Buch-Lesungen als Podcast – (m)eine Auswahl

fast nur Lesung Ca.-Länge  
Bayern 2 Lesungen um 29 oder um 54 min — Format: Literatur aller Epochen, gelesen von Sprechprofis mit Regisseur, teils bayernspezifisch. Gefällig informativ von Redakteuren anmoderiert, teils mit Interview, Kurztrailer und dezenter Klimpermusik. Ausnahmen: Aufz. von Live-Veranstaltungen 20 bis 115 min lang. Manche Lesungen von Neuerscheinungen sind nur einige Wochen lang verfügbar, dies wird in den Shownotes gesagt
— HansBlog-Meinung: mein Highlight, herausragend produziert, zeigt die mögliche Überlegenheit der Öffentlich-Rechtlichen. Bemerkenswert: Die Lesungen des ARD-Radiofestivals 2020 übernahm BR2 nach meiner Übersicht nicht komplett (anders als m.E. MDR), vielleicht weil die Auftragsarbeiten teils schlecht geschrieben und teils schlecht vom Autor* gesprochen waren (m. Spekulation).
     
mdr Kultur Hörspiele und Lesungen 16 – 30 min — Format: Lesung (bis 30 min) und Hörspiel (um 55 min), nicht getrennt; teils Literarisches, teils für Jugendliche oder banal; Haupttext beginnt im Podcast ohne Anmoderation, Jingle, Titel oder Name von Autor und Sprecher

— HansBlog-Meinung: das Ganze wirkt lieblos programmiert und aufbereitet; Mischung Hörspiel und Lesung problematisch; Inhalte für mich oft reizlos (Die Flusspiraten vom Mississippi in 37 Teilen; Jules Verne in 45 Teilen; Ilja Richter liest Karl May; ARD-Radiotatort um 55 min)

WDR 3 Lesung um 50 min — Format: literarisches Programm
ARD Audiothek, Rubrik Lesung   gewaltiges Podcastpanorama aller Sender, auch ganze Hörbücher in vielen Folgen, dafür zahlt man Rundfunkgebühr. Offenbar in dieser Zusammenstellung nur in ARD-Audiothek-App und im Internetbrowser, aber nicht in anderen Apps; dort muss man einzelne Podcasts abonnieren, hat vermutlich nicht weniger Auswahl, aber mehr Suchen/Tippen/Klicken
     
zehnSeiten.de 9 – 28 min — Format: Autoren lesen selbst* aus eigenen Werken, meist ohne jede Einführung. Auf Webseite auch als Video

— HansBlog-Meinung: man hört Papier rascheln, Versprecher teils nicht rausgeschnitten

Kulturmobile. Der Literatur Podcast der BMW Group 8 – 30 min — Format: kurze Einführung, dann Lesung aus der Hochliteratur, Sprecher fast immer Thomas Girst

— HansBlog-Meinung: weniger professionell als Öffentlich-Rechtliche, aber nicht uninteressant, etwas eigenwillig zögerlich, jedenfalls nicht kalt-distanziert

     
Lesung + Gespräch    
rbb Kultur weiter lesen 25 – 41 min — Format: literarisches, relativ internat. Programm, auch Lyrik, meist Aktuelles; Mitveranstalter Literarisches Colloquium Berlin (aber Studioproduktion, keine Liveveranstaltung mit Publikum); Lesung plus Gespräch mit Autor/Lektor/Übersetzer, teils drei Sprecher; teils Autor als Leser*

— HansBlog-Meinung: kultiviert, interessant, weit mehr Gespräch als Lesung

WDR 1 Live Stories 45 – 50 min — Format: Lesung aktueller Bücher durch Autor*, mehrfach unterbrochen durch Autor-Interview und Jingles, meist Aktuelles

— HansBlog-Meinung: unkritisch, aufdringlich jugendfrisch millenialfreundlich wie früher MTV oder heute DLF Nova, man sagt “geil”, “mega”, “bubble”; Interview nimmt gefühlt mehr Zeit ein als Lesung und dominiert Gesamteindruck – eher Event als Lesung (nicht unähnlich, aber erwachsener tönen einzelne Episoden von SR2 Literatur im Gespräch, SWR 2 Lesenswert Gespräch, rbb Kultur (s.o.) und SRF 52 beste Bücher, teils von öffentlichen Veranstaltungen)

Alle o.g. Audio-Podcasts kann man auch direkt im Browser auf der Webseite hören und dort teils als MP3 herunterladen.

*Lesung durch Autor vs. Lesung durch Profi:

Liest der Autor sein eigenes Werk, klingt es für mich fast immer zu kalt, zu monoton, zu selbstdistanziert . Zwar ist die Stimme des Autors an sich nicht uninteressant, aber meist auch nicht angenehm – bei Frauen so wenig wie bei Männern, jedenfalls deutschen. Aufhören ließen mich die Stimmen von Christine Wunnicke und Vea Kaiser – sowie schon zu intensiv – Zsuzsa Bánk und Monika Helfer. Den Autor selbst hört man in der Regel bei zehnSeiten.de, bei WDR 1 Live Stories (s.jew.oben), bei rbb Kultur und ARD-Radiofestival 2020.

Ganz anders BR2 (und ein paar weitere ARD-Stationen): Hier lesen Sprechprofis, teils bekannte Schauspieler, betreut von Regisseuren; das klingt allemal vergnüglich, wenn auch teils über-inszeniert, speziell beim BR zu ironisch, zu breit. Bayern-spezifische BR-Kostproben: Christ/Unsere Bayern anno 14 und Ganghofer/Das Schweigen im Walde; ein separater Bayern-spezifischer BR-Podcast ist Heimat lesen mit heterogener Qualität.

Parallele Kalenderblatt/Zeitzeichen/Stichtag:

Übrigens setzt BR2 die Tendenz zu edel aufgezeichneten Edelsprechern mit Edeltexten auch in seinem Kalenderblatt fort: Diese BR-Radio-Erinnerung an historische Ereignisse bringt keinerlei historischen O-Ton oder Musik – nur einen betont charaktervollen, oft ironischen Text und dito Sprecher. Selbst im Bob-Marley-Kalenderblatt muss die Radiosprecherin singen, es gibt keinen Marley-O-Ton.

Die Kalenderblätter/Zeitzeichen/Rückblicke/Stichtage anderer Sender (etwa DLF, WDR-Zeitzeichen, WDR-Stichtag, Bremen1, DW) garnieren ihre Rückblicke dagegen mit allerlei Tonkonserven und weniger markanten Sprechern – speziell das WDR-Zeitzeichen klingt wie ein 14minütiges Hörspiel. Der BR inszeniert dagegen eine gepflegte, kurze Lesung.

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