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Kritik Hindi-Komödie: Jaane Bhi Do Yaaro (1983) – 7 Sterne – mit Video
Hohe Politiker, reiche Unternehmer, investigative Journalisten und kleine Straßenpolizisten – sie alle sind schändlich korrupt in dieser schnellen, kleinen Satire. Nur zwei bettelarme Fotografen aus Mumbai, die zufällig einen Mord auf Film bannen, stehen für das Gute im Menschen. Bemerkenswert, dass die staatliche Filmagentur NFDC diesen Streifen finanzierte (mit Naseeruddin Shah, Ravi Baswani, Om Puri, Pankaj Kapur, Satish Shah, Satish Kaushik, Bhakti Barve and Neena Gupta). Es gibt keine Tänze und keine Songs, nur ein wenig komische Hintergrundmusik. Jaane Bhi Do Yaaro (1983) gilt in Indien als Kultkomödie – nicht zu verwechseln mit Jaane Bhi Do Yaaron von 2007. 2010 erschien sogar das Buch zum Film. Ein Nachfolgefilm soll in…
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Rezension Bollywood-Western: Omkara (2006, mit Ajay Devgn, Kareena Kapoor) – mit Videos – 8 Sterne
Omkara (2006) hat mächtige Bilder und mächtige Musik. Teils wirkt es schon zu pompös. Regisseur, Co-Autor und Komponist Vishal Bardwaj überhöht das staubige Landleben noch stärker als die eindrucksvollsten indischen Spielfilme aus Andhra Pradesh, Tamil Nadu oder Kerala. Mit seiner Musik pumpt Bardwaj noch mehr Bedeutung in manch scheinbare Belanglosigkeit, als es selbst A.R. Rahman sonst schafft. Aber wie auch immer: Die Musik gefällt, speziell die exzellenten Tanznummern Beedi und Namak (beide hier eingebettet), die zudem brillant illustriert und gut in die Handlung eingefügt wurden. Bardwaj versammelte viele hochkarätige Schauspieler. Einige Hauptdarsteller wirken in ihrer Rolle als Landganoven aus Uttar Pradesh definitiv zu hell- und glatthäutig, aber das kennt man…
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Asien, Film, Gut, Hot Country Entertainment, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Komödie, Spielfilm
Rezension Indien-Spielfilm: Iqbal (2005, mit Naseeruddin Shah, Shreyas Talpade) – 8 Sterne
Der taubstumme Dorfjunge Iqbal will ein Cricketstar werden. Dabei spielt er nicht mal in einer Mannschaft, und die Cricketverband-Oberen haben eigene, unsportliche Kriterien. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Der schlichte, leicht märchenhafte Dorffilm wird getragen von lauter liebevollen, liebenswerten Darstellern: Natürlich Hauptakteur Shreyas Talpade, der seine Wonneproppen-Qualitäten auch in Om Shanti Om, Welcome to Sajjanpur und Dor genussvoll ausagierte (seine Actionfilme kenne ich nicht) und hier exzellent bis ergreifend gezeigt wird; dann vor allem seine kleine Filmschwester Shweta Prasad als rasante Gebärdensprache-Simultan-Dolmetscherin und unsentimentaler Mentalcoach; dazu ein knurriger Naseeruddin Shah, eine liebevolle Filmmutter Prateekshah Lonkar und selbst der zunächst skeptische Filmvater Yatin Karyekar hat letztlich Verständnis.…
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Rezension Indien-Spielfilm: Monsoon Wedding (2001, Regie Mira Nair; mit Video) – 8 Sterne
Der Film zeigt ein permenanentes, mehrtägiges indisches Hochzeitschaos in Delhi. Und dann tun sich nebenbei noch die Abgründe auf – vorehelicher Ehebruch, Kindesmissbrauch, Geldprobleme, unerwartete Liebe, usw. usf. – und doch: „Monsoon Wedding“ fließt mit unerschütterlicher Ruhe auf eine Art Happy End zu, bleibt heiter, immer im Fluss, unaufhaltsam, mit viel schwungvoll orientalischer Musik und satten Farben… eine Pracht! Amazon-Werbelinks zu Filmen (ohne Bollywood): Indien | Asien Das hat mir gefallen: Gutes Buch, gute Darsteller, gute Kamera, tolle Regie und hervorragender Schnitt. Und während das allgemeine Treiben schon viel Spaß macht, gibt es hier und da noch kleinere Mini-Dramen mit Gags und Knüllern. Die Handkamera ist stets nah dran an…
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Rezension Bollywood-Spektakel: Main Hoon Na – Ich bin immer für dich da! (2004, mit Shah Rukh Khan) – mit Video – 7 Sterne
Hirn aus, Player an. Ein wilder, überschäumender Mix aus kindischer College-Komödie, bös blutrünstiger Terror-Action und etwas Familiendrama, der non-stop fesselt. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra 180 Minuten Popvideo: Jeder Hintergrundton, jede Kameraeinstellung wird auf maximale Wirkung aufgepumpt – bis zum Bersten und in Extremzeitlupe. Die völlig übertriebenen, dabei jederzeit lässig selbstironischen Kämpfe sind bombastisch inszeniert (Fahrradrikscha im Feuersturm! Shah Rukh Khan im Freiflug überm Collegedach!). Trotz verlorener Brüder, erschossener Väter, abtrünniger Ehefrauen und ach so heimlicher Liebe drückt Main Hoon Na (2004) weniger auf die Tränendrüse als bekannte Bollywoodschinken wie Kuch Kuch Hota Hai, Khabi Khushi Kabhie Gham und viele andere Stücke: die Darsteller in Main…
