Test Leseständer/Buchstützen

Ich suchte Buchstützen, die ein 800-Seiten Hardcover sicher aufgeschlagen halten – bei Seite 388 ebenso wie bei Seite 8 und 788. Dabei will ich immer wieder bequem und mühelos umblättern. Ich will also kein Kochbuch eine halbe Stunde auf eine Doppelseite festlegen. Der genaue Buchwinkel interessiert mich weniger als das sichere Fixieren der schweren Drucksache und sicherer Stand. Alle Buchstützen würde ich für angenehmere Höhe noch auf einen Sockel oder auf einen Laptop-Tisch stellen.

Tragbar Leseständer Buchhalter aus Kunststoff verstellbar von JIAHG, beschr. Actto

Derzeit mein bevorzugtes Modell. Dicke Bücher sitzen auf den zwei Armen recht sicher. Die gewünschte Doppelseite wird durch die Arme sicher fixiert, dennoch fällt Umblättern leicht. Die gesamte Konstruktion sitzt sicher auf einem Tisch und halbwegs sicher, wenn man zwecks Höhengewinns ein paar Bücher als Unterlage nimmt – dennoch wäre mir ein Bodenbrett lieber als die hier verwendete Gegenstütze wie bei einem Bilderrahmen zum Aufstellen. Auf Sofa, Bett oder Berber wackelt es ohne glatte Unterlage.

Auf den zwei Armen sitzt ein sehr dickes Buch besser als auf einer Buchstütze mit durchgehender Bodenauflage (z.B. Wedo Book oder Wedo Bambus). Die einzeln einstellbaren, geknickten Arme dienen also zugleich als Buchablage und als Buchseitenfixierung; sie lassen sich gut an verschiedene Buchstärken und Buchetappen (vorne, Mitte, hinten) anpassen, und das Umblättern fällt leicht. Die Teile der Arme, die das Papier fixieren, sollten jedoch dünner sein, um weniger Text zu verdecken (in dem Punkt ist Wedo Book besser).

Man könnte meinen, dass sehr kleine dünne Taschenbücher nicht mehr gehalten werden – doch bei mir geht es. Vielleicht werden standardgroße Reclam-Bändchen nicht mehr gehalten, das konnte ich nicht ausprobieren.

Händler JIAHG UK schickte die Rechnung für sein Actto-Modell erst nach Anforderung und ohne ausgewiesene MwSt., aber mit der Aufforderung, “Es wäre besser, wenn Sie eine positive Bewertung zum Verkäufer oder Produkt abgeben”. Fernöstl. Charme.

Die gleiche Stütze gibt es von unterschiedlichsten Anbietern zu Preisen zwischen 5 und 16 Euro, ich weiß nicht, wer hier wen kopiert. Ich habe die Stütze jedenfalls noch einmal mit der Beschriftung “Musongs” gekauft. Die Haltearme der Musongs-Variante sitzen deutlich zu locker, sie halten störrische Buchseiten generell nicht zurück. Hier behilft man sich mit Gummiband, Wäscheklammer oder einer speziellen bügelartigen Buchklammer für drei Euro, die man nur ums Buch oder um Buch und Stütze herumlegt. Spaß macht das aber nicht.

Bookseat

Das Buch sitzt sicher, die sehr stramm sitzende Plexiglasplatte mit Gummizug hält Seiten sehr zuverlässig geöffnet, das Anheben beim Umblättern fällt gleichwohl leicht.

Allerdings: Die gesamte Bookseat-Konstruktion sitzt nicht so sicher auf dem Untergrund. Um meine Lektüre näher am Auge zu haben, stelle ich die Buchstütze gern auf ein paar dicke Bücher, so dass ich ca. 15 cm Höhe gewinne (je nach Stuhl/Tisch-Kombo). Doch mit solch einer Buchunterlage wirkt der Bookseat sehr wackelig und fällt speziell beim Umblättern leicht herunter. Sie eignet sich eher für große Tische, Couch, Teppich oder Bett; eine dauerhaft exakt gerade Ausrichtung dürfte Mühe bereiten.

Wedo 2119903 Leseständer Book

Dieser Ständer mit seinen “Book”-Plastikbuchstaben ist ausnehmend hässlich und infantil, ob in rotem, schwarzem oder blauem schwabbeligem Strandspielzeug-Plastik. Und ich trinke auch keinen Kaffee aus Tassen, auf denen “Coffee” steht. Gleichwohl macht Wedo Book einen besseren Job als andere Testkandidaten und rangiert bei mir auf Platz 2 deutlich hinter “Tragbar Leseständer Buchhalter aus Kunststoff” (oben). Zwei Gründe dafür:

  • Die Aufstellfläche fürs Buch vorn unten ist tiefer als bei anderen Kandidaten und zudem geriffelt, so lassen sich auch schwere Schmöker relativ sicher abstellen. Wenig andere Buchstützen nehmen so dicke Bücher auf.
  • Zum Fixieren werden zwei einzelne Arme nach vorn gefahren, nicht eine durchgehende Spange. Zwar sitzen die Arme auf einer gemeinsamen Achse, sind aber doch individuell anpassungsfähig – sie fixieren das Buch bei Seite 8, 388 und 788 halbwegs gleichermaßen, im Gegensatz zu einer durchgehenden Spange. Sie haben knapp genug Andruck.

