Alexander befasst sich wohlgemerkt nur mit dem Gabon-Teil von Mary Kingsleys Reisen; sie verbrachte eine Trockenzeit im Land. Kamerun, Sierra Leone oder Südafrika tauchen im Buch nur en passant auf.
Alexander gräbt sich teils tief in Kingsleys Bericht ein, spekuliert seitenlang (zu lang) über Reise-Details und geographische Zusammenhänge. Dann wieder reist sie, wie sie selbst sagt, auf eigene Faust ohne Orientierung am Kingsley-Buch; so entsteht über Kapitel hin ein schlichter Reisebericht über Gabon 1989. Zu breit schildert Alexander auch den üblichen Frust – organisatorische Schwierigkeiten, miserablen Restaurantservice, das kennt man alles ad nauseam.
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Nicht so richtig spannend:
One Dry Season hebt nie so richtig ab; Gabon ist irgendwie langweilig (so erscheint es auch in den Gabon-Teilen von Naipauls Masque of Africa und in Pamela Watsons Der Traum von Afrika – Eine Frau, ein Fahrrad, die Freiheit). Und Alexander enttäuscht teilweise als Autorin.
Ein Beispiel: Im gottverlassenen Nest Fougamou findet Caroline Alexander nur ein Restaurant, das jedoch geschlossen ist. Eigens für sie kochen die Inhaber trotzdem auf, sie isst im leeren Saal. Alexander:
“A very good meal was brought in… I declined dessert, paid the bill and left.”
Das klingt nach dem Tagebuch eines Buchhalters, aber nicht nach einem Reisebericht, der das Land lebendig machen soll (was hat sie gegessen, was hat es gekostet, wo blieben die Inhaber während ihres Besuchs).
Schon früh in One Dry Season wird klar, dass Alexanders Schreibstil nicht fesselt. Ich tröstete mich zunächst mit der Erwartung vieler, stets unterhaltsamer Kingsley-Zitate. Doch Alexander zitiert ganz bewusst kaum, wie sie später im Buch erklärt.
Warum es gegen Ende besser wird:
Im letzten Buchdrittel hat mich Alexander deutlich mehr angesprochen; ihre Expeditionen werden ambitioniert und sie trifft einige sehr unterhaltsame Typen. Wir begegnen freilich auch ein paar so befremdlich verschrobenen Europäern, dass man auf die Bekanntschaft verzichten möchte. Gabons politisches System schneidet Alexander auf einer einzigen Seite an. Es gibt keine Fotos.
Alexander reist als junge Europäerin mit diversen einheimischen Führern durchs Land, doch ob es mal gefährlich wurde, erfahren wir nicht (nur ein Franzose verhielt sich mild dégoûtant). Auch Watson und Kingsley selbst äußern sich nie über derlei Schwierigkeiten. War etwa alles so bestens und zivilisiert, wie es in den Büchern anklingt?
Wer die Region kennt, glaubt das nicht unbedingt, und möglicherweise halten die Autorinnen mit Problemdetails aus verschiedenen Gründen zurück. So erfährt man bei Alexander auch fast nichts über einen anderen typischen Reibungspunkt – Differenzen bei Preisverhandlungen mit Helfern.
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Was erfährt man Neues?
Viel Neues zu Kingsleys Afrika-Zeit lernt man hier nicht. Auf den letzten Seiten liefert Alexander jedoch aufschlussreiche Details zu Kingleys Jahren in England nach der zweiten Rückkehr aus Westafrika.
Interessant ist Alexanders Bericht über die historische Auseinandersetzung zweier Missionare zur Kingsley-Zeit: der eine zu ehrgeizig und rassistisch, der andere regelwidrig mit einer Afrikanerin verbandelt, Hier hob Alexander interessante Archivschätze (wenn auch fast ohne Kingsley-Bezug) – ein Thema für einen Roman, wie sie selbst meint.
Im Grunde könnte das Buch auch Reisebericht aus Gabon heißen, die Mary Kingsley-Bezüge würden auch dann nicht als übertrieben auffallen. Insgesamt ein mild interessantes Buch über ein mild interessantes Land, das über seine sehr interessante Hauptfigur wenig Neues offenbart.
One Dry Season war Alexanders erstes Buch, dann folgten zahlreiche weitere Bände auf den Spuren historischer Reiseberichte. Die kenne ich nicht, aber Alexander macht wohl als Reisebuchexpertin Paul Theroux keine Konkurrenz.
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