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Rezension Bollywood-Film: Paheli – Das Rätsel einer Liebe (2005, mit Shah Rukh Khan, Rani Mukerji) mit Video – 7 Sterne
Es war einmal… im schönen Indien (im Staate Rajasthan), vor langer Zeit (sehr lange), eine gar wunderschöne Frau (Rani Mukerji), umgeben von prächtig gekleideten Verwandten (unter ihnen die fast ebenso schöne Juhi Chawli), spektakulär das Tanzbein schwingend (choreographiert von Maestra Farah Khan) mit vielen elektronik-freien, eingängig ‚orientalischen‘ Weisen (M.M. Kreem). Diese reizende Frau schmachtet der Hochzeitsnacht entgegen, aber ach, ihr frischvermählter Göttergatte (Shah Rukh Khan) drückt sie aufs Bett und – setzt sich wieder an den Schreibtisch. Und am nächsten Morgen aufs Kamel: Er geht für fünf Jahre auf Geschäftsreise. Und tschüss. Lachchi, denn so heißt unsere mandeläugige Schöne, denkt sich zurecht: Wer mich sitzenlässt, ist selber schuld. Sie betrügt…
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Rezension Indien-Spielfilm: Pestonjee (1988, mit Shabana Azmi) – mit Trailer – 7 Sterne
Ein ruhiger, bedächtiger Film mit etwas stiller Komik. Die Freundschaft der ungleichen Figuren von Naseeruddin Shah und Anupam Kher wird schön gezeigt. Attraktive, scheinbar realistische Mittelschicht-Interieurs und kleine Einblicke ins Leben der Parsi-Gemeinde von Bombay; dazu eine Begegnung mit den später als Eltern-Nebendarsteller allgegenwärtigen Eheleuten Anupam Kher und Kiron Kher in ihren jüngeren Jahren, hier noch als love interests. Shabana Azmi bekommt zu wenig zu tun in einer ohnehin schrägen Rolle. Es gibt keine Tänze und kaum Außenaufnahmen. Amazon-Werbelinks zu Filmen (ohne Bollywood): Indien | Asien
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Bollywood in Spanien: Man lebt nur einmal – Zindagi Na Milegi Dobara (2011, mit Hrithik Roshan, Katrina Kaif) – Trailer & 3 Songs – 5 Sterne
Wie so oft in Bollyland: Alte Herrschaften spielen junge, infantile Bürschlein. Oder wie Raja Sen über diesen Film schreibt: „The boys are men pretending to be boys pretending to be men. The result is a group of actors being embarrassingly juvenile while trying to deal with just how badly miscast they all are.“ Trotzdem ist das Drama um verflossene und aufkeimende Lieben teilweise interessant und teilweise witzig, attraktiv verfilmt (u.a. mit Hrithik Roshan, Katrina Kaif, Naseeruddin Shah, Farhan Akhtar, Abhay Deol). Die Herrschaften spielen nicht ganz so schmalzig, selbstfindungs-vergrübelt und und überzogen wie etwa in Dil Chahta Hai (auch mit Farhan Akhtar und einer neureichen Jungmännerclique, darunter wie hier ein…
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Bollywood-Teeniefilm: Jaane Tu … Ya Jaane Na – Du liebst mich, du liebst mich nicht (2008) – 4 Songs – 6 Sterne
Ein perfekt produzierter, glatt rasierter, Hochglanz-polierter Film voller Klischees: die schicken Eigenheime, die verständnisvollen Eltern, die nette Clique, fröhliches Abtanzen, lässiges Leben ohne störendes Arbeitenmüssen. Jaane Tu Ya Jaane Na ist aber nicht völlig bombastisch over-the-top: die Autos bleiben gehobene Mittelklasse, die Akteure treffen sich oft auf öffentlichen Plätzen statt in Edelkneipen und werden nie schrill. Ein Teenie-Film mit Unbekannten: Hat man sich mit den Klischees arrangiert, beeindrucken die meisten Darsteller, zumal viele von ihnen keine Bollywood-Dauergäste sind. Die einzige wirklich erwachsene Rolle spielt Paresh Rawal als fieser Polizist (bekannt auch als Tabus Film-Vater in Cheeni Kum). Haarsträubend nervig sind natürlich die Salman-Khan-Brüder Sohail und Arbaaz Khan, die Bombay als…
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Bollywood-Oldie: Umrao Jaan (1981, mit Rekha) – 4 Songs – 5 Sterne
Insgesamt ein steifer, gelegentlich anmutiger und nie schwungvoller Film mit wunderschöner Hauptdarstellerin Rekha, opulent historischer Ausstattung, unbedeutender Handlung und spröd klassisch östlicher Musik. Nordindien im 19. Jahrhundert: Umrao Jaan (1981) zeigt traditionelles Oberklasse-Nordindien im 19. Jahrhundert. Dazu gehören Ghazals – elegante, gedehnte und wenig eingängige östliche Gesänge -, schwer wallende Gewänder, pompös überladene Gemächer, hochzeremonielle Umgangsformen und immer wieder Tanz und Poesie. Die Kamera präsentiert das Ambiente in vielen gemäldeartigen, wohlkomponierten Bildern. Die schöne Rekha spielt eine kunstsinnige Edelprostituierte wider Willen (erscheint aber im Film eher als Gesellschafterin für gelangweilte Männer, es gibt kaum anzügliche Stellen). Sie agiert meist zurückhaltend bis melancholisch, mitunter leicht spöttisch. Häufig sehen wir Rekhas fast…