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Rezension Bollywood-Oldie-Kracher: Amar Akbar Anthony (1978, mit Amitabh Bachchan) – 8 Sterne
Schon in den ersten 20 Minuten donnern die Schicksalsschläge nur so herunter, eine glückliche Kleinfamilie wird scheinbar für immer zertrümmert und neu verteilt, Fäuste und Kugeln fliegen, ein Selbstmordversuch scheitert. Klingt wie fürchterliches Drama, doch die Akteure spielen eine locker-lässige Selbstparodie, wie sie nur im Lande Bollywood begegnet – und keiner so kolossal beherrschte wie Regisseur Manmohan Desai . Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Action und Spaß: Und danach geht es ganz wörtlich Schlag auf Schlag weiter, die Handlung hetzt durch aberwitzige Wendungen, die Schauspieler zeigen Akrobatik noch und nöcher bei Prügeleien und Autounfällen aller Art. Allen voran natürlich Superstar Amitabh Bachchan mit enormer Präsenz, hier…
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Rezension Bollywood-Oldie: Bobby (1973, mit Rishi Kapoor) – 9 Videos – 7 Sterne
Hochwertig produziertes Teenager-Liebesdrama mit Rishi Kapoor und Dimple Kapadia von 1973. 168 Minuten. Schmissige Musik, aufwändige Sets und Kostüme, viel Gefühl ohne Kitsch-Alarm. „Bobby“ gehört zu den erfolgreichsten Hindi-Filmen der 70er und wurde mit Auszeichnungen überschüttet. Solides Handwerk: Reicher Sohn liebt armes Fischermädchen, die Eltern sind dagegen. Soweit in Bollywood nichts Neues. Doch „Bobby“ überzeugt durch jugendfrische Akteure und solides Handwerk: Ein sorgfältig geschriebenes Drehbuch mit markanten Dialogen, stets nachvollziehbarer Handlung und einem langen, dramatischen Finale, das den Glaube ans Gute prüft; zahlreiche schön inszenierte und gut gefilmte Gruppenszenen; glatt ins Geschehen integrierte Musik. Die 70er-Jahre-Sets und Kostüme bersten vor Extravaganz und schrillen Farben, die Turmfrisuren der hochmögenden Gesellschaftsdamen schwanken bedrohlich.…
- Annehmbar, Bollwood-Oldie, Bollywood, Film, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Komödie, Spielfilm
Bollywood-Oldie: Kashmir Ki Kali (1964, mit Shammi Kapoor, Sharmila Tagore) – mit Songs – 6 Sterne
Shammi Kapoor gibt einen kindisch-exzentrischen Unternehmersohn, der im schönen Kaschmir eine arme, liebreizend tugendhafte Landmagd ehelichen möchte. Diese Rolle übernimmt die sehr junge Sharmila Tagore in ihrem ersten Hindi-Film – fast noch mit Babyspeck und ohne den mondänen Ooomph, den sie in späteren Filmen wie „Evening in Paris“ auf die Leinwand klotzte (wieder mit Shammi Kapoor und Regisseur Shakti Samanta). Ein paarmal darf Tagore hier aber herzallerliebst formatfüllend in die Kamera lächeln. Verwechslungen und andere Kaspereien: Genre-typisch hat Kashmir Ki Kali (1964) ein paar unglaubliche Verwechslungen (es bleibt noch knapp überschaubar), ernsthafte Plausibilitätslücken und ein fulminantes Finale. Shammi Kapoors exaltiert effeminiertes Herumgekaspere wirkt ohnehin jederzeit unrealistisch – dennoch fand ich…
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Bollywood-Action-Oldie: Naseeb (1981, mit Amitabh Bachchan) – 5 Songs – 6 Sterne
