-
Kritik US-Musical: Funny Girl (1968, mit Barbra Streisand, Omar Sharif) – 5 Sterne
Angenehm: Barbra Streisand spielt teils sensibel, verletzlich und sieht immer gut aus dabei ein paar schöne Bigband-Musical-Nummern Weniger überzeugend: Streisand spielt teils albern, teils frech, teils schüchtern, ihre drastischen Verhaltensänderungen sind kaum zu erklären, ebenso ihr steiler Aufstieg im Showbusiness; aber für das Drehbuch muss es halt sein (vielleicht kann man von einem Musikfilm namens Funny Girl nichts anderes erwarten) der erste Teil ist zu albern, der zweite zu schmalzig wenig peppige Dialoge sämtliche Kulissen und Figuren außer Streisand wirken überstilisiert, klischiert und puppenstubesk, ohne echtes Leben Omar Sharif kommt über die Rolle eines öligen Kleiderständers nicht hinaus warum der Film so endet, wie er endet, bleibt unklar Freie Assoziation:…
-
US-Spielfilm: So wie wir waren (1973, The Way We Were, mit Barbra Streisand, Robert Redford) – mit Trailer – 5 Sterne
Barbra Streisand spielt sehr intensiv, menschlich, verletzlich, der Zuschauer ist ihr sehr nah, zufällig sieht sie auch noch gut aus. Umgekehrt Robert Redford: stoisch ungerührt trägt er eine Uniform nach der anderen durch den plüschig-nostalgischen Filmset; als blonder Kleiderständer mit Militär-Chic hätte er auch dem transatlantischen Kriegsgegner gefallen (dt. So wie wir waren, engl. The Way We Were, dt. offenbar auch Cherie Bitter, Regie Sydney Pollack). Schwache Handlung: Die Handlung überzeugt gar nicht, vielleicht, weil so viele so lange am Drehbuch dokterten. Warum die verbissene Kommunistin und der Marine-Schönling zusammenkommen, bleibt unverständlich; warum sie ihn nach der ersten Nacht immer noch anhimmelt, erst recht; außerdem nimmt man Redford weder den…
-
Griechenland-Loser-Film: Kleine Wunder in Athen (2009) – mit Trailer – 3 Sterne
Wie so oft fasst Variety meine Eindrücke in perfekt sitzende Worte: „A weak comedy with few laughs and little insight… a strictly smallscreen format… anemic script… visuals are uniformly flat.“ Die Figuren sehen so trostlos und armselig aus wie die Kreuzung, an der sie wohnen und Bier trinken. Patriotismus, Kultur-Clash, Sozialneid und Mackertum sind platt geschrieben und gespielt – vielleicht geeignet als Diskussionsstoff in einem Mittelstufe-Sozialkunde-Kurs. In den 103 Minuten habe ich zweimal ansatzweise gelacht. Im Making-of äußern die Darsteller Verachtung für die Charaktere, die sie zu spielen haben. Unglamourös: Kleine Pluspunkte: Der Charakterkopf von Antonis Kafetzopoulos und die Idee, den neuen Mann der Kafetzopoulos-Ex immer durch eine Sprechanlage plärren…
-
Italien-Nostalgie-Film: Baarìa (2009, Regie Guiseppe Tornatore) – mit Trailer – 5 Sterne
Die Bilder schwelgen in nostalgisch verklärenden Goldtönen. Komponist Morricone schwelgt tremolierend im Streicherhimmel. Die Hauptdarsteller sind herb-schön, mit Betonung auf schön. Die monatelang in Tunesien erbauten Kulissen wirken wie: Kulissen. Willkommen in der Disneyland-Sonderschau „Nostalgia Siciliana“. Hart, aber gülden: Das Leben im Sizilien der 20er bis 70er Jahre erscheint hart, aber dabei gülden illuminiert. Der Film zeigt Hunger, Krieg, Ausbeutung, Ungerechtigkeit, Gewalt und – wieder und wieder – Versammlungen und Aktionen der KPI. Ermüdend, aber voll liebenswerter Italianità. Liebe kommt nur am Rand vor. Von den besonders holpernden ersten 30 Minuten bis zum siebenminütigen Abspann dachte ich öfter, über insgesamt zweieinhalb Stunden Hauptfilm: Hier setzt sich ein Reicher ein Denkmal…
-
US-Musik-Spielfilm: Grease (1978, mit John Travolta, Olivia Newton-John) – Trailer & 3 Songs – 5 Sterne
