Presse-Links zur fiktionalisierten Richard-Francis-Burton-Biografie Der Weltensammler von Ilija Trojanow (2006)

Im Vorwort des 500-Seiten-Buchs heißt es:

Obwohl einige Äußerungen und Formulierungen von Burton in den Text eingeflochten wurden, sind die Romanfiguren sowie die Handlung überwiegend ein Produkt der Fantasie des Autors…


Als ich Der Weltensammler anfing, kannte ich schon drei englische Biografien zu Richard Francis Burton, außerdem den Burton-Film Mountains of the Moon/Land der schwarzen Sonne und Teile des fiktionalisierten Berichts Speke & Burton, der dem Film zugrunde liegt (Übersichten und Links unten). Mit dem Weltensammler wurde ich nicht warm. Die Sprache wirkt elegisch, Dialog wächsern, Dialogsätze beginnen mit Spiegelstrich und ohne Anführungszeichen, erscheinen gelegentlich aber auch wie ein Theaterstück gesetzt. Auch Stichproben im Buchinnern besserten den Eindruck nicht – kein Hot Country Entertainment weit und breit.

Der Weltensammler erschien als The Collector of the Worlds von Iliya Troyanov auch auf Englisch. Auf meiner dtv-Ausgabe des Weltensammlers steht “Bestseller” – das bedeutet freilich oft, das mir ein Buch nicht gefällt. 2007 legte Trojanov noch den Burton-inspirierten Reisebericht Nomade auf vier Kontinenten vor.

Die Kritiker meinten zum Weltensammler:

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Peter Körte:

Er inszeniert die drei Teile des Romans, die den Stationen Indien, Mekka und Afrika entsprechen, jeweils als einen mittelbaren Dialog zweier Perspektiven

Die Zeit, Tobias Gohlis:

Weite Passagen sind aus der Perspektive von Zeugen und Beobachtern gestaltet…

Süddeutsche Zeitung, Karl-Markus Gauss (zitiert nach Buecher.de):

Er erzählt nicht einsinnig linear, sondern multiperspektivisch.. ein schillerndes Bild Indiens, Arabiens, Ostafrikas… Opus magnum

Im Deutschlandfunk behauptet Florian Felix Weyh:

Burtons italienische Witwe verbrannte alle Tage- und Notizbücher ihres Gatten aus 40 Jahren

Shakespeare and more schreibt Vergleichbares. Aber das stimmt nicht mit den Tatsachen überein und Trojanov stellt es auch nicht so dar (S. 13 – 17 der dtv-Ausgabe). Korrekt ist: Burtons englische Witwe verbrannte seine Aufzeichnungen in ihrem italienischen Heim.

Weiter beim DLF:

Trojanow hat über weite Strecken einen außerordentlich bezwingenden Roman geschrieben

Neue Züricher Zeitung, Roman Bucheli:

… das grosse erzählerische Geschick Ilija Trojanows… ein Fest für die Sinne zuallererst, ein Abenteuerroman sodann, eine Sehnsuchtsreise ins 19. Jahrhundert

Literaturzeitschrift.de:

…komisch und zugleich nachdenklich… raffiniert aufgebaut und wunderschön erzählt.

The Guardian, Giles Foden (der auch andere Burton-Fiktionalisierungen nennt):

A long but consistently satisfying essay in biographical fiction… the atmosphere of the scene is evoked with powerful physical detail

New York Times, Ben MacIntyre:

Iliya Troyanov has turned Burton’s unbelievable life into believable fiction, achieving a rounded and satisfying portrait

The Independent, Nicholas Murray:

This novel brings off a skilful and nuanced representation of the traveller Sir Richard Burton.. a real gift for evoking colours, sounds and stenches

The Berkshire Review for the Arts, Eugene Hill:

The book delights first of all with its marvelous array of voices… a reader comes to appreciate the persistent moral ambiguity of the characters

Publishers Weekly:

Troyanov recounts with gusto the three big adventures in Sir Richard Francis Burton’s oversized life… the cool virtuosity of one explorer saluting another

Los Angeles Times, Richard Zimler:

The author blurs the line — too much — between his prose and that of the renowned world explorer… the results are unlikely to please

The Telegraph, Bharat Tandon:

