Rezension Bollywood-Western: Omkara (2006, mit Ajay Devgn, Kareena Kapoor) – mit Videos – 8 Sterne

Omkara (2006) hat mächtige Bilder und mächtige Musik. Teils wirkt es schon zu pompös. Regisseur, Co-Autor und Komponist Vishal Bardwaj überhöht das staubige Landleben noch stärker als die eindrucksvollsten indischen Spielfilme aus Andhra Pradesh, Tamil Nadu oder Kerala. Mit seiner Musik pumpt Bardwaj noch mehr Bedeutung in manch scheinbare Belanglosigkeit, als es selbst A.R. Rahman sonst schafft. Aber wie auch immer: Die Musik gefällt, speziell die exzellenten Tanznummern Beedi und Namak (beide hier eingebettet), die zudem brillant illustriert und gut in die Handlung eingefügt wurden.

Bardwaj versammelte viele hochkarätige Schauspieler. Einige Hauptdarsteller wirken in ihrer Rolle als Landganoven aus Uttar Pradesh definitiv zu hell- und glatthäutig, aber das kennt man von Bollywood.

Manche Schauspieler überraschen in diesem vielfach preisgekrönten Film:

  • Naseeruddin Shah ist mit Glatze kaum wiederzuerkennen, er überzeugt als lässig-eiskalter Machtpolitiker.
  • Saif Ali Khan, sonst meist Sunny-Honey-Loverboy, gibt hier den derben, intriganten Hilfsganoven mit Hinkebein; seine Niedertracht wirkt gelegentlich aufgesetzt.
  • Bipasha Basu, die hohle Nuss, beweist als “embedded item girl”, dass sie durchaus mitspielen und nicht nur zappeln kann, wenn man sie lässt; ihre Tänze hätten A. Rai oder D. Padukone technisch weit besser erledigt, wenn auch weniger anzüglich

Andere Darsteller liefern Bekanntes ab:

  • Ajay Devgn wieder als dunkel brütender, eiskalter Bandenboss (vgl. Company, 2002); manchmal spielt er zu verzögert und obercool; seine Stimme klingt viel zu tief und nah.
  • Vivek Oberoi wieder als junger Bandenboss-Unterling, schon in Company und Yuva war er Devgans Co-Gangster und Rivale. In Omkara darf er weniger Wut zeigen, und das ist auch gut so.
  • Konkona Sen Sharma als einfältige, manchmal freche und vorlaute Dorfmagd, wie schon in Aja Nachle.

Insgesamt viele gute Leistungen. Im Vergleich zu üblichen Bollywoodfilmen wirkt Omkara relativ (also relativ) realistisch, verzichtet gänzlich auf Luxus und Glamour; doch auch hier gibt es Unglaubwürdigkeiten, die man den Figuren nicht abnimmt, die aber die Handlung in die gewünschte Richtung drücken.

Der Schriftsteller Kiran Nagarkar sagt im Interview auf der DVD, dass Vishal Bardwaj mit Maqbool und Omkara (beide nach Shakespeare-Stücken) sowohl Dorfkinobesucher als auch die Intelligentsia erreicht. Das klingt plausibel. Mich hat der Film auch an Bardwajs Produktion Ishqiya erinnert, in der Regie von Omkara-Ko-Autor Abhishek Chaubey, ebenfalls mit Landganoven. Gleichwohl wirken Bardwajs opulent inszenierte Streifen vom Land weitaus mehr filmi als etwa die Dorfgeschichten des Indie-Regisseurs Shyam Benegal, sie erinnern eher an Tamil-Kino.

Die DVD des deutschen Anbieters REM enthält nur Hindi-Ton und nur deutsche, teils vulgäre Untertitel. Als Extras gibt es nur den Trailer zu Omkara und 16 Minuten Interview mit dem Schriftsteller Kiran Nagarkar. Mehr über den Film erfährt man bei IMDB und der englischen Wikipedia. Das beste Extra kostet allerdings nochmal Geld: Stephen Alters englisches Buch Fantasies of a Bollywood Love Thief erzählt – neben allgemeinen Bollywood-Hintergründen – vor allem die Entstehung des Films Omkara und liest sich sehr leicht wie eine lange, genau beobachtete Reportage.

Der Omkara-Song Beedi (unten) spielt in einem ernsten Zusammenhang, erklingt jedoch mehrfach auch in wilden Hindi-Komödien, unter anderem in Atithi Tum Kab Jaoge und in Khichdi – The Movie.




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