Tumbe Vorstadtstenze lassen den Macker raushängen; schrille High-School-Zicken riechen durch die Leinwand hindurch nach billigem Parfüm; Prolls soweit das Drehbuch reicht, Selbstironie Fehlanzeige, Charme Mangelware, ordinär ist schick, vulgär noch schicker. Die Musik klingt zeitweise schwungvoll, aber über Strecken auch völlig belanglos; John Travolta wirkt wie die Karikatur einer Parodie seiner selbst. Einige schöne Massentanz-Szenen hat Grease (1978), voller Schwung und Leben und kreiselnder Handkameras. Das Drehbuch bleibt stramm unsubtil und noch weniger glaubwürdig als in anderen Musicals. Auf meiner DVD noch einige mild interessante Interviews, Highlight sicherlich die Szenen von der Feier der DVD-Veröffentlichung 2002: Travolta, Newton-John und alle anderen Grease-Akteure trällern live auf der Bühne ein gutgelauntes Summer…
-
Romantische Komödie: Pretty Woman (1990, mit Julia Roberts, Richard Gere) – 3 Szenen – 5 Sterne
Richard Gere grinst 120 Minuten lang ölig-versonnen, während Julia Roberts sehr lebhaft und sympathisch agiert (nebenbei, sie sieht Klasse aus). Der Film tischt gnaden- und humorlos ein Luxusklischee nach dem anderen auf (Prada-Laden, Gucci-Laden, Reitbahn, Luxussuite, Privatjet, teure Straßennamen, Stretchlimousinen). Die Geschichte ist völlig unrealistisch (superreicher Investor gabelt hässliche Straßendirne auf, sie wird immer schöner und er ein besserer Mensch). Zudem gibt es keine richtige Handlung, nur einen Episodenreigen, das Ende ist weit vorhersehbar. Die Dialoge bleiben harm- und peplos, wühlen in Klischees. Pretty Women hat mitunter Schwung, heitere Momente, befriedigt einen gewissen LA-Luxus-Voyeurismus und lebt vor allem von Julia Roberts. Ich hab’s auf Englisch mit englischen Untertiteln gesehen. Drückt…
-
Spielfilm: Über den Dächern von Nizza (1955, mit Cary Grant, Grace Kelly, Regie Alfred Hitchcock) – mit Trailer – 5 Sterne
Ganz unterhaltsam. Die Schmonzette läuft halbwegs zügig durch, nur einige Dialoge gerieten zu lang, trotz teils knackiger Wortwechsel (und dick aufgetragener Anzüglichkeiten). Die Verfolgungsjagden aus Hubschrauberperspektive unterhalten und liefern tolle Côte d’Azur-Kulisse. Etwas unrealistisches Ambiente: Allerdings wirkt das Ganze etwas unrealistisch, die Hauptdarsteller etwas puppig, das Ambiente allzu studio, zu technicolor. Das gilt besonders für den finalen, pompös kitschigen Kostümball samt Verfolgung unter „freiem Himmel“, sprich unter Pappmaché. In einem der interessanten Hintergrundberichte auf der DVD (Englisch mit Untertitel) sagt die Hitchcock-Enkelin, dass dieser Film zur Hälfte im Studio entstand. Andere Hitchcocks hätten einen noch höheren Studioanteil. Highlight ist natürlich der erste Kuss von Grace Kelly an der Hotelzimmertür. Dieser…
-
TV-Doku: Deutschtürken – Zwei Herzen in der Brust – 6 Sterne
Die TV-Doku vom 19.Juli 2014 begleitet mehrere junge Türken bei Türkeireisen (vor allem in Istanbul und Umgebung), zeigt sie aber auch in Deutschland. Der Bericht soll noch bis 19.Juli 2015 online zu sehen sein: Den Film ansehen in der ARD-Mediathek Ich bin dem Bericht interessiert gefolgt, habe aber auch ein paar Einwände: Zu Beginn des Films sind die unterschiedlichen Familien und Erzählstränge kaum auseinanderzuhalten Gezeigt werden vor allem gut bis exzellent ausgebildete Türken (auch wenn sie gut aussehen und gut reden können) Reporterin Birgit Muth besucht alle Familien im sehr knappen Kleidchen Interessant fand ich nicht zuletzt die Szenen und O-Töne vom Stammtisch der Deutschtürken in Istanbul (die sich auch…
-
Kauderwelsch-Sprachführer: Reise Know-How Hindi für Bollywoodfans – 5 Sterne
