Konkona Sen Sharma als Gutmensch und Journalistin trifft in Bombay 2005 auf Promi-Parties, Pädophilen-Parties, Modenschauen, Bisexuelle, Drogies. Ein durch und durch zynischer Film. Wer Zynismus mag, wird gut unterhalten.
Gutmensch unter Zynikern und eitlen Hasen:
Allerdings passt Gutmensch Madhavi (Konkona Sen Sharma) ohnehin nicht ganz in die Rolle einer Society-Reporterin: Fast von Anfang an begehrt sie gegen Hohlheit und Ungerechtigkeit auf, dennoch bringt ihre Seite 3, in Indien generell die Klatschseite, der Zeitung Gewinn.
Der Film spielt über weite Strecken auf Parties und Beerdigungen, oft mit Quietschfarben. Die Handlung tut letztlich nicht viel zur Sache: “Page 3” ist ein endloser Fluss von Soundbites und Snippets, zynischen Kurzkommentaren, egomanischen Gedanken und schuftigem Verhalten.
Die Männer in diesem Film kommen noch etwas schlechter weg als die Frauen, aber auch die geben nur im Einzelfall ein gutes Bild ab. Zwischendurch,wenn Sen Sharma zur Polizeireporterin wird, gibt es kurze, aber extrem verstörende Gewaltbilder, die an Mani Ratnam heranreichen (das Buch “Stilettoes in the Newsroom” soll an Page 3 orientiert sein).
Gerade zu Anfang wirken die Dialoge etwas belehrend und aufgesetzt, die Schauspieler agieren überdeutlich, doch dann kommt “Page 3” in Fluss und läuft zügig durch. Der endlose Reigen von Partygängern, Polizisten, Journalisten und Chauffeuren amüsiert.
Eine Gruppenstudie, kein Triumpf für die Hauptdarstellerin:
Zwar gibt es ein paar Hauptdarsteller mit stets verkorksten Liebesgeschichten, doch “Page 3” ist eher ein Gruppen- und Milieubild, keine Persönlichkeitsstudie. Das erinnert etwas an “Monsoon Wedding”; dieser Mira-Nair-Film treibt auch fast als Dauerparty ohne Fokus auf ein oder zwei Hauptakteure unterhaltsam ins Ziel. “Page 3” erzeugt nie großes Mitgefühl oder starke Sympathie und konzeptbedingt beeindruckt Konkona Sen Sharma weniger als in ihren gelungensten Filmen.
Konkona Sen Sharma spielt wie immer geerdet und natürlich. Jedoch, wenn man sie mag: In “Luck by Chance” oder “Mr. and Mrs. Iyer” erscheint die Tochter der indischen Indie-Filmerin Aparna Sen noch eindrücklicher. Schön präsent wirkt Boman Irani als ambivalenter Chefredakteur (2008 in “Dostana” spielt er wieder einen Redakteur, doch weit weniger lebendig; ähnlich eindrücklich wie bei “Page 3” sieht man Irani jedoch in “Honeymoon Travels Pvt. Ltd.”.).
Die Musik klingt meist etwas forciert städtisch/nach Disko, es gibt ein paar kurze Tänze in der Disco, aber sie hinterlassen wenig Eindruck und erinnern nicht an wichtige Bollywoodproduktionen.
Was mich jedoch störte: Von einer gedruckten Seite 3 – traditionell die Klatschseite in Indiens Tageszeitungen – zeigt der Film “Page 3” nur ganz selten einen kleinen Ausschnitt. Man sieht nie die ganze Seite und schon gar nicht die komplette Zeitung namens Nation Today.
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