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Filmkritik: Zeit der Kannibalen (2014) – 4 Sterne – mit Trailer
Drei Unternehmensberater reden 90 Minuten teils hochgradig zynisch, teils idealistisch mit zunehmend dicker aufgetragenen Klischees. Dafür gab’s einen Drehbuch-Preis. Der Film spielt ausschließlich in Hotelzimmern und Besprechungsräumen (darin dem TV-Spiel Toulouse ähnelnd), die Hochhäuser vor den Fenstern sind erkennbar Pappkulisse – künstlich stilisiert wie die Dialoge, Mienen und Szenarien (Regie Johannes Naber, Buch Stefan Weigl, mit Sebastian Blomberg, Katharina Schüttler, Devid Striesow). Assoziationen: Andere Filme aus der Geschäftswelt sind zumindest etwas besser, etwa Master of the Universe, Work Hard – Play hard, Unter dir die Stadt oder Up in the Air. Die Art, wie Zeit der Kannibalen nicht klar regional verortet ist (auch wenn man sich teils angeblich in Lagos…
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Filmkritik: Wellness für Paare (2016) – 7 Sterne – mit Trailer & Presse-Links
Der Ton dieser improvisierten Paargespräche klingt sehr natürlich, wie im echten Leben. Inhaltlich gilt das nicht ganz: Nach kurzem Geplänkel purzeln die Lebenslügen nur so heraus, im forcierten Tempo, allerseits: Verschwiegene Affäre, verschwiegene Pleite, verschwiegene Ängste, verschwiegener Ärger, drängender Kinderwunsch; diese reality ist äußerst scripted. Einige Figuren spielen auch zu kabarettistisch, andere scheinen momentweise über sich zu grinsen oder bei Gefühlsausbrüchen verzweifelt nach Verbalisierbarem zu ringen. Trotzdem ist der Film interessant und hat mich jederzeit bei Laune gehalten (mit Anke Engelke, Sebastian Blomberg, Bjarne Mädel, Anneke Kim Sarnau, Devid Striesow, Magdalena Boczarska, Martin Brambach, Katharina Marie Schubert, Michael Wittenborn, Gabriele Schmeide). Vieles erinnert an den ebenso improvisierten 2014er Vorgänger Altersglühen…
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Kritik deutsche Komödie: Drei (2010) – 6 Sterne – 1 Video
Sophie Rois und Sebastian Schipper spielen ein abgeklärtes Berliner Paar, beide Mitte 30, intelligent und in Medienberufen. Sie überlegen, ob sie nach 20 Jahren Beziehung noch heiraten und vielleicht Kinder bekommen sollen – doch weitere Beziehungen und Belastungen kommen dazwischen. Bald entsteht ein überraschendes Dreieck, das dem Film untypische Sexzenen beschert. Komödie und Drama: Regisseur und Autor Tom Tykwer liefert intelligente Unterhaltung mit coolen Dialogen und etwas Tragödie, die nie aufs Gemüt schlägt. Der Film changiert zwischen romantischer Komödie und leichtem, nie ganz ernst zu nehmendem Beziehungsdrama, wirkt spätestens gegen Ende zu konstruiert. Ein paarmal habe ich die Augen geschlossen, u.a. bei den urologischen Details einer Hoden-OP. Einige grafische Tricks…