Autor Daniel Krasa liefert eher ein Bollywood-Sachbuch in lieblosem Deutsch mit eingestreuten Hindi-Lektionen und wenigen, ausgesprochen schlecht reproduzierten Schwarzweißbildern (ich hatte die Ausgabe von 2007). Für die Reise eignet sich das Bändchen also definitiv nicht. Nur das Grammatik-Kapitel (rund 14 von 190 kleinformatigen Seiten) konzentriert sich ganz auf die Sprache. Dazu kommen wenige Seiten zu Bombay-Hindi und einige einseitige Listen wie „Die besten Sprüche“ oder „Die schönsten Liebeserklärungen“. Mehr Filmgeschichte als Sprechbuch: Krasa belegt seine Thesen mit unzähligen Filmen, darunter auch viele Streifen z.B. von 1949 oder 1958. Die in Deutschland populäreren Streifen, die ab 1995 entstanden, mag er wohl weniger (freilich, ab 1995 produzierte Filme erschienen öfter mit deutscher…
-
Deutscher Spielfilm: Schloß Gripsholm (1963, Regie Kurt Hoffmann, mit Walter Giller, Nadja Tiller) – 4 Sterne
Ein harmloses, verharmlosendes Vergnügen – auch wenn man die exzellente Buchvorlage von Kurt Tucholsky gar nicht berücksichtigt: Jana Bre(j)chová gibt „Lydia“ als mild exaltiertes, aber durchaus selbstbewusstes Dummchen, das wie ein Baby ihren Galan Kurt penetrant mit „Daddy“ an- und von sich selbst in der dritten Person redet. Ihr Plan: die Heirat mit Kurt. Ihr Trick: das heikle H-Wort möglichst nicht erwähnen. Wie sind die Schauspieler? Dem hat der ausstrahlungsfreie Walter Giller nichts entgegenzusetzen, wenn auch der Wortwechsel mit Hanns Lothar („Kumpel Karlchen“) nicht humorfrei geriet. „Billie“ Nadja Tiller könnte dem Film dann noch eine Tiefendimension geben; sie erscheint indes zu spät, verschwindet dann aber abrupt früh aus der Handlung.…
-
James-Bond-Film: Leben und sterben lassen (1973, mit Roger Moore) – mit Trailer – 5 Sterne
Der 73er ist sicher einer der schwächsten James Bonds: Wenig und/oder mickrige Action, dafür reichlich plumpe Anmachsprüche, esoterisches Tarotgeschwafel und absurder Sandkastenvoodoo. Pappkulissen und ein schmerzhaft grenzdebiler Sheriff erinnern an unterfinanzierte Bollywood-Produktionen der 60er. Alles wirkt fast wie eine Parodie, aber hilflos nonchanlancefrei. Kaum coole Einzeiler. (Mit Roger Moore, Yaphet Kotto, Jane Seymour, Regie Guy Hamilton, Buch Tom Mankiewicz.)
-
Spielfilm Algerierin in Deutschland: KussKuss – Dein Glück gehört mir (2005) – 5 Sterne
Ein interessantes Thema, eine witzige Konstellation, und die Hauptdarsteller agieren natürlich und locker. Doch das Buch taugt nichts. Die Fremdsprachenkenntnisse aller Akteure schwanken dramatisch, je nach dramaturgischer Erfordernis. Passt Nicht-Verständigen-können gerade gut in die Handlung, versiegen die Fremdsprachenkenntnisse ganz, und nicht einmal durch Gesten lässt sich so etwas Elementares wie Trinken/Durst andeuten. Achja, sind Akademiker so? Dann wieder fließen die Sätze ganz mühelos. Die Wandlung der Algerierin ist in wesentlichen Teilen auch viel zu konstruiert. Das Thema hätte man auch als schrille Komödie inszenieren können, vielleicht durch Fatih Akin; bei einer Komödie hätten mich die unrealistischen Entwicklungen und Situationen nicht gestört. Aber KussKuss kommt als ernstes Drama daher – und…
-
Spielfilm: Matador (1986, Regie Pedro Almodóvar) – mit Trailer) – 5 Sterne
Starke Bilder, markante Gesichter, Spanien, beflissener Tabubruch: Pedro Almodóvar. Nebenbei ein mittelspannender Krimi. Sekundenweise immer wieder blutrünstige Gewalt. Einige Figuren wirken leicht schräg, die anderen völlig neben der Spur; alle spielen aber mit, wortwörtlich, tödlichem Ernst. Letzlich ein Film aus einer Parallelwelt (mit Assumpta Serna, Antonio Banderas, Nacho Martínez).
