überraschend, dass Gangas Widerpart, der miese Auslandsverlobte, nicht “Verruchtes Amerika” heißt
- der Film soll wohl Frauenpower zeigen, doch am Ende beugen sich alle der Entscheidung eines Mannes
Hier bereitet der Film Freude:
- Pardes (1997) verwebt eigentlich interessante Themen: arrangierte Ehe zwischen traditioneller Inderin und Auslandsinder, und der Freund als zu sympathischer Eheanbahner; Karan Johar hätte eine bewegende Schmonzette daraus gemacht
- die Handlung hat mich wachgehalten, trotz all der abschreckenden Momente (s.o.)
- Hauptdarstellerin Mahima Chaudhry ist nett; für ihre Rolle waren jedoch auch Madhuri Dixit und Juhi Chawli im Gespräch gewesen und zumindest Dixit hätte wohl mehr Eindruck hinterlassen und nicht so eindimensional kindlich gespielt; Chaudhry spielte nach diesem Debüt 1997 nur noch kleinere Rollen, die letzte 2010
- Shah Rukh Khan ist allzu niedlich (er trägt meist Hosenträger und extrem breitschultrige Jacketts), ansonsten aber ok; Amrish Puri hat starke Präsenz
Oft dachte ich bei Pardes: Kann das, darf das, das traut der sich – ?
Dabei meinte ich nicht eine Filmfigur, sondern den wagemutigen Regisseur Subhash Ghai. Pardes hat bei all seinen Klöpsen aber keinen vergnüglichen Trashfaktor, keine freiwillige oder unfreiwillige Komik. Weil ich’s aber doch freiwillig zu Ende gesehen habe, müssen es hier wohl vier Sterne sein. Der Film bekam in Indien viel Kritikerlob und einige Preise, u.a. für Musik und Buch.
Ich mag viele andere Filme aus der Epoche, u.a. Softie-Streifen wie Hum Aapke Hain Koun, DDLJ oder KKHH wie auch schrille Masala-Kracher à la Zamaana Deewana oder Baadshah. Ich schätze halbwegs andere Subhash-Ghai-Filme (Karz, Ram Lakhan), die jedoch drastischer als Pardes waren und nie so überzeugten wie andere Streifen aus der jeweiligen Zeit. Pardes zählt nicht zu meinen Favoriten.
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