Der Gleitmechanismus zum Einstellen des Rückenwinkels ist lästig fummelig und kann beim Aufstellen nach Ortswechsel oder Verstauen ganz versagen – dann faltet sich die Lesestütze selbst zusammen. Die zwei Arme vorn drücken die Seiten derzeit kraftvoll genug an, dass sie sich nicht befreien können; gleichzeitig fällt aber das Weiterblättern leicht. Falls die Andruckkraft der Arme irgendwann nachlässt, würde es mich nicht wundern.

Die zwei Arme sind wohl ganz leicht gefedert, so dass man sie nur mit etwas Nachdruck komplett flachlegen kann, und beim Andrücken besonders widerspenstiger Seiten hilft die Federung nicht. Die zwei Plastikkappen auf den Enden der Metallarme gehen leicht ab – Ersatzteilnummer? Immerhin verdecken diese Arme samt Kappen weniger Text als der sonst überwiegend praktischere “Tragbar Leseständer Buchhalter aus Kunststoff” (oben).

 

Wedo 211407 Leseständer Bambus

Die Abstellfläche ist nicht tief genug für dicke Schmöker. Bei Seite 388 werden Folianten noch vage gehalten, auf den Seiten 8 oder 788 eher nicht. Der Schmöker sitzt auf jeden Fall wackelig. Vorne drücken nicht zwei einzelne Arme an, sondern ein durchgehender Querbügel. Der macht nur Sinn, wenn das Buch auf beiden Seiten in etwa gleichstark ist – zum Beispiel auf Seite 388 von 800. Bei Seite 8 oder 788 bewältigt der Querbügel seine Aufgabe kaum, zudem er hier zu leicht nachgibt, so dass sich das Buch selbst umblättert und/oder nach vorn kippt. Ein durchgehender Querbügel erschwert zudem im Vergleich zu zwei einzelnen Armen das Umblättern.

Im Übrigen war mein Exemplar mies verarbeitet: Vorn quoll Holzklebstoff raus, der stützende Metallbügel hinten war verbogen und passte – wie man ihn auch drehte – nie so ganz richtig in die drei Schlitze für unterschiedliche Winkel. Zugegeben, die Holz-Metall-Konstruktion wirkt optisch etwas ansprechender als das Lego-Plastik des Wedo Book.

Es wirkt halt wieder wie so ein Chinaschmarrn (ich sagte nicht “ist”). Ich habe auch Handyhalter für Fahrrad, Auto und einen Buchhalter für die Wanne aus China – alles billig, alles wackelig, von Umsatzversteuerung ganz zu schweigen. Wie gern würde ich solche Ware von Herstellern wie Leitz, Mercedes oder nordhessischen Traditionsmanufakturen für 80 Euro/Stück bei Manufactum kaufen. Aber das gibt es nicht. Es gibt nur billiges Chinageraffl. Dieses Bambusding hat nicht mal Woolworthqualität.

Übrigens schien mir der Wedo Bambus als Tablet-Ständer brauchbar: Ich habe dafür den Querbügel nach unten innen geklappt, das Tablet steht also leicht erhöht auf dem Bügel (wie abgebildet), Tablet-Bedienelemente ganz unten sind dadurch leichter erreichbar. Jedenfalls eignet sich der Wedo Bambus fürs Tablet besser als meine fipsige als solche gekaufte Tablet-Stütze (Chinaschzeugs natürlich).

Herlitz Leseständer

Erinnert deutlich an Wedo Leseständer Book mit seiner Technik, den Neigungswinkel einzustellen – bei Herlitz etwas besser gelöst. Doch die Buchabstellfläche vorn ist nicht geriffelt; da zeigt sich der Wedo praktikabler. Vor allem: Vorn halten nicht zwei Einzelarme, sondern ein durchgehender Bügel des Widerspenstigen Seiten im Zaum – oder auch nicht. Ein durchgehender Bügel ist weniger praktisch, und bei meinem Testmodell kam zudem kein kraftvoller Andruck zustande.

Readaeer Leseständer Bookrest

Dieses Exemplar ist wohl für Kochbücher gedacht oder für andere Werke, die länger bei einer Doppelseite aufgeschlagen bleiben. Die gefederten Klammern drücken die Buchseiten enorm kräftig an und das Weiterblättern macht keinen Spaß. Man hat fast Angst, dass einem die Klammern mal um die Ohren fliegen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Nach oben scrollen