-
James-Bond-Film: Lizenz zum Töten (1989, mit Timothy Dalton) – mit Trailer – 5 Sterne
Insgesamt wirkt dieser Bond etwas spießig, nicht zuletzt wegen des hölzern oberschülerhaften, humorlosen Timothy Dalton in der Hauptrolle und weil dieser zusammen mit Q und Pam Bouvier so eine traute Kleinfamilie abgibt; Carey Lowell spielt die Bouvier zudem zeitweise zu naiv-trotzig. Sadistische Morde, die ich nur mit geschlossenen Augen überlebte. Schön choreographierte Abläufe und Kamerafahrten und schönes tropisches Ambiente, wenn auch ohne viel erkennbare Ortsveränderung. Interessante Stunts vor allem im Flugzeug über der karibischen Inselwelt.
-
US-Musikfilm: Laurel Canyon (2002; mit Trailer) – 5 Sterne
Einige schön gefilmte Szenen aus dem Musikerleben im berühmten Laurel Canyon nahe Hollywood. Einige gute Schauspieler, andere wirken blass und mechanisch. Aber der Musikfilm hat wenig Handlung und viel Psychogerede, die atmosphärischen Abschnitte wirken wie Alkoholwerbung, die mehrfache Wandlung der Hauptfigur Alex kommt abrupt und unglaubwürdig. Die exzellente Frances McDormand erscheint zu jung als Film-Mutter von Bale, der tatsächliche Altersunterschied beträgt rund 17 Jahre. Ob Musiker so arbeiten wie gezeigt, finde ich fraglich. Ich hab’s im Fernsehen gesehen, und die deutsche Synchro war haarsträubend – nicht synchron zu den Lippenbewegungen und unrund übersetzt.
-
Spielfilm: Die Liebe der Kinder (2009; mit Trailer) – 5 Sterne
Eigentlich schön gespielt, vor allem von Hauptdarstellerin Marie-Lou Sellem. Schön langsam und ruhig, unaufdringlich bundesdeutsch atmosphärisch, ohne Zeitgeist-Schickimicki und latte to go. Nur: Im Film kommen mehrere Paare zusammen, und man spürt nicht die geringste Anziehungskraft. Die danach entstehenden Konflikte lassen sich leicht nachvollziehen – aber warum die Figuren überhaupt zueinanderfanden, das bleibt unklar.
-
Spielfilm: Der letzte Tango in Paris (1972, mit Marlon Brando; mit Trailer) – 4 Sterne
Dies bitte nicht lesen, ich bin Kunstbanause. Aber sagen kann ich doch, dass Brando exzellent spielt: So einen greinend selbstsüchtigen, arroganten, verächtlichen, widerwärtigen Drecksack habe ich im Film noch nicht gesehen; und dann auch noch mit Kaugummi. Maria Schneider ist zwischendurch menschlich und hübsch, gleicht die bohrende Pein durch die Brando-Figur aber nicht aus. Auch die zweite männliche Hauptfigur hat einen in der Klatsche. Die Sprache ist zeitweise kalkuliert präpubertär obszön, die gesamte Veranstaltung ohnehin freudlos. Bertoluccis unrealistische Herrenfantasie ist teils schön gefilmt, mit interessanten Perspektiven und Choreographien, aber auch mit Längen. Das aufdringliche Orange-Thema erdrückt den Film jedoch. Meine Bluray zeigte den Film in einer Länge von 2:09 Stunden…
-
Kritik Action-Komödie: Taxi (1998) – 4 Sterne – 1 Video
Ein Taxifahrer in Marseille, der gern Rennfahrer wäre, muss einen Polizisten ohne Führerschein chauffieren. Gejagt wird eine deutsche Räuberbande in roten Mercedessen. Pubertär: Die Action-Komödie mit zwei drögen Jungmännern in der Hauptrolle wirkt pubertär, psychologiefrei, baut auf platte Witze und dralle Frauen. Die Handlung stolpert von Episode zu Episode, ist insgesamt an den Haaren herbeigezogen, Marseille bleibt unauffällig. Ich fühlte mich schnell im falschen Film. Aber Reifen quietschen, es scheppert häufig, und einige Stunts stammen auch von Motorrad-Pizzafahrern. Ein Running Gag: Immer beim Liebesspiel klingeln Telefon oder Wecker, und die Bullen sind immer die Doofen, hoho. Erfolgsgeschichte: Taxi war in Frankreich ein Riesenerfolg mit mehreren Nachfolgern (s. Wikipedia, auch als…