15 Jahre lang kam die Süddeutsche Zeitung zunächst jeden Samstag, dann jeden Freitag und Samstag. Nun (Mitte 2016) habe ich die SZ abbestellt, das Wochenend-Abo gekündigt.
Das werde ich vermissen:
- Hermann Unterstögers launig-versöhnliches “Sprachlabor” zu kniffligen Deutschproblemen samstags und gegenüber auf der Seite die “SZ-Werkstatt” (die jedoch offener sein könnte)
- Heribert Prantls Kommentare; nicht wegen seiner absehbaren Meinung, sondern wegen seiner überraschenden Parallelen und Metaphern; seine Schlagseite zur Bibel geht ausnahmsweise in Ordnung
- im SZ-Magazin freitags die “gefühlte Wahrheit”, “gemischtes Doppel” und “die drei großen Lügen”
- im SZ-Magazin freitags die manchmal völlig unorthodoxe Herangehensweise
- im Sport-Teil lässig feuilletonistische oder auch Thomas Kistners kriminalistische Artikel (lange vor Verhaftung der FIFA)
- Investigativ-Recherche auch im Verbund mit NDR und WDR
- Annette Ramelsbergers Gerichtsberichte
- Nico Frieds “Spreebogen”-Kolumne samstags im “Gesellschaft”-Teil meistens
- einiges aus der New York Times-Beilage freitags (außer im Sommer), u.a. die Kommentar-Seite, nie die Kultur-Seite
Das werde ich nicht vermissen:
- die Phrasen “eine Spurensuche”; “eine Begegnung”; “ein Besuch”; “eine Recherche”
- das Streiflicht
- zunehmend Vulgärsprache, scheinbar mit einem gewissen Augenzwinkern ins Blatt gekippt (gebe ich hier nicht wieder, ich will ja nicht auf Googles schwarze Liste)
- Jiepern nach modischen Trends, Comedians, Netzlautmäulern
- Jiepern nach gesellschaftlichen Trends, die dann gleich wieder demontiert werden (könnte man sie nicht auch souverän in Ruhe ignorieren, oder, mit Karl Valentin, nicht mal das?)
- die Begeisterung des Medienteils für amerikanische TV-Serien und deutschen Tatort
- endloses Rascheln, bevor mal wieder was Interessantes kommt (der Kaffee ist dann kalt), vor allem in den Teilen Wirtschaft, Wissen, Stil, München, Bayern, Region
- die Carolin-Emcke-Karikatur samstags auf Seite 5
- Interviews oder “Fotoalben” mit Stars, die ohnehin nur ihr neuestes Produkt (Buch, Film, Platte) bekannt machen wollen, der Interviewer dabei nur Stichwortgeber fürs Aufsagen altbekannter Anekdoten
- das Streiflicht
- eigentümliche Debatten als Feuilleton-Aufmacher
- mein Grübeln, wieviel Schleichwerbung im SZ-Magazin steckt
- im SZ-Magazin: Dr. Dr. Dr. Erlingers Moralkolumnen haben mich früher fasziniert, aber das ist länger her; Axel Hackes Seite
- im SZ-Magazin “Sagen Sie jetzt nichts” vor allem bei Kabarettisten und unter 35jährigen (die schamgefühllos Tattoos und peinliche Fratzen ausstellen)
- SZ-Extra und Reiseteil (die ich ohnehin nur selten zu Gesicht bekam)
- samstägliches Abonnenten-E-Mail mit Karikatur des Chefredakteurs obenan
- die Cartoon-Reihen “Rattelschneck” samstags und “Fußballgötter” im Sport
- das aktuelle verzweifelte und absehbar vergebliche Aufplustern der Samstagsausgabe mit neuen Teilen wie “Stil”, “Buch 2” und (ausgebaut) “Wissen” (“SZ-Wochenende” heißt jetzt “Gesellschaft”) und plakativen Umbauten im Feuilleton