Sprawling, densely imagined historical novel… a rich meditation on the many layers of a character

Christopher Ondaatje im Spectator:

Troyanov’s sympathetic novel is the product of immense research and understanding… Troyanov’s scholarship has given us a new understanding

Richard Francis Burton: Links, Bücher und DVDs

3 neuere Burton-Biografien im Vergleich:

Fawn Brodie Edward Rice Mary S. Lovell
The Devil Drives Sir Captain Richard Francis Burton A Rage to Live
1967 1990 1998
Seitenzahl Haupttext* 322 enge 620 804
Bildseiten** 16 16 16
SW-Landkarten 1 Seite, 1 Karte nur für Zentralafrika 2 Seiten, 2 Karten für Sindh, Zentralafrika; nicht Arabien 2 Seite, 2 Karten a) für alle Regionen einschl. Tansania, Arabien, Indien, b) Zentralafrika & 1 Handskizze Burtons
bei HansBlog.de  6 Sterne, klick 7 Sterne, klick  7 Sterne, klick
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Urteil bei sirrichard-francis-burton.org the first to use the controversial technique of “psychobiography” on Burton, with results that are still debated today considered flawed because of the great amount of supposition and questionable “fill-in” material because she struggles to take a balanced viewpoint and had access to several large collections of material overlooked by prior biographers, this stands as the best working biography yet
Urteil bei burtonia.org Psychobiography, based on extensive research combined with speculation. Very well written. See important corrections in Lovell, 1998. Highly imaginative but dubious.  Sold well, but seems to have used an interpolation technique to deduce 'facts' The best archival biography.  Considerable fresh material.  An attempt to rehabilitate Isabel (this part fails to convince)
Erzählstil erzählt teils mit grobem Strich, mitunter nicht chronologisch, analysiert dann; gut lesbar erzählt Fakten der Reihe nach detailliert; angenehm lesbar  ordentlich lesbar, aber weniger ansprechend als Brodie, Rice; teils wertende Adjektive und Angriffe auf frühere Biografen; verteidigt beide Burtons teils eifernd gegen Kritiker; bietet mitunter Spekulationen an
Schwerpunkte
  • ausführlicher über ernste Liebesbeziehungen, Persönlichkeit, deutet Homosexualität und Impotenz an
  • Lovell weist ihr Fehldeutungen nach
  • weniger Interesse an Geografie, Kolonialpolitik, Ethnologie, Reiselogistik, heißen Ländern
  • Krimkrieg detailliert
  • Mormonen in Salt Lake City detailliert, restliches Nord- und Südamerika dieser Reise minimal
  • zitiert ausführlich aus Büchern, Gedichten, Korrespondenz, Rezensionen
  • sehr genaue Quellenhinweise
  • ausführlicher über Leben in Indien, indische Kolonialpolitik
  • ausführlicher allg. über Reisedetails und -strapazen (evtl. erfunden, s.o.)
  • zeigt Burton als unternehmungslustigen Liebhaber der Frauen
  • ausführlicher über kurze Affären, Drogenerfahrungen
  • ausführlicher über Nord- und Südamerikareise
  • zitiert knapp, gibt keine Rezensionen der Burton-Bücher wieder, nur seine eigene Meinung
  • flüchtige Quellenhinweise
  • betont Burtons Religiosität stärker, v.a. Hinduismus
  • sieht L. Oliphant als Motivator hinter Spekes Absetzen von Burton
  • nur hier Zeittafel (3 Seiten)
  • teils ausführlich auch über Nebenfiguren und Isabel Burton
  • sichtete viele neue Quellen
  • die meisten Episoden detaillierter als andere Biografen, z.B. Korrespondenzen insgesamt, Annäherung Burton-Isabel vor Zentralafrika-Expedition, Überfall in Berbera, Zentralafrika-Expedition
  • erwähnt Burtons Bücher sehr knapp, ohne zeitgen. Rezensionen
  • weniger detailliert über Mekka-Reise einschl. Alexandria, Kairo, Medina
  • sieht L. Oliphant nicht als treibende Kraft hinter Spekes Absetzen von Burton
*ohne Anhänge, Fußnoten, Bibliografie, Fotos, **nur Lovell mit gestrichenem Papier

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