Naseeb (1981) kopiert scheinbar frühere Masala-Erfolge von Regisseur Manmohan Desai: die gewohnt schmissige Musik von Laxmikant-Pyarelal; den formidablen jungen Amitabh Bachchan; geballte Schicksalschläge und zerstörte Familien in den ersten 20 Minuten; danach verspielte Action noch und nöcher, während Logik und Glaubwürdigkeit Mangelware bleiben; Anspielungen auf drei oder vier Religionen; drei Frauen auf einem Motorrad fahren, nein fliegen durch Glastüren; schuftige Schurken, liebe Lausbuben; ein haarsträubend fulminantes Finale. Eigentlich ein Erfolgsrezept. Kann Naseeb also an vergnügliche Desai-Kracher wie Suhaag oder Amar Akhbar Anthony anknüpfen? Nicht ganz: Naseeb walzt die Action zu breit aus. Da gibt es mehrere lange, lange Boxwettkämpfe in einer Wetthöhle und dann gedehnte Unfälle in der Hotelküche, wo…
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Bollywood-Masala-Oldie: Johny Mera Naam (1970, mit Dev Anand, Hema Malini) – mit 4 Videos – 5 Sterne
Super-Erfolgsfilm. Kompliziertes Gangsterkomödrama mit so vielen Verwechselungen, dass Dev Anand allein mit drei Namen auf der Liste erscheint; auch weitere Figuren wechseln die Identitäten. Großes Durcheinander: Es beginnt mit Kinderboxen, dann folgen zügig zwei Messermorde, ein Zeitsprung und viele viele Komplikationen, die ausführlich diskutiert werden müssen. Die folgenden Schlägereien reißen nicht mehr vom Hocker – und das über insgesamt fast drei Stunden. Dev Anand gibt wieder den lässigen Desi-James-Bond, wieder in den Hängen des Himalaya. Doch er war schonmal besser gekleidet, die Musik hat auch mal besser geklungen, die Stücke wirken sehr altmodisch und dumpf – „Jewel Thief“ gefällt mir besser. Der Auftritt von Hema Malini: Der Ausstrahlung von Pran…
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Bollywood-Oldie: Guddi (1971, mit Dharmendra, Jaya Badhuri) – Trailer & 2 Songs – 5 Sterne
Der Film zerfällt in zwei Teile. Im ersten sehen wir das typische Familienleben des Regisseurs Hrishikesh Mukherjee: gehobene Mittelklasse, kleinere Probleme, sonst alles wohlgefällig, ohne jeden Knalleffekt, ohne Ohrfeigen oder verstörenden Klamauk. Hier gibt es ein paar schöne Dialoge (Buch: Gulzar). Doch andere Streifen von Regisseur Hrishikesh Mukherjee gefallen besser, insbesondere Bawarchi oder Anupama. Im zweiten Teil beobachten die Hauptdarsteller Dreharbeiten in Bollywood. Dabei spielen die echten Bollywood-Stars Dharmendra, Om Prakash und Pran sich selbst. Wir lernen, dass die Darsteller ihren Figuren auf der Leinwand nicht im geringsten ähneln und dass das Filmgeschäft eher unromantisch ist. Ist das neu? Nein. Besonders interessant ist es auch nicht. Tiefschürfende Bollywoodeinblicke gibt es…
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Bollywood-Oldie: Devdas (1955, mit Dilip Kumar, Vijayanthimala) – mit 5 Songs – 5 Sterne
Gefeierter 160-Minuten-Klassiker von 1955, der einige Preise holte, alle Best-of-Bollywood-Listen ziert und zuletzt 2002 mit Aishwarya Rai neu verfilmt wurde. Highlights hier in der 1955er-Version sind die knuffigen Kinderdarsteller im ersten Viertel, die ausdrucksvollen Tänze von Vijayanthimala und die teils schöne Musik von S.D. Burman. Tragische Handlung voller Selbstmitleid: Die Handlung? Reiches Söhnchen darf Jugendliebe nicht heiraten und verliert sich deswegen an Alkohol und eine Freudendame mit Herz. Söhnchen trauert Jugendliebe nach, Jugendliebe trauert Söhnchen nach, Freudendame trauert ebenfalls Söhnchen nach, denn der verlässt sie. Soviel Selbstmitleid. Vor allem Dilip Kumar und Suchitra Sen (Großmutter von Raima Sen) spielen sehr wehleidig. Völlig unverständlich, dass die Frauen sich vor diesem rückgratlosen…